Gefühlt steht das Alte Rathaus, eines der prägendsten Gebäude in der Innenstadt, schon eine halbe Ewigkeit leer. Während die Stadt im Zentrum alles rund herum saniert und aufgehübscht hat, vegetiert das denkmalgeschützte Alte Rathaus vor sich hin. Der gelbe Putz bröckelt, der Eingang mutet unansehnlich an. Viele Bürger fragen sich, warum dort nichts vorwärtsgeht. Schließlich gab es schon vor Jahren Pläne, eine Art Bürgerzentrum mit Gastronomie und Veranstaltungssaal dort zu integrieren. Bürgermeister Lorenz Müller hat nun Stellung genommen und erklärt, was in den vergangenen Jahren passiert ist und wie es nun weitergeht.
Herr Müller, für die Öffentlichkeit sieht es so aus, als hätte sich am Alten Rathaus in den vergangenen Jahren nichts getan. Was ist seit dem Auszug der Agentur für Arbeit im Jahr 2014 geschehen?
Lorenz Müller: Nach dem Auszug wurden von Juni bis August 2014 die neuzeitlichen Einbauten insbesondere im Dachgeschoss fachgerecht entfernt und diverse statisch relevante Bauteile freigelegt. In mehreren Phasen wurden nach Aufforderung des Denkmalschutzes und in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bauforscherische Untersuchungen durchgeführt. Diese Untersuchungen sind aus Sicht des Denkmalschutzes vor der eigentlichen Planung der Sanierung erforderlich gewesen.
Was im Alten Rathaus in Schwabmünchen geplant war
Was war dann geplant?
Lorenz Müller: Erst mit den hieraus gewonnenen Erkenntnissen konnten Planungsbüros beauftragt werden, um das Gebäude wieder seiner ursprünglichen Funktion untern anderem mit Gastronomie zuzuführen, auch um den neu geschaffenen Stadtplatz noch weiter zu beleben. Zudem sollte ein vielfältig nutzbarer Veranstaltungssaal in den historischen Dachstuhl eingebaut werden. Das erste Obergeschoss soll neben einem attraktiven Seminarraum - zum Beispiel für die Vhs - weitere Räume für kulturelle Zwecke und Vereine beherbergen. Selbstverständlich wurde auch an eine barrierefreie öffentliche Toilettenanlage gedacht. Diese Entwurfsplanung konnte der Stadtrat in seiner Sitzung vom 21. Juli 2015 freigeben, woraufhin voraussichtliche Baukosten von 6,35 Millionen Euro errechnet wurden. Nach intensiven Verhandlungen mit der bei der Regierung von Schwaben angesiedelten Städtebauförderung hat die Stadt Schwabmünchen erst am 19. Januar 2017 einen Förderbescheid über 2,61 Millionen Euro erhalten. Weitere Fördermittel geringeren Umfangs sind von der Bayerischen Landesstiftung zwischenzeitlich ebenfalls verbindlich zugesagt. Vor der Förderzusage können rechtlich keine Vergaben erfolgen.
Klingt ja erst mal gut. Warum hat sich das Vorhaben dann in die Länge gezogen?
Lorenz Müller: Auf dieser Finanzierungsgrundlage wurde eine Baugenehmigung beantragt und schließlich – nach intensiver Abstimmung von Immissionsschutz und Brandschutz sowie Aufstellung eines Bebauungsplans – am 7. Januar 2019 erteilt. Die Erteilung der Baugenehmigung hat sich in die Länge gezogen, da nach Ansicht der Immissionsschutzbehörde eine Überschreitung der zulässigen Lärmwerte zu befürchten gewesen sei.
Die Kostenschätzung ist explodiert
Aber dann gab es doch trotzdem erste Bauarbeiten im Inneren. Warum sind diese zum Erliegen gekommen?
Lorenz Müller: Umgehend nach Erhalt der Baugenehmigung wurde nach der durch Förderantrag und Bauantragsverfahren bedingten Unterbrechung der Planung mit der Ausführungsplanung begonnen. Es wurden in Abstimmung mit der Tragwerksplanung und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege weitere Freilegungsarbeiten und Fundamentuntersuchungen durchgeführt sowie der immer noch vorhandene Öltank ausgebaut und entsorgt. Dabei hat sich gezeigt, dass die historische Baukonstruktion und Fundamentierung erheblich größere Mängel aufweist, als üblicherweise bei einem Baudenkmal zu erwarten sind und von den Planungsbüros bislang mitgeteilt worden waren. Schließlich konnte durch die beauftragten Planer am 30. Januar 2020 eine aktualisierte und noch weiter vertiefte Kostenberechnung in Höhe von 10,40 Millionen Euro vorgelegt werden, wobei die zu veranschlagenden Baukosten vom Planungsbüro auf über elf Millionen Euro vorgeschlagen wurden. Da der Denkmalschutz den Erhalt der alten Holzdecken fordert, wäre, um die Tragfähigkeit für die Nutzungen des Ober- und Dachgeschosses zu sichern, der Einbau großer Mengen Stahlträgern erforderlich, was wiederum auf die Tragfähigkeit der Mauern und Fundamente Auswirkungen hat.
Wären die neu geschätzten Kosten denn für die Stadt zu stemmen?
Lorenz Müller: Die Baukosten von über elf Millionen Euro sind aus meiner Sicht nicht zu verantworten und im Übrigen nach Mitteilung der Regierung von Schwaben auch nicht förderfähig.
Und jetzt?
Lorenz Müller: Die Stadt Schwabmünchen hat entschieden, die Planung nochmals zu überarbeiten. Es werden konkret Varianten geprüft, wie die Baukosten etwa auch durch Kompromisse bei den Anforderungen des Denkmalschutzes reduziert werden können. Gleichzeitig haben wir auch Gespräche hinsichtlich einer Erhöhung der Zuschüsse geführt. Grundsätzlich können bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten gefördert werden. Letztlich ist aber auch zu diskutieren, ob das Nutzungskonzept verschlankt und trotzdem die gewünschte Belebung der Innenstadt erreicht werden kann. Der Stadt und auch mir ist die Sanierung unseres Alten Rathauses ein sehr großes Anliegen.
Die mögliche Lösung: Kompromisse und Umplanung
Wie geht es nun weiter?
Lorenz Müller: Wir arbeiten intensiv an einer Lösung, wie dieses das Bild und die Geschichte der Stadt prägende Gebäude saniert werden kann. Gleichzeitig müssen wir auch im Interesse der Bürger in finanziell schwierigen Zeiten verantwortbare Kosten nachweisen. Ich gehe davon aus, dass wir die "Umplanung" heuer abschließen und dann mit der Sanierung beginnen können.
Zur Historie
Das Alte Rathaus stellt eines der prägendsten Gebäude in der Schwabmünchner Innenstadt dar. Daher ist es auch in die Denkmalliste eingetragen. Das genaue Baujahr ist unbekannt; aufgrund einer dendrochronologischen Untersuchung kann der Dachstuhl jedoch auf das Jahr 1727 datiert werden. Ursprünglich wurde es als Poststation und Gasthof errichtet, von 1934 bis 1979 war es dann als Rathaus einer der wichtigsten Anlaufpunkte in der Stadt Schwabmünchen. Bis 2014 war dort die Agentur für Arbeit untergebracht. Seitdem steht es leer.
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