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Schwabmünchen: Historische Pfähle bremsen Ritter-Baustelle in Schwabmünchen

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Historische Pfähle bremsen Ritter-Baustelle in Schwabmünchen

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    Die erste Bodenschicht für den Neubau ist abgetragen. Doch darunter liegen Funde aus der Römerzeit, die den Baufortschritt nun erheblich ausbremsen.
    Die erste Bodenschicht für den Neubau ist abgetragen. Doch darunter liegen Funde aus der Römerzeit, die den Baufortschritt nun erheblich ausbremsen. Foto: Ralf Ritter

    Die Medizin-Sparte beim Schwabmünchner Kunststoffexperten Ritter boomt – bedingt durch die Corona-Pandemie. Durch den Anstieg an Tests ist auch die Nachfrage an Pipetten gestiegen. „Innerhalb von kurzer Zeit hat sich der Bedarf um das 30-Fache erhöht“, erklärt Geschäftsführer Johannes von Stauffenberg. Ritter reagierte sofort. Zwar wurde erst im Februar eine neue Produktionshalle samt Reinräumen in Betrieb genommen. Doch schnell war klar: Es muss erneut gebaut werden. Eine weitere Halle, rund 5000 Quadratmeter groß, soll nun folgen. Möglichst schnell. Doch die Umsetzung wird gebremst.

    Baustelle im Süden Schwabmünchens liegt entlang einer Römerstraße

    Bereits Ende Juni stimmte der Schwabmünchner Stadtrat im Eilverfahren den Plänen zu und auch das Landratsamt zog mit. Mit der Erweiterung schafft Ritter nicht nur in Schwabmünchen 90 weitere Arbeitsplätze. „Die Maschinen zur Produktion kommen von einem regionalen Spezialmaschinenbauer. Der war im April noch in Kurzarbeit, nun stellt er ein“, erklärt Ralf Ritter. Doch dann geriet das Projekt ins Stocken. Denn die Baufläche liegt entlang einer Straße aus der Römerzeit. Bei einer Untersuchung wurden die Reste einer Siedlung gefunden. „Das wirft uns vier bis sechs Wochen zurück“, stellt Ralf Ritter fest.

    Ausgrabungen sorgen bei Ritter für Verdruss

    Der Zeitplan für den Bau ist eng. Bis zum Wintereinbruch muss die Halle stehen. Dann kann über die kalte Zeit der Innenausbau erfolgen und im Frühjahr produziert werden. Über die Verzögerung durch die Ausgrabung herrscht im Hause Ritter wenig Freude. Eine Ansicht, die auch Staatsministerin Carolina Trautner und Bürgermeister Lorenz Müller bei einem Besuch teilten. Um einen Flächenengpass zu vermeiden, hat die Firma reagiert. Die bisherigen Logistikflächen werden ausgelagert, um Platz für die Produktion zu schaffen. Die ersten Maschinen kommen bald – und die müssen bedient werden.

    Dazu benötigt Ritter dringend Personal – von der Fach- bis zur Hilfskraft wird alles nachgefragt. Doch das ist mittlerweile nicht einfach. Selbst bei den Auszubildenden ist es schwer, alle Stellen zu besetzen. Acht Berufe werden in Schwabmünchen ausgebildet. Während im kaufmännischen Bereich die Nachfrage groß ist, wird es bei den technischen Berufen schwer. „Sobald man sich nach der Arbeit die Hände waschen muss, sinkt die Nachfrage“, sagt Ralf Ritter.

    Die Experten für Kunststoff

    Die Produktion von Ritter steht auf drei Beinen. Am bekanntesten dürften die Kartuschen sein, deren Produktion 1976 startete. Elf Jahre später kam der Medizinbereich hinzu, 1994 folgte „Landscaping“ mit Produkten für den Garten- und Landschaftsbau. In der Kartuschenfertigung brachten die Kunststoffprofis jüngst ein neues Produkt auf den Markt: Eine Kartusche, komplett aus Rezyklat gefertigt – also komplett aus Material, das aus dem Gelben Sack stammt. So wird bei der Produktion von einer Million Kartuschen so viel Kohlendioxid eingespart wie sonst 8000 Bäume umwandeln.

    Begonnen hat die Erfolgsgeschichte von Ritter im Jahr 1965 in Untermeitingen. Da gründete Franz-Peter Ritter die „Ritter Plastic GmbH“. Bereits fünf Jahre später präsentierte er die erste Weltneuheit: Distanzhülsen für Europaletten aus Kunststoff. Seine Firma wuchs und gut 30 Jahre später war klar, dass der Platz in Untermeitingen nicht mehr ausreicht. In Schwabmünchen übernahmen die Ritters die ehemalige Käserei Kraft. Für die Firma und auch Schwabmünchen ein Glücksfall.

    Käserei übernommen

    Damals sei es laut Ralf Ritter ein „emotionales Traumziel“ gewesen, die durch das Ende der Käserei verlorenen Arbeitsplätze zu ersetzen. Ein Ziel, dass mittlerweile erreicht sein dürfte – spätestens jedoch mit den neuen Hallen. Denn seit Ritter 1997 den Betrieb in Schwabmünchen aufgenommen hat, ist die Firma stetig gewachsen. 17.400 Quadratmeter Fläche bot die ehemalige Käserei. Inzwischen hat sich diese Zahl über die Jahre mehr als verdoppelt.

    Kein Wunder, denn auch nach der Übergabe der Geschäfte an Frank und Ralf Ritter hat sich eines nicht geändert: die Umtriebigkeit und der Ideenreichtum in Sachen Kunststoff. Insgesamt 85 angemeldete Patente sind dafür Zeugnis genug.

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