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Schwabmünchen: Mehr als 1200 Unterschriften gegen Schwabmünchner Krähen

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Mehr als 1200 Unterschriften gegen Schwabmünchner Krähen

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    Viele Saatkrähen sind  im Landkreis unterwegs. (Archivfoto)
    Viele Saatkrähen sind im Landkreis unterwegs. (Archivfoto) Foto: Timm Schamberger, dpa

    Sie machen Lärm. Sie machen Dreck. Und sie sorgen für Zündstoff. Seit einigen Wochen sind die Krähen im Schwabmünchner Luitpoldpark und rund um das sogenannte Schützenheimwäldchen wieder anzutreffen. "Die Zahl der Krähen im Park ist zu groß", sagt der Vorsitzende des Verschönerungsvereins, Heinz Schwarzenbacher. Daher sammelte der Verein Unterschriften. Das erklärte Ziel: Die Population soll reduziert werden.

    Mehr als 1000 Unterschriften in Schwabmünchen gegen Krähen

    1239 Unterschriften wurden nun an Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller überreicht. Der freute sich über die Argumentationshilfe gegenüber der Naturschutzbehörde. "Bei allem Verständnis für den Artenschutz, aber die Population in Schwabmünchen ist nicht mehr hinnehmbar", sagt der Bürgermeister. "Da Maßnahmen gegen die Krähen nur mit Zustimmung der Naturschutzbehörde möglich sind, sind die Unterschriften wichtig, um zu zeigen, wie viele Menschen hinter dem Wunsch der Eindämmung der Krähenpopulation stehen", so Müller. Immerhin durften vor der Brutzeit 39 Nester im Park entfernt werden.

    Wie es nun weitergeht, ist offen. Auch die Erfolgsaussichten sind unklar. Der Verschönerungsverein regte an, sich mit anderen betroffenen Kommunen wie Meitingen, Bäumenheim, Gersthofen oder Mindelheim zusammenzuschließen. Denn auch dort machen die streng geschützten Tiere immer wieder Ärger.

    Mindelheim ist die "Stadt der Krähen"

    Wegen rund 900 Brutpaaren gilt zum Beispiel Mindelheim als "Hauptstadt der Krähen" - sehr zum Verdruss mancher Anwohner. Immer wieder wurde dort versucht, die krächzenden Vögel los zu werden. Vor fast 70 Jahren wurde sogar eine Großjagd auf Krähen veranstaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg kursierten Rezepte in der Region, wie man eine Krähe schmackhaft zubereitet. Später versuchte die Feuerwehr, die Nester von den Bäumen zu spritzen. Diese Methode kam freilich bei Tierschützern nicht gut an.

    Gersthofer Bürgermeister versucht es mit der Tuba

    Auch in Meitingen wurde den Saatkrähen mit Wasser zu Leibe gerückt. Und in Gersthofen griff ein Bürgermeister schon einmal zur Tuba, um mit lauter Blasmusik die unerwünschten Dauermieter aus dem Park zu verscheuchen. Der Erfolg in beiden Fällen: praktisch gleich null. Auch die Versuche, die Radaubrüder mit Falken zu vertreiben, fruchteten nicht. Im Gegenteil: Eine Vergrämung hätte dort eine Zersplitterung der Kolonie zur Folge gehabt und ein Populationswachstum. Biologe Hermann Stickroth weiß: "Eine Vergrämung ist wirkungslos und verschlimmert die Lage."

    Nicht nur im Luitpoldpark, sondern auch im übrigen Stadtgebiet von Schwabmünchen  sind  Saatkrähen anzutreffen.
    Nicht nur im Luitpoldpark, sondern auch im übrigen Stadtgebiet von Schwabmünchen sind Saatkrähen anzutreffen. Foto: Archiv

    Die bisherige Praxis der Vergrämung sei ein Teil des Problems. Die Vögel seien so intelligent, dass sie sich auch von Schüssen aus Schreckschusspistolen oder von Lichtterror, wie zum Beispiel in Bäumenheim ins Gespräch gebracht, nicht beeinträchtigen lassen. Eine Chance sieht der Biologe allerdings.

    So könnten zum Beispiel vorhandene Nester frühzeitig entfernt werden. Zugleich ließen sich Gabelungen am Geäst abschneiden, damit sich die Bäume nicht mehr zum Nestbau eignen. Um die Vögel umzusiedeln, könnten auch künstliche Nester eingerichtet werden.

    Der Konflikt von Tier und Mensch wird jetzt auch wissenschaftlich untersucht. An der Augsburger Landesanstalt für Umwelt (LfU) startet ein Projekt zum Management von Saatkrähen. In einer Pilotstudie soll herausgefunden werden, wie diese Vögel vergrämt werden können. Beginnen möchten die Experten, indem sie 35 Saatkrähen bei Mertingen und Asbach-Bäumenheim mit Sendern ausstatten. Daraus sollen neue Erkenntnisse über das Populationswachstum dieser Krähenfamilie eingeholt werden.

    "Krähen-Population explodiert in Schwaben"

    Auch der Schutz der Vögel soll neu überdacht werden: "Die aktuellen Schutzmaßnahmen stammen aus einer Zeit, in der die Krähe existenziell bedroht war", sagen die Landtagsabgeordneten Fabian Mehring und Johann Häusler, die das Projekt angestoßen haben. "Nunmehr explodiert ihre Population aber insbesondere in Bayerisch-Schwaben geradezu." Deshalb müsse die historisch gewachsene Rechtssituation wieder mit der Realität in Einklang gebracht werden.

    1955 gab es nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt im Freistaat nur noch 600 Brutpaare. Aber der Bestand erhöhte sich: 2011 wurden wieder etwas mehr als 7000 Brutpaare gezählt. Mittlerweile gibt es knapp 14.000 Brutpaare in Bayern.

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