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Schwabmünchen: Corona-Fälle, Operationen und Besucher: Wertachkliniken ziehen Pandemie-Bilanz

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Corona-Fälle, Operationen und Besucher: Wertachkliniken ziehen Pandemie-Bilanz

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    Nicht nur Ärzte, sondern auch Besucher kommen in die Wertachklinik nur mit Mundschutz.
    Nicht nur Ärzte, sondern auch Besucher kommen in die Wertachklinik nur mit Mundschutz. Foto: Doris Wiedemann

    Seit rund sechs Monaten bestimmt das Thema Corona auch die Wertachkliniken Schwabmünchen und Bobingen. Wie sich die Zahlen entwickeln, welche Lockerungen es bei den Besuchsregelungen im Krankenhaus gibt und wie wahrscheinlich eine zweite Corona-Welle inmitten der herbstlichen Grippezeit ist? Auf diese Fragen hat der Chef der Wertachkliniken Martin Gösele Antworten.

    Wie viele Corona-Fälle hatten die Wertachkliniken seit Beginn der Pandemie bereits?

    Martin Gösele: Insgesamt sind es jetzt 27 stationäre Fälle. In Bobingen waren es 19 positiv getestete Patienten, in Schwabmünchen acht. Drei Menschen sind leider gestorben.

    Martin Gösele, Vorstand der Wertachkliniken Bobingen und Schwabmünchen.
    Martin Gösele, Vorstand der Wertachkliniken Bobingen und Schwabmünchen. Foto: Doris Wiedemann

    Und wie viele Tests finden täglich statt?

    Gösele: Etwa 60 zusammen in beiden Häusern. Alle Patienten auf den Stationen werden getestet, ebenso die Patienten, die ambulant operiert werden. Mitarbeiter, die in Risikobereichen wie der Isolierstation arbeiten, können sich alle 14 Tage freiwillig testen lassen. Reiserückkehrer aus Risikogebieten müssen sich testen lassen, bevor sie wieder arbeiten.

    Am 16. März wurde in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen. Operationen fanden mit Ausnahme von Notfalleingriffen kaum mehr statt und Patientenbesuche waren großteils untersagt. Hat sich die Situation im Haus mittlerweile wieder normalisiert?

    Gösele: Gerade die Operationszahlen haben sich sukzessive wieder in Richtung Normalbereich entwickelt. Wir haben aktuell monatlich wieder insgesamt rund 400 Eingriffe in Bobingen und Schwabmünchen. Während des Lockdowns im März, April und Mai kamen wir zusammen gerade einmal auf etwa die Hälfte. Die Besuchsregelungen wurden ebenfalls gelockert. Allerdings sind sie immer noch relativ strikt. Jeder Patient darf zwei Besucher pro Tag empfangen.

    Das heißt?

    Gösele: Die Personen müssen sich am Eingang registrieren und nach wie vor alle Hygieneregeln einhalten und einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Das stößt leider zunehmend auf Unverständnis. Wir müssen die Pandemie aber weiterhin ernst nehmen, denn wir sind für die Gesundheit der Patienten und der Mitarbeiter verantwortlich. Deshalb bitte ich die Besucher um Verständnis. Wir lassen niemanden ohne Maske in unsere Kliniken.

    Im Frühjahr haben Sie den Mangel verwaltet: Masken, Schutzkittel, bestimmte Antibiotika und ein Narkosemittel waren knapp. Kommt es nach wie vor zu Engpässen?

    Gösele: Wir sind mittlerweile in allen Bereichen wieder einigermaßen gut ausgestattet, aber große Vorräte anzuhäufen war nicht möglich. Bei einer möglichen zweiten Welle kann wohl niemand mit hundertprozentiger Sicherheit Engpässe ausschließen. Aber wir sind besser vorbereitet. Es wird eher nicht mehr an Masken mangeln, sondern an irgendetwas anderem, an das momentan noch niemand denkt.

    Befürchten Sie denn eine zweite Welle? Und droht den Wertachkliniken sogar die Überlastung, wenn dann auch noch die Influenza-Kranken dazu kommen?

    Gösele: Deutschlandweit gehen in der Tat die Infektionszahlen wieder nach oben. Wir halten ausreichend Betten vor. Im Frühjahr waren es knapp 60, jetzt sind es noch etwa 20 Betten in den beiden Kliniken. Aber wir können mit unseren explizit für die Corona-Pandemie ausgearbeiteten Stufenplänen jederzeit auf veränderte Bedingungen reagieren.

    Was die Influenza angeht, so gehen Experten und auch unser hygienebeauftragter Arzt, Dr. Helmut Probst, davon aus, dass die Zahlen heuer nicht besonders hoch sein werden wegen der Corona-Hygiene-Regeln. Händewaschen, desinfizieren, Abstand und Maske schützen auch vor diesen Viren. Trotzdem wird eine hohe Nachfrage nach dem Grippe-Impfstoff erwartet.

    Wer sollte sich denn gegen Grippe impfen lassen?

    Gösele: Die Ständige Impfkommission befürchtet Engpässe beim Influenza-Impfstoff, deshalb sollte sich nicht jeder impfen lassen, sondern nur die Risikogruppen wie chronisch Kranke, Über-60-Jährige, Schwangere und medizinisches Personal.

    Gibt es Neuigkeiten zur geschlossenen Geburtenstation?

    Gösele: Nein, im Moment ist keine Wiederinbetriebnahme in Sicht. Ehrlich gesagt, ist die Geburtenstation in den vergangenen Wochen und Monaten etwas in den Hintergrund gerückt. Unsere Konzentration lag auf der Bewältigung der Coronakrise. Die Wertachklinik Schwabmünchen war und ist als Corona-Schwerpunkt-Krankenhaus ausgewiesen und die geschlossene Geburtenstation hat es erst ermöglicht, dass wir so viele Kapazitäten freihalten konnten.

    Bleibt die Geburtenstation also definitiv für immer geschlossen?

    Gösele: Eine Entscheidung, dass die Geburtshilfe in Schwabmünchen auf Dauer geschlossen bleibt, gibt es nicht. Wenn die Corona-Krise bewältigt ist, wird man weitersehen, und eine finale Entscheidung muss getroffen werden.

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