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Schwabmühlhausen/Königsbrunn: Corona: Gastronomen protestieren gegen andauernde Schließung

Schwabmühlhausen/Königsbrunn

Corona: Gastronomen protestieren gegen andauernde Schließung

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    Gabi Dreisbach, Yagmur Sahin, Christian Dreisbach und Gudrun Mitzel (von links) vom Hotel Zeller in Königsbrunn haben vor dem Hotel einen stillen Protest organisiert. 
    Gabi Dreisbach, Yagmur Sahin, Christian Dreisbach und Gudrun Mitzel (von links) vom Hotel Zeller in Königsbrunn haben vor dem Hotel einen stillen Protest organisiert.  Foto: Adrian Bauer

    Ein Bett steht im Freien und ein festlich gedeckter Tisch auf dem Parkplatz der Unteren Mühle in Schwabmühlhausen. In Königsbrunn hat die angehende Hotelfachfrau Yagmur Sahin den Eingangsbereich des Best Hotel Zeller frühlingshaft dekoriert: eine festliche Tafel, ein einladender Bartisch, ein gemütliches Bett. Platz nehmen oder Probe liegen dürfen Gäste aber an keinem der Betriebe. Von den ersten Lockerungen der Corona-Regeln profitieren die Bereiche Tourismus und Gastronomie nicht. Vor der nächsten Runde der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband daher zum stillen Protest aufgerufen, um auf die Situation der Branche aufmerksam zu machen.

    "Während andere öffnen dürfen, müssen wir unseren Betrieb geschlossen halten, obwohl wir ein perfekt funktionierendes Hygienekonzept haben. Das haben wir in der kurzen Öffnungsphase in den Sommermonaten 2020 bewiesen. Das wurde auch vom RKI bestätigt", betonte Herbert Biechele von der Unteren Mühle in Schwabmühlhausen. Auch beim Hotel Zeller hat man in moderne Technik investiert, um eventuelle Infektionsketten minutiös nachvollziehen zu können. Zwischen vielen Tischen hat man Plexisglaswände installiert.

    Das hat es in der Unteren Mühle in Schwabmühlhausen auch noch nicht gegeben: auf dem Parklatz vor dem Hotel ein festlich gedeckter Tisch und ein Bett.  Aufgestellt wurden diese Dinge, um die Aktion der DEHOGA zu unterstützen, mit der auf die missliche Lage der Gastromen im Lande aufmerksam gemacht werden soll.
    Das hat es in der Unteren Mühle in Schwabmühlhausen auch noch nicht gegeben: auf dem Parklatz vor dem Hotel ein festlich gedeckter Tisch und ein Bett. Aufgestellt wurden diese Dinge, um die Aktion der DEHOGA zu unterstützen, mit der auf die missliche Lage der Gastromen im Lande aufmerksam gemacht werden soll. Foto: Reinhold Radloff

    Gastronomen ärgern sich, dass die Politiker ihre Branche kaum erwähnen

    Die Geschäftsführer Gabi und Christian Dreisbach sowie Gudrun Mitzel ärgern sich, dass die Situation der Wirte und Hoteliers in den vergangenen Wochen bei den Pressekonferenzen der Politiker kaum noch eine Erwähnung wert war. "Aber auch in Hotels und Gaststätten gibt es wahnsinnig viele Arbeitsplätze", sagt Gabi

    Die monatelange Schließung der Betriebe stelle gerade kleinere und familiengeführte Unternehmen vor existenzielle Probleme, sagt Christian Dreisbach: "Gerade die, die sich noch kein finanzielles Polster schaffen konnten, stehen jetzt vor dem Aus." Einige hätten bereits aufgegeben, andere stünden vor dem Aus. Gerade bei Familienbetrieben stellten sich die Jungen vermehrt die Frage, ob sie unter diesen Umständen überhaupt weitermachen wollen. Vermieter von Ferienwohnung stünden plötzlich vor ungeahnten Problemen, weil sie nicht einmal die Hilfsgelder bekommen, die für andere Betriebe nun zumindest stetig, wenn auch unvollständig fließen. Auch in deren Namen beteilige man sich an der Protestaktion, sagen die Geschäftsführer.

    Der Betrieb von Familie Dreisbach/Mitzel steht wirtschaftlich weiter auf gesunden Füßen. Derzeit ist allerdings nur das Best Western Hotel am Königsbrunner Europaplatz geöffnet und beherbergt die wenigen Geschäftsreisenden, die derzeit unterwegs sind. So könne man zumindest kostendeckend arbeiten. Die Hotelküche bleibt allerdings kalt, ein To-go-Geschäft sei kostendeckend kaum darstellbar, sagt Christian Dreisbach. Die sonst freundliche, einladende Lobby im Hotel Zeller bleibt so kalt und leer: "Auch die Gäste sagen uns immer wieder, was für eine komische Atmosphäre in den sonst so lebendigen Häusern herrscht", sagt Gabi Dreisbach.

    Auch die Mitarbeiter leiden sehr unter dem Lockdown

    Bei der Aktion geht es auch darum, sich mit den Problemen der vielen Mitarbeiter solidarisch zu zeigen. "Sie leiden wie wir nicht nur finanziell, sondern auch darunter, ihren Beruf nicht ausüben zu können. Ihnen fehlt der Gastkontakt", sagt Herbert Biechele von der Unteren Mühle: "Wir hoffen, dass viele Gastronomen bei der Aktion mitmachen, um die Regierung wachzurütteln und die verantwortlichen Politiker auf unsere schlimme Situation stärker aufmerksam zu machen." Beim Hotel Zeller sind die meisten Mitarbeiter in Kurzarbeit, man sieht sich regelmäßig in Videokonferenzen. "Wir würden ihnen gerne zumindest eine Perspektive geben können, wann es weitergeht. Trotz Kurzarbeitergeld haben sie ja jeden Monat Einbußen", sagt Christian Dreisbach.

    Ihre normalen Arbeitszeiten haben im Hotel Zeller nur die Auszubildenden, wie Yagmur Sahin. Sie wurden im Haus am Europaplatz zusammengezogen und können dort zumindest praktische Erfahrungen in den Bereichen Frühstück, Rezeption und Etagendienst sammeln. Doch die besonderen Teile des Berufs - die Betreuung von teils internationalen Gästen, Verkaufsgespräche oder Veranstaltungsplanung - laufen derzeit nur als Trockenübungen ab, sagt Yagmur Sahin: "Die Arbeit mit den Gästen ist eigentlich der Grund, warum man die Ausbildung anfängt. Das fällt jetzt alles weg." Die Vorbereitungen der Abschlussprüfung im Sommer laufen trotzdem schon. Zumindest für die Zukunft der Lehrlinge sieht Christian Dreisbach keine Probleme: "Kompetenzen wie die Planung von Veranstaltungen gehört in Deutschland zur Ausbildung dazu. In anderen Ländern sind solche Leute händeringend gesucht."

    Gabi Dreisbach ist sicher, dass die Deutschen weiter Lust auf Reisen haben

    Gabi Dreisbach ist sich sicher, dass den Deutschen die Lust auf Reisen nicht vergangenen ist und sich die Branche erholt, sobald genug Menschen ihre Corona-Impfung bekommen haben. Bis dahin seien viele Betriebe weiter auf Hilfen angewiesen, ergänzt Christian Dreisbach: "Hotels in den Touristenregionen werden schnell wieder ausgelastet sein. Bei Stadt-, Tagungs- oder Business-Hotels wird das noch länger dauern." Doch zunächst schauen sie gebannt auf die Entscheidung der Politiker am 3. März und hoffen zumindest auf eine Perspektive, wann ihre Häuser wieder öffnen dürfen.

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