Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Schwabmünchen: Ausgrabungen: Eine mittelalterliche Siedlung in Schwabmünchen?

Schwabmünchen

Ausgrabungen: Eine mittelalterliche Siedlung in Schwabmünchen?

    • |
    Archäologin Andrea Happach ist seit Anfang Dezember auf der Baustelle am Eschey-Berg in Schwabmünchen mit den Ausgrabungen beschäftigt. Die vorläufigen Ergebnisse der Grabung sind vielversprechend.
    Archäologin Andrea Happach ist seit Anfang Dezember auf der Baustelle am Eschey-Berg in Schwabmünchen mit den Ausgrabungen beschäftigt. Die vorläufigen Ergebnisse der Grabung sind vielversprechend. Foto: Reinhold Radloff

    Der Wind pfeift Andrea Happach um die Ohren. Es nieselt. Doch davon lässt sich die Archäologin nicht aufhalten. Vorsichtig kniet sie auf dem Boden und pinselt die Erde zur Seite. Denn auf der Baustelle in Schwabmünchen am Eschey-Berg, wie die Einheimischen sagen, gibt es einiges zu entdecken. Erste Spuren deuten auf eine mittelalterliche Siedlung hin.

    Mit kleinen Schaufeln, Bürsten und Pinseln legt Happach Stelle für Stelle frei. Sie steckt orangefarben angesprühte Plastikmesser in den Boden und versieht die gekennzeichneten Stellen mit einer Nummer. Ihre Zahl endet derzeit bei rund 200, bedeutet: Auf dem etwa 4200 Quadratmeter großen Grundstück an der Mindelheimer Straße haben Happach und ihr Team bereits zahlreiche interessante Fundstücke entdeckt.

    Schwabmünchen: Funde aus dem Mittelalter vermutet

    Seit Anfang Dezember ist Happach mit ihren Mitarbeitern auf der Baustelle zugange. Die ersten Ausgrabungen waren vielversprechend. Doch was genau die Archäologen dort zutage gebracht haben, lässt sich noch nicht so genau sagen. „Das ist erst möglich, wenn alle Arbeiten, Untersuchungen, Kartografierungen und Überlegungen abgeschlossen sind“, sagt Happach, die für die Firma Phoinix in Pöcking arbeitet.

    4200 Quadratmeter groß ist das Grundstück an der Mindelheimer Straße. Die Ausgrabungen dort sollen noch bis Mitte Februar dauern.
    4200 Quadratmeter groß ist das Grundstück an der Mindelheimer Straße. Die Ausgrabungen dort sollen noch bis Mitte Februar dauern. Foto: Reinhold Radloff

    Warum überhaupt auf dem Grundstück an der Mindelheimer Straße gegraben wird, das weiß die Archäologin ganz genau: „Wir haben gesicherte Erkenntnisse von zwei wichtigen Römerstraßen, die durch Schwabmünchen führten“, sagt Happach. Ihrem Wissen nach führten die alten Römerstraßen nahe dem Grundstück vorbei. „Deshalb werden dort Funde aus dem Mittelalter und jünger vermutet“, erklärt die Grabungsleiterin.

    Archäologisches Wissen habe man von dieser Stelle bisher nicht gehabt. Aber die vorläufigen Ergebnisse der dortigen Grabungen sind vielversprechend. Happach nennt die Entdeckungen der vergangenen Wochen „einen riesigen Glücksfall“. Sie geht von einer „Siedlungssituation“ aus. „Wir fanden Scherben von Gefäßen und viele dunkle Stellen im Boden etwa zwei Meter unter der Oberfläche“, sagt die Archäologin. Dadurch ließen sich eventuell Gebäude aus dem Mittelalter oder jünger rekonstruieren.

    Interessant ist für Happach auch die Freilegung eines ziegeleingefassten Steinbodens, der von einem Lagerraum stammen könnte. Außerdem entdeckten die Archäologen auf dem Schwabmünchner Grundstück die Reste zweier Brunnen mit unterschiedlichen Holzkästen. „Um an sie ranzukommen, müssen wir erst das Wasser abpumpen“, erklärt Happach.

    Mitte Februar sollen die Grabungen abgeschlossen sein

    Sie schätzt, dass die Arbeiten auf der Baustelle noch bis etwa Mitte Februar dauern werden. „Dann wird die Fläche wohl freigegeben“, sagt die Archäologin. Eine gute Nachricht für die Bauherren. Denn auf dem Grundstück sollten eigentlich längst die Bagger rollen. Die Brüder Georg und Bernd Grimbacher planen dort ein großes Bauprojekt. Die archäologischen Ausgrabungen verzögern das Vorhaben. Doch jetzt stehen die Vorzeichen gut, dass das Projekt bald weitergehen kann.

    Wenn die Ausgrabungen vor Ort abgeschlossen sind, endet für Archäologin Happach die Arbeit noch lange nicht. Denn dann beginnt die Nachbearbeitung: Wie hängen die Funde und Befunde zusammen? Aus welcher Zeit stammen sie? Für die Grabungsleiterin sind noch viele Fragen offen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen müssen schriftlich niedergelegt, kartiert und in Zusammenhang mit anderen Fundorten in Schwabmünchen gebracht werden.

    Am Ende werden die Gutachten und Fundstücke dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München übergeben. Derzeit wird in Schwabmünchen nicht nur am Eschey-Berg gegraben, sondern auch an der Jahnstraße, nahe dem Krankenhaus und dem Edeka. „Wir vermuten, dass unsere Arbeit in Schwabmünchen mit den jüngsten Ausgrabungen noch lange nicht beendet sein wird,“ so Happach. Und damit blickt sie wieder auf den Boden und widmet sich ihrer Arbeit.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden