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Schwabmünchen: Der Chartstürmer aus Schwabmünchen

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Der Chartstürmer aus Schwabmünchen

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    Oliver Gottwald, Frontmann der ehemaligen Augsburger Band Anajo, spielt beim Singoldsand-Festival in Schwabmünchen.
    Oliver Gottwald, Frontmann der ehemaligen Augsburger Band Anajo, spielt beim Singoldsand-Festival in Schwabmünchen. Foto: Sandra Liermann

    Mit Hits wie „Monika Tanzband“ oder „Wenn du nur wüsstest“ gelang der Augsburger Indie-Band Anajo vor einigen Jahren der Sprung in die Charts. Inzwischen ist es ruhig geworden um die drei Jungs. Frontmann Oliver Gottwald ist inzwischen als Solokünstler unterwegs. Am heutigen Samstag wird der 37-Jährige beim Singoldsand-Festival in seiner Heimatstadt Schwabmünchen auf der Bühne stehen.

    Oliver, du hast schon in ganz Deutschland gespielt, bist in Österreich, der Schweiz und sogar in Russland aufgetreten. Standest du denn auch schon einmal in Schwabmünchen auf der Bühne?

    Oliver Gottwald: Als ich 13 Jahre alt war, habe ich mit Schülerbands im Schwabmünchner Jugendzentrum Auftritte gehabt, später dann auch mit Anajo. Unsere ersten Konzerte haben wir dort gegeben. 2008 war ich mit Anajo auch schon beim Singoldsand-Vorgänger, dem Freiluft-Festival.

    Nun trittst du zum ersten Mal als Solokünstler dort auf.

    Gottwald:  Ich bin ja eigentlich kein Solokünstler, ich habe feste Musiker um mich herum. Ich fühle mich definitiv als Teil einer Band, auch wenn mein Name draufsteht.

    Und? Schon aufgeregt vor dem Auftritt in der Heimat?

    Gottwald:  Ja, schon. Meine Eltern kommen, eventuell die ein oder andere Tante, Cousinen, Cousins. Die wohnen ja alle noch dort. Wenn ich ehrlich bin, will ich aber gar nicht wissen, wer alles kommt. Das macht mich nur nervös. Es ist eine andere Nummer, vor Leuten zu spielen, die man kennt, als vor einer unbekannten Masse.

    Ein Onlinemagazin hat deinen Musikstil mal als „Bubblegum-Indie“ bezeichnet. Was sagst du dazu?

    Gottwald:  Echt? Das wusste ich gar nicht. Hört sich aber gut an, das gefällt mir. Ich würde meine Musik einfach Popmusik nennen. Aber Bubblegum – ja, für manche Songs passt das.

    Wie bist du überhaupt ins Musikbusiness gekommen?

    Gottwald: Schon als Kind habe ich Lust gehabt, Lieder zu schreiben. Damals ist das aber an meinen Fähigkeiten gescheitert. So mit 13, 14 Jahren habe ich in einer Schülerband in Hiltenfingen gespielt, teils gecoverte Songs, teils selbst geschriebene. Mit 18 Jahren war mir dann klar, welchen Stil ich machen will: tanzbare, poppige Musik mit deutschen Texten.

    Hattest du denn einen Plan B, falls die Karriere als Musiker nicht geklappt hätte?

    Gottwald: Es gibt ja bei Musikern keine Mittelschicht mehr. Es gibt die oberen drei Prozent, die Topverdiener sind. Für die restlichen 97 Prozent ist es unmöglich, von ihrer Musik zu leben. Um zu den drei Prozent zu gehören, muss auch viel Glück dabei sein. Ich war schon immer so realistisch, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Deshalb habe ich auch studiert: Politikwissenschaften, Soziologie und Medienpädagogik. Inzwischen arbeite ich für einen Onlineversandhandel. Die Musik will ich auf jeden Fall weiter ausbauen in den nächsten Jahren.

    Als Sänger wirst du mit Sicherheit auch manchmal auf der Straße erkannt. Wie ist das für dich?

    Gottwald: Ich finde das immer total lustig. Das sind ja meistens voll nette Begegnungen, also mit Leuten, denen die Musik gefällt, die etwas über mich gelesen oder ein Foto gesehen haben. Besonders in unerwarteten Situationen genieße ich das, zum Beispiel wenn mich die Kassiererin an der Supermarktkasse anspricht.

    Und was machst du, damit dir der Ruhm nicht zu Kopf steigt?

    Gottwald:  Man sollte da einen gesunden Abstand haben. Mit Anajo habe ich viele Höhen und Tiefen erlebt. Anfangs haben uns sämtliche Plattenfirmen abgelehnt, dann wollten uns plötzlich alle haben. Das war schon verrückt. Vielleicht wäre ich heute anders, wenn wir eine so plötzliche und steile Karriere gehabt hätten wie andere Bands. Aber bei uns ist es kontinuierlich angestiegen. Außerdem ist es auch eine Typfrage: Ich denke, ich bin geerdet genug, um nicht abzuheben.

    Auf deiner Facebook-Seite hast du kürzlich ein Foto von dir im Studio veröffentlicht. Kriegen wir bald etwas Neues von dir zu hören?

    Gottwald:  Im Herbst bringe ich eine EP, also ein kleines Album mit vier neuen Songs, raus. Derzeit produzieren wir kräftig, waren schon im Studio und werden auch nach dem Singoldsand-Festival weiter aufnehmen. Auf dem Festival werde ich viele neue Songs spielen, kombiniert mit denen vom letzten Album (Anm. d. Red.: Im vergangenen Jahr erschien das Album „Zurück als Tourist“.) Aber auch Anajo-Songs werden nicht fehlen. Die sind schließlich Teil meiner Geschichte, die will ich nicht auslassen. Ab Dezember gehe ich in Deutschland auf Konzerttour. Nächstes Jahr kommt dann ein neues Album, voraussichtlich im Sommer.

    Wie wird dein neues Album klingen?

    Gottwald:  Das letzte Album lief ein bisschen auf der Retro-Schiene, das wollte ich sehr vintage klingen lassen. Für das neue Album habe ich viel zusammen mit meinem Keyboarder Samuel Heinecker geschrieben. Es wird moderner klingen als das vorherige, elektronischer und gut tanzbar.

    Woher bekommst du denn deine Inspirationen für all die neuen Songs? Wachst du nachts auf und hast einen Hit im Ohr?

    Gottwald:  Vor ein paar Wochen ging mir das tatsächlich mal so. Da habe ich einen supergeilen Song geträumt. „Was für ein Hit“, dachte ich nachts. Am nächsten Morgen hatte ich natürlich alles wieder vergessen. Ich bekomme meine Inspirationen im täglichen Leben. In Büchern, Filmen, Zeitschriften und ganz alltäglichen Situationen. Das können die unterschiedlichsten Dinge sein. Beim Anajo-Hit „Monika Tanzband“ ging es mir so: Ich lief durch die Stadt und habe die Wortfetzen „Monika“ und „Tanzband“ aufgeschnappt. Wahrscheinlich haben die Leute über etwas völlig anderes geredet, aber ich dachte mir: „So muss ein Song heißen!“

    Auf eurer Homepage habt ihr von Anajo „eine Pause auf unbestimmte Zeit“ angekündigt. Heißt das, dass es irgendwann wieder was von euch gemeinsam zu hören gibt?

    Gottwald:  Unsere Lebensumstände sind derzeit so, dass es sich gerade nicht ergibt. Was in fünf bis zehn Jahren sein wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Ausschließen möchte ich ein Revival nicht, derzeit ist es aber kein Thema.

    Interview: Sandra Liermann

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