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Klettern steht hoch im Kurs
![Kraft in den Fingerspitzen ist beim Bouldern gefragt, hier krallt sich Lea Glaisner an die überhängende Wand in der Schwabmünchner Grundschule. Das einstige Klettern wurde so modernisiert, dass Anfänger und Profis gleichermaßen Spaß haben. Kraft in den Fingerspitzen ist beim Bouldern gefragt, hier krallt sich Lea Glaisner an die überhängende Wand in der Schwabmünchner Grundschule. Das einstige Klettern wurde so modernisiert, dass Anfänger und Profis gleichermaßen Spaß haben.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
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Der Trendsport Bouldern boomt und ein Ende ist nicht abzusehen. Doch an der Wand zu hangeln birgt ein großes Risiko.
Es ist eine Erfolgsgeschichte, die noch lange nicht beendet ist. Gerade einmal knapp sechs Jahre wird bei der Sektion Schwabmünchen im Deutschen Alpenverein (DAV) in der Halle geklettert und die Abteilung platzt nunmehr aus allen Nähten. Die 50 Quadratmeter Kletterfläche in der Grundschule reichten da schon lange nicht mehr. Nun ist die neue Erweiterungswand so gut wie fertiggestellt. Doch es besteht die Gefahr, dass trotz fast doppelter Fläche die Kapazitäten schon bald wieder erschöpft sein können. Denn: „Klettern und Bouldern boomt und ein Ende ist nicht abzusehen“, sagt Abteilungsleiter Daniel Kobler.
Vier Jahre alte „Kletterzwerge“
Waren es vor sechs Jahren gerade einmal zehn bis zwölf Kinder, die sich an den bunten Griffen der Wand entlang hangelten, so sind es mittlerweile an die 100 Mitglieder, die in der Abteilung „Bouldern und Klettern“ ihrer Leidenschaft frönen. Die jüngsten sind gerade einmal vier Jahre alt. „Kletterzwerge“ heißen die beiden Gruppen, in denen die Mädchen und Buben die ersten Griffe lernen, um sich geschmeidig an der Wand entlang zu hangeln. Weiche Matten sollen mögliche Stürze abfangen, doch bei den Kletterzwergen wird zusätzlich noch „gespottet“.
Dies bedeutet in der Kletterwelt aber nicht, dass mögliche Fehlversuche mit Hohn und Spott bedacht werden. „Mit ,spotten‘ ist gemeint, dass hinter dem Kletterer ein Betreuer steht, der im Fall eines Sturzes den Sportler so dreht, dass er auf den Füßen landet“, erklärt Kobler. Denn Sicherheit steht gerade im Kinder- und Jugendbereich an erster Stelle. Und das aus gutem Grund. „Kinder kennen meist noch keine Angst und klettern gerne einfach drauf los“, sagt Kobler. Der 49-Jährige spricht aus eigener Erfahrung.
Schon als Kind gab es für Kobler kein Halten mehr, wenn er einen Baum sah. Auch als er mit sechs Jahren nach einem Sturz eine Fraktur des Arms erlitt, seine Begeisterung für das Klettern in Bäumen und später an künstlichen Felswänden blieb ungebrochen. „Das schöne an dieser Sportart ist ja, dass man so gut wie keine Ausrüstungsgegenstände braucht“, sagt Kobler. Vor allem im Bereich des „Boulderns“, also des Kletterns in Absprunghöhe, seien weder Seil noch Gurt erforderlich. Rutschfeste Kletterschuhe würden in der Regel ausreichen. „Hier machen viele Anfänger allerdings den Fehler, dass sie diese zu eng kaufen“, warnt Kobler.
Für den 49-Jährigen ist das Klettern der beste Ausgleich zu seiner Arbeit. „Ich sitze täglich bis zu zehn Stunden vor dem PC“, sagt er. Und die beste Therapie gegen Rückenschmerzen oder Verspannungen im Nackenbereich sei für ihn das abendliche Training. Nach dem obligatorischen Aufwärmen geht es an die bunten Haltegriffe und dann zählt nur noch, sich mit fließenden Bewegungen, dem sogenannten „Flow“, die Wand entlang zu hangeln, ohne den Boden zu berühren.
Elemente aus dem Geräteturnen
Dieses „Bouldern“ wurde ab den 1950er Jahren entwickelt. Im Gegensatz zur früheren Klettertechnik, bei der stets drei von vier Gliedmaßen mit dem Fels in Kontakt sein mussten, zählt hier der dynamische Bewegungsstil. Dabei werden auch Elemente aus dem Geräteturnen eingesetzt, um beispielsweise den Schwung für den nächsten Zug zu nutzen.
„Am wichtigsten sind bei uns der Spaß und das Gemeinschaftsgefühl“, sagt Kobler. Die Stimmung innerhalb der Gruppe sei „einfach genial“. Hier werde kein Unterschied zwischen Akademiker oder Arbeiter gemacht. „Und es gibt keine Konkurrenz“. Der eine habe aufgrund seiner körperlichen Größe Vorteile, der andere verfüge über die bessere Technik. Mädchen und Frauen seien in der Regel beweglicher, Jungs hätten mehr Kraft. Doch jeder sei für den anderen da, gibt Tipps oder hilft beim Sichern oder „Spotten“. Neben den Gruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gibt es in Schwabmünchen auch eine altersfreie Integrationsgruppe für Menschen mit Behinderung. Doch alle zusammen teilen sich das gleiche Risiko: „Dass man nie wieder davon loskommt“, warnt Kobler und schmunzelt.
Die Mitgliedschaft in der Abteilung „Bouldern und Klettern“ kostet in Schwabmünchen für Kinder und Jugendliche 20 Euro pro Jahr, Erwachsene zahlen 30 Euro. Asylbewerber können seit diesem Jahr kostenlos klettern, den Mitgliedsbeitrag zahlt die Zentrale. Weitere Informationen gibt es per Mail an: info@griffhänger.de.
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