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Prozess in Augsburg: Verbale Entgleisungen und ein Tritt mit dem Knie im Zug

Prozess in Augsburg

Verbale Entgleisungen und ein Tritt mit dem Knie im Zug

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    Zwei Heranwachsende rasten auf dem Weg nach Bobingen aus. Sie beschimpfen und schlagen andere Fahrgäste. Auch als die Polizei eintrifft, pöbeln die Angeklagten.
    Zwei Heranwachsende rasten auf dem Weg nach Bobingen aus. Sie beschimpfen und schlagen andere Fahrgäste. Auch als die Polizei eintrifft, pöbeln die Angeklagten. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Es ist alles andere als eine alltägliche Zugfahrt, welche die Gäste im März vergangenen Jahres zwischen Augsburg und Bobingen erleben. Die Männer und Frauen sitzen im Regionalzug, der an jenem Montagabend pünktlich um 20.30 Uhr den

    Die beiden gaben zu, dass sie nur eine Fahrkarte vom Hauptbahnhof bis nach Inningen gelöst hatten. Sie wollten aber bis nach Bobingen fahren. Da sie bei der Zugbegleiterin nach der Kontrolle kurz vor

    Angeklagter beißt im Zug einen anderen Reisenden in den Mittelfinger

    Der junge Mann wollte abhauen, er rannte gegen den 52-Jährigen und schlug um sich. Er biss diesen sogar den Mittelfinger blutig. Als beide zu Boden stürzten, trat die 17-Jährige mit dem Knie gegen den Kopf des Mannes. Der 52-Jährige und die beiden anderen Fahrgäste versuchten die jungen dunkelhäutigen Randalierer, die nach Angaben der Zeugen betrunken waren, bis zur Ankunft in Bobingen festzuhalten – allerdings nicht ohne weitere Beleidigungen wie „Fehlgeburt“ und „Naziglatze“ über sich ergehen lassen zu müssen.

    Endlich am Bobinger Bahnhof angekommen, wurden die beiden Angeklagten von der Polizei in Empfang genommen. Die Jugendliche beleidigte mehrere Beamte. Der 18-Jährige, der vor vier Jahren aus Eritrea wegen des dortigen diktatorischen Regimes und dem dort drohenden Militärdienst über Libyen und Sizilien nach Deutschland geflohen war, beruhigte sich ebenfalls in Gegenwart der Beamten nicht. Im Gegenteil. Er rempelte die Polizisten an, beleidigte sie. „Die Standardsprache prallt an uns ab. Aber das war schon extrem persönlich und beleidigend“, sagte ein Beamter vor Gericht. Zu dritt haben sie ihn „unter großer Kraftanstrengung gefesselt“.

    18-Jähriger will Polizisten im Auto mit dem Kopf stoßen

    Im Polizeiwagen habe der 18-Jährige mit den Füßen um sich getreten. Als er ihn angurten wollte, führte der junge Mann mehrmals einen Kopfstoß aus – diese habe der Polizist allerdings mit der Hand abwehren können oder gingen an ihm vorbei. Die Staatsanwältin sprach von renitenten alkoholisierten Jugendlichen, die einen „ganzen Blumenstrauß an Taten“ ansammelten. Sie forderte für beide 80 Stunden Hilfsdienste, einen Kurs zum Thema Alkohol. Die damals 17-Jährige, die bereits drei Eintragungen im Bundeszentralregister hat, soll zudem einen einwöchigen Dauerarrest, der 18-Jährige gar einen zweiwöchigen Dauerarrest verbüßen.

    Die beiden Angeklagten räumten die Vorwürfe größtenteils ein, auch wenn sie sich nicht mehr an alles erinnern konnten. Verteidiger Werner Ruisinger hob die mustergültige Entwicklung seines Mandanten hervor, der in Deutschland einen Abschluss machte und derzeit eine Ausbildung absolviert. Wegen des „einmaligen Fehltritts“ bat er, von einem Dauerarrest abzusehen. Dies forderte Verteidigerin Petra Dittmer auch für ihre Mandantin.

    80 Sozialstunden und ein Freizeitarrest für beide Angeklagte

    Richterin Angela Reuber sprach von einem sehr unschönen Fall und heftigen Beleidigungen, die ihresgleichen suchen. Sie verurteilte die beiden zu jeweils 80 Sozialstunden und einem Freizeitarrest. Das bedeutet, dass sie ein Wochenende von Freitag bis Sonntag in der Jugendstrafanstalt verbringen müssen. Zudem müssen sie einen sogenannten Aloha-Kurs besuchen, der sich mit den Folgen und den Umgang mit Alkohol beschäftigt. Das Urteil ist rechtskräftig.

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