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Schwabmünchen: Daniel wartet seit einem Jahr auf ein neues Herz

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Daniel wartet seit einem Jahr auf ein neues Herz

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    Daniel benötigt dringend ein neues Herz – seit einem Jahr wartet er darauf. Seine Mutter will den Menschen durch Aufklärung die Angst vor dem Spenden nehmen.
    Daniel benötigt dringend ein neues Herz – seit einem Jahr wartet er darauf. Seine Mutter will den Menschen durch Aufklärung die Angst vor dem Spenden nehmen. Foto: Diana Dietrich

    Es ist die Ungewissheit, die Diana Dietrich am meisten zu schaffen macht. Jeden Tag könnte der Anruf kommen. Der Anruf, dass es endlich ein Spenderherz für ihren bald zweijährigen Sohn gibt. Die Schwabmünchnerin wartet seit einem Jahr.

    Seit einem Jahr klärt sie auch über das Thema Organspende auf. Sie ist in vielen Medien präsent, hat schon 10.000 Spenderausweise verteilt. Das größte Problem sei, dass das Thema nicht genug in der Öffentlichkeit diskutiert werde, sagt sie. Ohne einen konkreten Anlass würden sich viele Menschen nicht festlegen. Dazu führt Dietrich Zahlen aus dem Jahr 2018 an: Laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung waren 84 Prozent der Menschen für die

    Wenn er ein Organ bekommt, könnte Daniel die Klinik vermutlich schnell verlassen

    In Deutschland warten nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation rund 9700 Patienten auf ein Spenderorgan (Stand Dezember 2018). Jeden Tag sterben drei von ihnen. Dabei wäre die Rettung so einfach, sagt Dietrich: „Seit Daniel wartet, haben auf der Station fünf Kinder ein neues Herz bekommen. Vor der Transplantation war ihr Zustand nicht gut, zwei bis drei Wochen danach sind sie einfach rausspaziert.“

    Daniel hat eine sehr seltene Herzerkrankung. Momentan gehe es ihm den Umständen entsprechend gut, berichtet Dietrich. Er fange gerade an zu laufen – soweit es der zwei Meter lange Schlauch zulasse, der ihn mit den Maschinen verbindet. Sie selbst wohnt seit einem Jahr im Haus der Ronald-McDonald-Stiftung neben der Klinik in Großhadern. Den ganzen Tag ist sie bei ihrem Sohn. „Das Personal kann sich nicht den ganzen Tag um seine Betreuung kümmern, deshalb bleibe ich bei ihm.“ Ihr Mann komme jeden Tag nach der Arbeit, um dann am nächsten Morgen wieder zu fahren. Zu ihrem Haus nach Schwabmünchen führen sie nur ab und zu, um etwas von dort zu holen.

    In Untermeitingen gibt es eine Veranstaltung zur Organspende

    Auch am Mittwoch wird Diana Dietrich vermutlich nach Untermeitingen kommen: Dann findet dort eine Informationsveranstaltung mit Podiumsdiskussion zur Organspende statt. Die Gäste sind Bundestagsmitglied Hansjörg Durz, der Leiter des Augsburger Transplantationszentrums Matthias Anthuber und Weihbischof Anton Losinger. Der Bundestag wird in Kürze über eine Neuausrichtung in der Organspende entscheiden. Unabhängig davon wünscht sich Diana Dietrich mehr solcher Veranstaltungen.

    „Erst dachte ich, wenn ich für Organspende werbe, werde ich auf viele Gegner treffen. Das war aber überhaupt nicht so“, sagt die Mutter. Die große Mehrheit habe lediglich Angst vor dem Spenden, weil sie zu wenig über das Thema wisse. Zum Beispiel fürchteten einige, dass sie noch nicht wirklich tot sein könnten, wenn ihnen Organe entnommen würden.

    Zwar wüssten die meisten, dass der Patient hirntot sein muss, bevor er als Spender infrage kommt. Aber im Internet kursierten einige Geschichten von Hirntoten, die plötzlich wieder aufwachten. „Das ist Unsinn, und auch die Furcht vor einem falsch attestierten Hirntod ist hierzulande unbegründet“, sagt Dietrich. Zwei Ärzte müssten unabhängig voneinander den Befund treffen. „So tot wie in Deutschland muss man zur Organspende sonst nirgends sein“, sagt sie. Die Behauptung, dass die Krankenhäuser den Patienten übereifrig die Organe entnehmen würden, würde nicht stimmen. Eher das Gegenteil sei der Fall, erklärt Diana Dietrich. Denn jede Organentnahme koste das Krankenhaus unter dem Strich Geld.

    Die Krankenhäuser machen bei Organentnahmen Verlust

    Das bestätigt die Transplantationsbeauftragte der Schwabmünchner Wertachklinik, Dr. Oana-Maria Ionus-Ceres: „Wir bekommen zwar eine Pauschale, aber die deckt nur die Entnahme selbst ab. Es fallen noch viele weitere Kosten an wie die Arbeit des Anästhesisten und der belegte Platz auf der Station.“ Dietrich sieht deshalb nicht nur bei den potenziellen Spendern, sondern auch auf Seite der Kliniken und der Politik Handlungsbedarf, um mehr der dringend benötigten Organe zu gewinnen.

    Die Podiumsdiskussion „Paradigmenwechsel in der Organspende – was ist die richtige Lösung?“ findet am Mittwoch, 4. Dezember, ab 19 Uhr in der Imhofhalle Untermeitingen (Jahnstraße 8) statt. Veranstalter sind die Lechfelder CSU-Ortsverbände, Fragen werden unter Telefon 0821/512255 oder per Mail an augsburg-land@csu-bayern.de beantwortet.

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