Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Rückblick: Die armen Kapläne

Rückblick

Die armen Kapläne

    • |
    Zentrum der Wallfahrt Maria Vesperbild ist das geschnitzte Vesperbild – oben das Original am Hochaltar, unten das Emblem des Wallfahrtsortes.
    Zentrum der Wallfahrt Maria Vesperbild ist das geschnitzte Vesperbild – oben das Original am Hochaltar, unten das Emblem des Wallfahrtsortes. Foto: Fotos: Bosch

    Maria Vesperbild „Er hatte im Pfarrhofe Wohnung und Kost und bezog einen jährlichen Gehalt von 50 Gulden.“ Das war nicht viel für den ersten Kaplan der Wallfahrt

    Diese Feststellung ist das Fazit eines Artikels aus dem Krumbacher Boten vom Jahre 1929.

    Das von Jakob von St. Vincent Mitte des 17. Jahrhunderts mitgebrachte geschnitzte Vesperbild fand demnach in einer Feldkapelle unter einer Linde auf dem Schlossberg eine erste Bleibe. Schon bald setzte ein immer größer werdender Zulauf ein. Deshalb ließ der damalige Ziemetshauser Pfarrer Max Hafner 1673 eine neue Kapelle bauen, „groß genug, dass darin das heilige Messopfer dargebracht werden konnte“. Die „stets wachsende Verehrung und die Opferwilligkeit der Gläubigen“ machten den Neubau einer größeren Kirche notwendig (1725/26), deren Bauausführung jedoch so schlecht war, dass 28 Jahre später ein weiterer Neubau notwendig wurde. Es handelt sich um die heutige Kirche, die 1756 geweiht wurde. Bald danach wurde für die Wallfahrt ein Kaplan bestellt, der im Ziemetshauser Pfarrhof ein Zimmer erhielt. Mitte des 18. Jahrhunderts erhielt der Kaplan nahe der Wallfahrtskirche eine eigene Wohnung. Sein Einkommen wird weiter als „nicht fundiert“ bezeichnet: Neben freier Wohnung bekam er jährlich nur 50 Gulden aus der Vesperbildstiftung und „in geringen Bezügen für gestiftete Messen“.

    Da dies zum Leben kaum reichte, gewährte die Herrschaft Seyfriedsberg „in unverbindlicher Weise“ dem Kaplan einen Zuschuss. Dieser musste dafür aber die Dienste eines Schlosspfarrers mit übernehmen. Erst durch die großzügige Stiftung des Ziemetshauser Frühmessbenefiziaten Theodor Schafheitl verbesserte sich die finanzielle Situation des Wallfahrtskaplans. Dieser stellte schon zu Lebzeiten 1500 Gulden bereit und machte durch Testament das Benefizium zum Universalerben, was Einnahmen von 25216,57 Mark bedeutete. Einzige Bedingung: Der Kaplan hatte für den Stifter und dessen Eltern monatlich je eine Messe in der Wallfahrtskirche zu lesen.

    Am 15. März 1828 wurden seine Verpflichtungen modifiziert, wonach er mit Predigten und Beicht hören in der Pfarrkirche aushelfen müsse, alle Samstage in der Wallfahrtskirche zelebrieren und den Beichtstuhl besuchen muss und am Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens zu predigen hat. Ein weiteres Ordinariatsdekret wurde fünf Jahre später notwendig. Dies besagt: „Er muss Aushilfe in Ziemetshausen leisten und auf Verlangen des Pfarrers in der Mutterkirche die Messe lesen.“ Und: „Im Falle eines Überschusses an Mess-Stipendien sind vor allem den an der Wallfahrt Aushilfe leistenden Kaplänen solche mitzuteilen.“ Dies besagt, dass sie finanziell anteilig beteiligt wurden. Reich dürften sie nicht geworden sein.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden