Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Schwabmünchen: Corona: Schwabmünchner Arzt warnt vor zu schnellen Lockerungen

Schwabmünchen

Corona: Schwabmünchner Arzt warnt vor zu schnellen Lockerungen

    • |
    Der Schwabmünchner Arzt Dr. Sebastian Lochbrunner ist davon überzeugt: „Wir werden noch lange mit der Maske leben müssen.“
    Der Schwabmünchner Arzt Dr. Sebastian Lochbrunner ist davon überzeugt: „Wir werden noch lange mit der Maske leben müssen.“ Foto: Reinhold Radloff

    Die Behörden sind beunruhigt. Weltweit verzeichnete die Weltgesundheitsorganisation zuletzt einen Rekord an Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Auch in Deutschland stieg die Zahl der registrierten neuen Infektionen Ende der Woche wieder an. Droht eine zweite Infektionswelle? Der Schwabmünchner Arzt Dr. Sebastian Lochbrunner rät der Politik: „Sie sollten nicht zu früh zu viel Freiheit ermöglichen. Die zweite Welle ist nur zu verhindern, wenn die Abwehr bei den Bürgern größer ist als das Virus.“

    Coronavirus: Schwabmünchner Arzt hatte Todesangst in der Nacht

    Lochbrunner hatte selbst das Virus. Bekommen hatte er es über eine Patientin, die Kontakt mit einem anderen Infizierten hatte. Drei Tage danach bekam Lochbrunner eine Tropfnase, leichten Husten und eine Bindehautentzündung. „Beides verschwand wieder. Ich fühlte mich gut. Dann überkam mich ungewöhnliche Müdigkeit und ich bekam heftige Hustenanfälle“. Noch schlimmer sie die Atemnot gewesen. „Ich fürchtete zu ersticken. Ich konnte die Nacht nur im Sitzen verbringen.“

    Jetzt geht es ihm wieder gut. Aber: „Ich habe wohl eine kleine Atemstörung zurückbehalten. Aber ich denke, ich bin zu 95 Prozent wieder fit. Gleich nach seiner Genesung war der 77-Jährige wieder für seine Patienten da. Gebetsmühlenartig erklärt er ihnen, „sich immer und immer wieder zu desinfizieren, Abstand halten, keine Hände schütteln, Maske tragen, Disziplin wahren und im Freien häufig kräftig und tief durchatmen.“

    Impfstoff gegen Corona wird keine Allheilmittel sein

    Für den Arzt aus Passion, der mit 77 Jahren noch nicht ans Aufhören denkt, der seine Praxis als sein Lebenselixier bezeichnet, hat Corona nicht nur Nachteile. Patienten hätten ihm schon bestätigt: „So mancher ist durch die Pandemie zur Besinnung gekommen, sieht sein Leben mit anderen Augen, hat viel erledigt, was er schon lange tun wollte, hat Lebensqualität dazugewonnen.“

    Doch wie wird die in den nächsten Monaten wohl aussehen? Lochbrunner ist sich sicher, dass es noch lange keine Großveranstaltungen mit Menschenmassen, auch bei Fußballspielen, geben wird. „Wir werden wohl noch Jahre mit der Maske leben müssen.“ Und: „Selbst wenn ein Impfstoff irgendwann gefunden sein wird, kann er kein Allheilmittel sein, denn man muss damit rechnen, dass das Virus mutiert.“ Lochbrunner rät, sich mit den Corona-Gegebenheiten zu arrangieren. „Denn sie werden uns noch lange begleiten. Wenn wir unsere frühere Freizügigkeit in fünf Jahren wiedererlangt haben, dann bin ich glücklich.“

    Schwabmünchner Arzt: Zweifelhafte Aussagekraft der Corona-Tests

    Die Aussagekraft der derzeitigen Testmöglichkeiten hält der Schwabmünchner Arzt für gering. „Bei mir wurden bei vier Test keine Antiköper festgestellt, obwohl ich Corona hatte. Heißt: Wer die Krankheit hat, muss nicht zwingend Antikörper bilden. Wer in den ersten Tagen nach der Ansteckung testet, wird nicht positiv sein. Wer einige Tage nach dem Abklingen der Symptome sich testen lässt, wird vielleicht schon kein Antikörper mehr haben. Also: Die Aussagekraft des Tests ist sehr gering. Ich habe bisher 300 Tests in meiner Praxis an den unterschiedlichsten Altersgruppen durchgeführt. Nur zwei waren positiv.“ Hat er eigentlich Angst, sich erneut infizieren zu können? „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir keine Herdenimmunität erreicht haben. Aber ich mache mir keine Gedanken. Ich will auf jeden Fall für meine Patienten da sein. Und die sind dankbar dafür.“ Nach 46 Jahren Praxiserfahrung ist er ein „alter Hase“, setzt weniger auf Computer-Technik als auf Gespräche. Er sagt: „Ich habe erfahren, dass ein hoher Prozentsatz der Erkrankungen psychosomatisch sind. Da helfen ausführliche Gespräche mehr als Medikamente.“

    Im Alltag seiner Arztpraxis stellt er aber eine deutliche Veränderung fest: „Die Patienten sind ängstlich, meiden die Praxis etwas und rufen mich weniger zu Hausbesuchen. Doch dafür gibt es eigentlich keinen vernünftigen Grund.“

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden