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Schwabmünchen: Archäologen entdecken mittelalterliche Brunnen in Schwabmünchen

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Archäologen entdecken mittelalterliche Brunnen in Schwabmünchen

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    Das Freilegen der einzelnen Funde erfolgt in mühevoller Kleinarbeit.
    Das Freilegen der einzelnen Funde erfolgt in mühevoller Kleinarbeit.

    Auf einem Grundstück an der Ecke Jahnstraße und Singoldstraße in Schwabmünchen haben Archäologen besondere Funde ausgegraben: Die Experten stießen auf zahlreiche Entdeckungen, die von Siedlungen aus dem Mittelalter stammen könnten. Und sogar die Singold hinterließ auf dem Areal ihre Spuren.

    Schon seit Dezember arbeitet Archäologin Anja Struthmann vom Plana-Team Augsburg mit bis zu acht Helfern auf dem rund 1570 Quadratmeter großen Grundstück. Warum? Weil es dafür eine Auflage des Landesamts für Denkmalpflege gab, bevor dort gebaut werden darf. Das könnte, so die Archäologin, mit der Nähe zu den historisch bedeutungsvollen Gebäuden der Geyerburg und der katholischen Stadtpfarrkirche Sankt Michael zusammenhängen.

    Funde weisen auf Siedlungsstrukturen aus dem Mittelalter hin

    Zunächst stießen die Forscher auf dem Grundstück, auf dem bis vor wenigen Monaten unter anderem ein alter Bauernhof stand, ein ehemaliges Flussbett der Singold. Es verlief von Süden nach Norden und war in späteren Jahren verlandet.

    Besondere Funde haben Archäologen bei ihren Grabungen in Schwabmünchen der Jahnstraße ans Licht gebracht. Ein mittelalterlicher Brunnen gilt dabei als besonders außergewöhnlich.
    Besondere Funde haben Archäologen bei ihren Grabungen in Schwabmünchen der Jahnstraße ans Licht gebracht. Ein mittelalterlicher Brunnen gilt dabei als besonders außergewöhnlich. Foto: Reinhold Radloff

    Je weiter Struthmann und ihr Team gruben, umso mehr entdeckten sie. So förderten die Archäologen Hinweise auf insgesamt rund 300 Pfostenstellungen zutage. „Daraus lassen sich Hausgrundrisse rekonstruieren“, sagt Struthmann, die ihren Beruf bereits seit 16 Jahren ausübt. Die ältesten Funde datiert die Expertin vorläufig ungefähr auf das frühe Mittelalter, also etwa auf das siebte oder achte Jahrhundert. Auf echte Siedlungsstrukturen aus dieser Zeit und späteren Jahrhunderten weisen auch die weiteren Funde hin. So stießen die Archäologen auf Keramik-Bruchstücke, Tierknochen sowie Skelette von Jungrindern.

    Als besonders interessant erwiesen sich allerdings fünf Brunnen, von denen bisher zwei genauer untersucht wurden. Bei einem der Bauwerke handelt es sich um eine sogenannte Schlitzpfostenkonstruktion. Diese könnte aus dem Frühmittelalter stammen. Später wurde die Konstruktionsart Struthmanns Wissen nach nicht mehr verwendet. „Wir fanden noch erhaltene Hartholzstücke, die bei der genaueren Terminierung im Dentrolabor in Fischach sehr gut helfen können –und zwar mit einer Genauigkeit von manchmal nur plus minus zehn Jahren“, erklärt die Archäologin.

    Auch über den Fund des zweiten, etwas jüngeren Brunnens freut sich Struthmann sehr: Eine Pfostenrahmenkonstruktion, die hervorragend erhalten ist. Die anderen drei Brunnen wurden aus Ziegel gebaut.

    Die Bauarbeiten auf dem Grundstück laufen bereits

    Besonders tief lagen die fünf historischen Entdeckungen nicht – nach nur etwa einem Meter wurden die Archäologen fündig, was auf einen hohen Grundwasserspiegel deutet. Expertin Struthmann weist darauf hin, dass auf dem Gelände an der Jahnstraße nichts gefunden wurde, was an Ort und Stelle erhalten, sondern nur geborgen werden muss.

    Spannend ist auch, dass auf dem Grundstück derzeit parallel gearbeitet wird: Während Struthmann und ihr Team noch graben, sind auf einem deutlich größeren Areal schon die Bagger einer Baufirma am Werk. „Wir geben je nach Fortschritt unserer Arbeiten Stück für Stück für die Baumaschinen frei, um keine Bauverzögerungen zu verursachen“, sagt die 40-Jährige. Auf dem Grundstück soll eine Anlage für betreutes Wohnen der Schwabmünchner Firma Layer mit 21 Wohneinheiten und einer Begegnungsstätte entstehen.

    Ende April sollen die Grabungen abgeschlossen sein

    Bis Ende April will die Archäologin spätestens mit ihren Untersuchungen auf der Baustelle fertig sein. „Im Mai werde ich dann meine Aufzeichnungen, Texte, Bemaßungen und Bilder auswerten und sie dem Landesamt für Denkmalpflege übermitteln“, erklärt Struthmann.

    Damit aber die besonders interessanten Fundstellen nicht für immer verloren sind, wurde auf der Fläche, auf der später der Parkplatz der Wohnanlage gebaut werden soll, eine sogenannte konservatorische Überdeckung angelegt: Zuerst wird über den Ausgrabungen ein Flies und dann eine Kiesschicht von etwa 50 Zentimeter ausgebracht.

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