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Schwabmünchen: Corona: Geflüchtete Afghanen nähen nachhaltigen Mundschutz

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Corona: Geflüchtete Afghanen nähen nachhaltigen Mundschutz

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    Die Geflüchteten nähen 85 Masken an einem Tag.
    Die Geflüchteten nähen 85 Masken an einem Tag. Foto: Karola Stenzel

    Schutzmasken sind Mangelware. Die Schwabmünchner Apothekerin Dr. Julia Netrval hatte deshalb eine Idee: Anerkannte Flüchtlinge setzen sich an die Nähmaschine und stellen die Masken her. Positiver Nebeneffekt: Die Aktion bietet Geflüchteten neue Perspektiven und hilft in der aktuellen Ausnahmesituation. (Lesen Sie auch: Corona: Paar stirbt in Bobinger Klinik - kommt ein Notfallkrankenhaus?)

    Ungefähr 500 Schutzmasken haben vier geflüchtete Afghaninnen und ein afghanischer Schneider innerhalb von einer Woche genäht. Die Idee dazu hatte Dr. Julia Netrval. Sie leitet die Sonnen-Apotheke in Schwabmünchen. Netrval beriet sich mit Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller, der den Kontakt zu Karola Stenzel herstellte. Stenzel ist die Vorsitzende der Integrationswerkstatt „faribag“, die geflüchtete Frauen fördert. Die Gruppe entwarf einen Prototypen für die Schutzmasken und fing an zu nähen.

    Schwabmünchen: Pro Tag werden 85 Masken genäht

    Ungefähr 85 Masken schaffen die fünf an einem Tag, sagt Stenzel. Die Masken sind aus waschbaren Baumwollstoff. „Man kann sie bei 95 Grad waschen und dauerhaft benutzen.“ Die Schutzmasken haben auch eine symbolische Bedeutung: „Es geht nicht um den kompletten Virenschutz, sondern um Risikominderung. Das Tragen der Maske soll daran erinnern, den Sicherheitsabstand zu waren“, erklärt Karola Stenzel. Die Masken seien Fremdschutz und kein Selbstschutz, fügt sie an.

    Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich inmitten der Coronakrise verlangsamt. Im März lag die Jahresinflationsrate bei 1,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
    Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich inmitten der Coronakrise verlangsamt. Im März lag die Jahresinflationsrate bei 1,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

    Die Integrationswerkstatt unterstützt mit der Aktion auch Menschen in derzeit sehr wichtigen Berufen: Die Masken sollen dafür sorgen, dass Angestellte im medizinischen und pflegenden Bereich, die dringend einen Mundschutz brauchen, mehr Einmalmundschutze zur Verfügung haben. Diese erfüllen sowohl den Selbstschutz als auch den Schutz anderer. Der normale Verbraucher kauft dann den

    Getestet wurden die Masken in der Pflege. Das Personal im Seniorenzentrum Haus Raphael trug ungefähr 100 Masken zur Probe. Die Rückmeldung der Pfleger nutzen die Näherinnen und der Schneider in der Integrationswerkstatt zur Optimierung. Es gibt jetzt zum Beispiel eine kleine Seitenöffnung für Brillenträger, damit die Gläser nicht beschlagen. Die Mundschutz-Produktion ist nicht das nicht das einzige Projekt von „faribag“ – das Engagement hat einen Hintergrund.

    Eine Chance für geflüchtete Frauen

    Die Integrationswerkstatt fördert seit fast drei Jahren die Integration anerkannter Asylbewerberinnen aus Afghanistan. Seit Juli 2018 gehört sie dem Caritasverband in Schwabmünchen an. „Wir wollten geflüchteten Frauen eine Chance geben, sich zu treffen und in Teamarbeit etwas zu schaffen“, sagt Karola Stenzel. „Sie sollen die deutsche Sprache lernen und sich verbessern, und neue Nähkenntnisse erlernen.“

    Anfangs nähte die Gruppe Taschen in verschiedenen Variationen. Psychologischer Nebeneffekt: „Da sieht man sehr schnell den Erfolg.“ Die Näherinnen, die eine Aufwandsentschädigung bekommen, nähen normalerweise Tortentaschen und Brotkörbe, Einkaufstaschen oder Gemüsesäckchen.

    Momentan treffen sich die anerkannten Asylbewerber häufiger als sonst. Karola Stenzel freut sich, wenn die Masken verkauft werden. Sie sagt: „Da steckt schon viel Arbeit hinter, und die müssen nicht bei mir in der Nähstube liegen, sondern müssen dann auch raus.“

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