Nachdem sich der erste Schock über die angekündigte Schließung des Real-Marktes in Königsbrunn gelegt hat, geht es nun an die Aufarbeitung der Lage. Spätestens am 31. März 2021 wird der Laden an der Föllstraße zum letzten Mal öffnen. 88 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze.
Real hat angekündigt, dass mit den örtlichen Betriebsräten über den sozial verträglichen Abbau von Arbeitsplätzen gesprochen werden soll. Das bedeutet, dass möglicherweise auch Abfindungen gezahlt werden. Die Mitarbeiter können diese Gespräche selbst führen oder sich von der Gewerkschaft Verdi unterstützen lassen.
Eigentümer und Real klären, wann der Real in Königsbrunn genau schließt
Weitere Gespräche gibt es zwischen Real und dem Eigentümer der Immobilie in der Föllstraße, der Saller-Gruppe aus Weimar. Darin geht es um die Abwicklung des Mietverhältnisses und den tatsächlichen letzten Verkaufstag, sagt der zuständige Projekt-Entwickler der Saller-Gruppe, Martin Foerder. Von der endgültigen Entscheidung, den Markt zu schließen, sei man überrascht worden, daher gebe es vonseiten der international tätigen Immobilienfirma noch keine konkreten Pläne und auch intern noch einigen Gesprächsbedarf.
Dass der Real-Standort grundsätzlich auf der Kippe stand, war sowohl bei der Saller-Gruppe als auch bei der Stadt Königsbrunn bekannt. Beim Verkauf der Supermarkt-Kette an einen russischen Investor wurden bereits Pläne für einen massiven Umbau bekannt: Der neue Eigentümer will nur etwa 50 der 276 Filialen behalten, der Rest wird geschlossen oder verkauft. „Die Schließung der Niederlassung kam für uns aufgrund der Vorgänge um die gesamte Real-Gruppe in den letzten Monaten nicht überraschend“, teilt Bürgermeister Franz Feigl in einem Statement mit. Die Versorgung der Bevölkerung sei dadurch zwar nicht gefährdet. Man habe aber vor allem das Schicksal der Mitarbeiter und ihrer Familien im Blick: „Es ist von größter Wichtigkeit, dass für sie schnellstmöglich eine sozial verträgliche Lösung gefunden wird, die ihnen und ihren Familien weiterhin Einkommen und Sicherheit bringt.“
Real teilt keine Gründe für die Schließung mit
Welche Gründe letztlich den Ausschlag gegeben haben, den Markt in Königsbrunn und die sechs weiteren Standorte zu schließen, habe Real nicht mitgeteilt, sagt Projektentwickler Foerder: „Wir wurden nur über die Entscheidung informiert.“ Bekannt ist, dass Real eine Aufwertung des gesamten Areals wünschte.
In Erwartung der Entwicklungen wurde der Mietvertrag in der jüngeren Vergangenheit nur in Ein-Jahres-Schritten verlängert. Die Saller-Gruppe hat im vergangenen Frühjahr auch Planungen für eine Umgestaltung des Areals und eine neue Nutzung für das seit 20 Jahren leer stehende Hin&Mit-Hochhaus präsentiert. In einem ersten Schritt sollten die Parkplätze umgestaltet werden. Passiert ist seitdem aber wenig. Ob dies eine Rolle bei der Entscheidung spielte, den Standort aufzugeben, dazu gibt es von Real keinen Kommentar.
Was kommt in Königsbrunn, wenn Real weg ist?
Wie es mit dem Gelände weitergeht, hängt von einigen Faktoren ab. „Zunächst bleibt Real unser erster Ansprechpartner, um das Vertragsende ordentlich über die Bühne zu bringen“, sagt Martin Foerder. Man werde die Immobilie nicht verkaufen und eine Entwicklung für das Gelände finden. Das Ende des Mietverhältnisses mit Real sei bitter für die Angestellten, für die Saller-Gruppe bedeute sie auch mehr Flexibilität für künftige Planungen.
Wie attraktiv das Areal für Handelsunternehmen ist, hänge aber unter anderem auch daran, wie die Planungen von Globus auf dem Areal an der Guldenstraße aussehen, sagt Foerder. Das Unternehmen gehöre auch zu den in den Medien genannten Interessenten für den Kauf von Real-Filialen: „Würde Globus den Markt in Augsburg übernehmen, würde das für unseren Standort natürlich die Chancen verbessern.“ Denn zwei Globus-Märkte so nah beieinander werde es wohl kaum geben.
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