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Schwabmühlhausen: Wirtsleute sorgen sich um Zukunft der Unteren Mühle in Schwabmühlhausen

Schwabmühlhausen

Wirtsleute sorgen sich um Zukunft der Unteren Mühle in Schwabmühlhausen

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    Sie haben wegen der Beschränkungen immer noch geschlossen: Herbert und Heike Biechele vom Hotelrestaurant Untere Mühle in Schwabmühlhausen.
    Sie haben wegen der Beschränkungen immer noch geschlossen: Herbert und Heike Biechele vom Hotelrestaurant Untere Mühle in Schwabmühlhausen. Foto: Piet Bosse (Archivbild)

    Die Zeiten sind hart. Vor allem auch für Gastronomen. Das bekommen unter anderem die Eigentümer der „Unteren Mühle“ in Schwabmühlhausen zu spüren. Sie fragen sich, wie es noch möglich ist, unter den geforderten Auflagen, wirtschaftlich zu arbeiten. Darum überlegen sie schon Alternativen, falls der Lockdown und die Einschränkungen noch länger andauern sollten. Sie können dieser Ausnahmesituation auch eine gute Seite abgewinnen.

    Seit 33 Jahren betreibt das Ehepaar Biechele die „Untere Mühle“ in Schwabmühlhausen, welche die Eltern 1974 von einer Getreidemühle zu einem gastronomischen Betrieb umgebaut hatten. „Die Anfangszeiten waren hardcore, und wir erlebten immer wieder harte Zeiten, renovierten ständig, arbeiteten sieben Tage die Woche und erlaubten uns erst in den letzten Jahren ein paar Tage Urlaub. Doch so etwas wie jetzt, das ist schlimmer als alles bisher“, meint Herbert Biechele.

    Betrieb der Unteren Mühle Schwabmühlhausen: 10.000 Euro im Monat

    Der Hotelbetrieb mit 56 Betten und über 200 gastronomischen Sitzplätzen ruht (mit einer kurzen Unterbrechung) seit rund acht Monaten fast komplett. „Wir haben keine Einnahmen und die Kosten für das Anwesen sind enorm. Es kostet uns jeden Monat rund 10.000 Euro.“ Zusätzlich gehen derzeit ständig Dinge kaputt: elektrische Türen, Lifte und anderes - weil es nicht benutzt wird, ist sich der Wirt sicher.

    Dann das Problem mit den rund 40 vorrangig Vollzeit-Mitarbeitern: „Einige haben schon gekündigt, weil sie von dem Kurzarbeitergeld nicht leben können, auch gab es schwere seelische Schäden durch die Angst vor Corona. Wir legen finanziell drauf, was wir können, weil wir sie unbedingt halten wollen, aber das geht auch nicht mehr ewig, weil wir von den versprochenen staatlichen Unterstützungen bisher erst ein Drittel von dem erhalten haben, was uns angeblich zusteht“, sagt Biechele.

    Auch wenn der Betrieb eigentlich ruht, die Arbeit auf dem Anwesen geht nicht aus. Ständig fallen Reparaturen an. Die Familie nutzt die Zeit des Lockdowns für Sanierungen, soweit es geht in Eigenleistung, um Kosten zu sparen: neue Böden, neue Tische, frische Anstriche, Außenanlagen in Ordnung halten, Streichelzoo versorgen und vieles mehr. Und das, obwohl niemand weiß, wann es wieder losgeht.

    Betrieb ist vielleicht in der heutigen Form nicht mehr haltbar

    „Auch wenn alles wieder aufmachen darf: Wir wissen nicht, wie dann das Geschäft wieder richtig laufen wird.“ Heike Biechele und ihr Mann fürchten, dass es in Zukunft weniger Großveranstaltungen, Tagungen, Betriebsfeiern und ähnliches geben wird. „Dann ist unser Betrieb in der heutigen Form nicht mehr haltbar“, so die Biecheles, die sich große Sorgen um die Zukunft der Gastronomie machen. Denn die Perspektive sieht düster aus. Während des Lockdowns hat die Familie versucht, Essen to-go anzubieten, aber „dafür sind wir zu weit vom Schuss“, so der Chef.

    Heike und Herbert Biechele nutzen die Zeit des harten Lockdowns unter anderem für Renovierungsarbeiten. Wissen aber nicht, ob sie überhaupt noch Sinn machen.
    Heike und Herbert Biechele nutzen die Zeit des harten Lockdowns unter anderem für Renovierungsarbeiten. Wissen aber nicht, ob sie überhaupt noch Sinn machen. Foto: Reinhold Radloff

    Sohn Alexander, Sous-Chef in der „Unteren Mühle“, hat sich eine eigene Einnahmequelle erschlossen: Er züchtet Bio-Black-Angus-Rinder, vermarktet die rund 60 Tiere selbst, betreibt einen Biohofladen und ab April einen Onlineshop mit Fleisch, selbst hergestellten Wurstwaren und mehr. So kann er die Familie in diesen schlimmen Zeiten etwas unterstützen.

    In Schwabmühlhausen könnten Urlauber "Ferien auf dem Bauernhof" machen

    Eine Perspektive für die „Untere Mühle“ kann die Chefin derzeit nicht erkennen: „Das hängt auch davon ab, wie lange wir noch im Lockdown verharren müssen. Nur mit der derzeit angedachten Außengastronomie können wir uns jedenfalls nicht über Wasser halten.“ Heike Biechele und ihr Mann haben die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. "Sollten alle Stricke reißen, dann müssen wir eben wieder neu, klein und vorsichtig anfangen“, so Herbert Biechele, der sich überlegt hat, im Notfall die Anlage für „Ferien auf dem Bauernhof“ zu nutzen und Urlauber zu beherbergen. „Die Voraussetzungen dafür wären da“, so das Ehepaar, das schon über Details nachdenkt: „Wir haben bereits jetzt unsere Speisekarte zu 50 Prozent auf Bio umgestellt und verwenden zu 90 Prozent regionale Produkte. Das kommt bei unseren Gästen jetzt schon gut an.“

    Die Stimmung bei den Biecheles ist zwar sehr getrübt, aber noch nicht ganz am Boden: „Wir freuen uns, dass die meisten unserer Mitarbeiter uns die Treue halten, die Familie zusammensteht und den Kopf nicht in den Sand steckt“, so Herbert Biechele, der der Corona-Pandemie sogar einen wirklich positiven Aspekt abgewinnen kann: „Ich hatte noch nie ausreichend Zeit, mich um meine Enkel zu kümmern. Jetzt bekomme ich zum ersten Mal mit, wie sie heranwachsen. Das ist toll.“

    Wie trifft die Corona-Krise die Gastronomie? Hören Sie sich dazu unseren Podcast von Juni 2020 aus der Reihe "Augsburg, meine Stadt" an:

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