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Schwabmünchen: Kindergarten: Stadtrat bringt Neubau auf den Weg

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Kindergarten: Stadtrat bringt Neubau auf den Weg

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    Auf diesem Spielplatzgelände am Enzianweg Ecke Auerbergstraße soll ein Kindergarten-Neubau entstehen. Die Anwohner kritisieren das Vorhaben.
    Auf diesem Spielplatzgelände am Enzianweg Ecke Auerbergstraße soll ein Kindergarten-Neubau entstehen. Die Anwohner kritisieren das Vorhaben. Foto: Carmen Janzen

    Trotz der Proteste der Anwohner und einer Liste mit rund 150 Unterschriften gegen das Vorhaben, will der Schwabmünchner Stadtrat das Konzept zum Neubau eines Kindergartens direkt neben dem bestehenden St. Christophorus-Kindergarten an der Auerbergstraße weiterverfolgen und eine Bebauungsplanänderung einleiten. Der Beschluss erfolgte nach langer Diskussion einstimmig.

    Ein seltenes Bild: Rund 60 Besucher drängten sich im Sitzungssaal und im Vorraum auf der aktuellen Sitzung des Stadtrats. Viele davon Anwohner der Nebelhorn-, der Auerbergstraße und des Enzianwegs. Sie wollen ihre „grüne Lunge“ wie sie den Spielplatz dort nennen, erhalten. Zudem befürchten sie ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in ihrem Wohngebiet, wenn mit dem zweiten Kindergarten in der Umgebung mehr Kinder gebracht und abgeholt werden als jetzt schon.

    Vorgesehen ist auf dem Spielplatzgelände an der Auerbergstraße ein Kindergarten mit insgesamt fünf Gruppen – zwei Krippen- und drei Kindergartengruppen. Es soll der erste zweistöckige Kindergarten der Stadt werden und kostet gut fünf Millionen Euro.

    Erster zweistöckiger Kindergarten in der Stadt Schwabmünchen

    Architektin Annette Degle stellte ihren Entwurf im Gremium vor: Es handelt sich um ein zweistöckiges kubisches Haus mit Holzverkleidung und Flachdach, das begrünt werden soll. Eine Seite, die zum Garten hin, ist weitgehend verglast. Im Erdgeschoss finden im Wesentlichen zwei Krippengruppen, ein Elternwarteraum, ein großer Spielflur, das Büro der Kindergartenleitung und eine Kinderküche Platz. Im Obergeschoss sind drei Kindergartengruppen untergebracht. Im Außenbereich sollen möglichst viele Bäume und Sträucher erhalten bleiben oder nachgepflanzt werden. Zudem ist ein Haltestreifen für die Lieferfahrzeuge vorgesehen, die unter anderem das Essen bringen. Somit blockieren sie nicht die Straße.

    Aus dem Publikum gab es immer mal wieder Zwischenrufe. Einige schüttelten häufig den Kopf, andere verdrehten verständnislos die Augen. Josef Alletsee (Freie Wähler) fand dafür recht deutliche Worte: „Die Stimmung ist hier so, als ob wir eine Schweinemast oder ein Atomkraftwerk bauen wollen. Aber es handelt sich um einen Kindergarten, der weder am Abend noch am Wochenende betrieben wird.“

    Generell waren sich die Räte zwar einig, dass wegen des Widerstands der Anwohner ein anderer Standort besser gewesen wäre, allerdings mangelt es der Stadt an Alternativen. Im Neubaugebiet am Breitlehen würde kein Kindergarten genehmigt werden wegen der Nähe zu Osram. Das Grundstück an der Alpenstraße war auch im Gespräch. Dort wurde das Altenheim abgerissen und es ist seit geraumer Zeit unbebaut. Dieses Grundstück gehört allerdings der AWO und nicht der Stadt, also kann sie auch nicht darauf bauen. Das Gelände hinter dem Schwesternheim zwischen Krankenhaus und Pflegeheim stand ebenfalls zur Debatte. Hier steht allerdings das alte Schwesternheim ungünstig im Weg und zudem könnte dort möglicherweise das medizinische Versorgungszentrum entstehen.

    Die Zeit drängt

    Viel Zeit zu warten, um ein anderes Gebiet zu erschließen oder auf weitere Grundstücke zu hoffen, die man erwerben könnte, bleibt der Stadt letztlich nicht. Denn in den neuen Kindergarten sollen die Übergangsgruppen aus dem Keller der Grundschule untergebracht werden. Sie haben dort nur noch zwei Jahre lang eine Betriebsgenehmigung vom Landratsamt. Dann sollte der Neubau stehen.

    „Die Dringlichkeit für den Kindergarten ist hoch“, betonte Reinhold Weiher (Freie Wähler). Er versprach, dass der Stadtrat alles tun werde, damit die Anwohner im Anschluss an den Neubau eine gute Situation vorfinden werden.

    Bürgermeister Lorenz Müller bot den Anwohnern ein weiteres Treffen an und sicherte zu, andere Spielplätze in der Nähe zu modernisieren oder zu erweitern, damit die Kinder im Wohngebiet gute Spielmöglichkeiten haben, wenn der Platz an der Auerbergstraße wegfällt. „Auch ein Mehrgenerationenplatz wäre möglich“, stellte Müller in Aussicht.

    Auch Stephan Dölle (CSU) machte klar, dass es sich letztlich um eine „Abwägungsentscheidung“ des Stadtrates handelt. Hans Pfänder (Grüne) wäre ein anderer Standort zwar lieber, aber manchmal sei es eben notwendig, etwas zu verändern. Die Anwohner sollten sich „einen Schubs geben und noch einmal darüber nachdenken“, sagte er.

    Im Vorfeld hatten sie einen Brandbrief an alle Stadträte geschickt, um ihre Argumente darzulegen, warum sie diesen Kindergarten nicht wollen. Letztlich drohen sie darin, notfalls vor Gericht ziehen zu wollen. Die Stadtverwaltung hat natürlich rechtlich prüfen lassen, ob es zulässig ist, dort im Wohngebiet einen Kindergarten zu errichten. Das ist es. Voraussetzung ist allerdings, dass der im Bebauungsplan ausgewiesene Spielplatz umgewidmet wird zur Gemeinbedarfsfläche. Dieses Verfahren wird nun eingeleitet. Der Entwurf des geänderten Bebauungsplanes muss dann erneut vom Stadtrat abgesegnet werden, im Anschluss liegt der Plan öffentlich aus und die Anwohner und die sogenannten „Träger öffentlicher Belange“(zum Beispiel Behörden) haben die Möglichkeit, ihre Einwände in einer Stellungnahme vorzubringen. Diese wägt der Stadtrat ab und dann erst wird entschieden, wie es mit dem Neubau weitergeht.

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