Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Mittelneufnach: Kultfilm Xaver: Außerirdischer bringt Hauch von Hollywood in die Stauden

Mittelneufnach

Kultfilm Xaver: Außerirdischer bringt Hauch von Hollywood in die Stauden

    • |
    Der kleinwüchsige Außerirdische Xaver war mit einem pinkfarbenen Isetta-Raumschiff unterwegs. Es steht heute in Pfaffenhausen im Nachbarlandkreis Unterallgäu auf dem Vordach einer Wirtschaft.
    Der kleinwüchsige Außerirdische Xaver war mit einem pinkfarbenen Isetta-Raumschiff unterwegs. Es steht heute in Pfaffenhausen im Nachbarlandkreis Unterallgäu auf dem Vordach einer Wirtschaft. Foto: Calypso Film

    35 Jahre ist es her, seit in den Stauden der Kultfilm „Xaver und sein außerirdischer Freund“ gedreht wurde. Im Sommer 1985 landete das pinkfarbene Isetta-Ufo in den Stauden. Ein paar Wochen lang waren Mittelneufnach und die umliegenden Staudenorte im Kinofieber, als der aus Schwabmünchen stammende Regisseur und Autor Werner Possardt sozusagen vor seiner Haustüre den „Xaver“ drehte.

    Noch heute, dreieinhalb Jahrzehnte nach dem großen Spektakel, erinnern sich vor allem die Mittelneufnacher, die damals bei den Dreharbeiten hautnah mit dabei waren und größtenteils als Komparsen mitwirkten, an den Hauch von Hollywood, der damals ein paar Sommerwochen lang durch die beschaulichen Staudendörfer wehte und für ungewohnte Furore sorgte. Mittelneufnach war im „Xavermania“-Ausnahmezustand.

    Die "Xaver"-Filmcrew wohnte im Mittelneufnacher Gasthof Zum Adler

    Im Gasthof Zum Adler hatte sich das Filmteam um Regisseur Werner Possardt einquartiert. Die Kontakte zwischen dem bunten Filmvölkchen und den einheimischen Komparsen sind nie ganz abgerissen.

    Viele Freundschaften, die damals am Set geschlossen wurden, haben auch über 30 Jahre danach noch Bestand. Zwei große „Xaver“-Revival-Festivals mit jeweils riesigem Besucherzuspruch wurden seither organisiert: 2001 in Oberschönenfeld und zum 20-jährigen Drehjubiläum 2005 in Mittelneufnach. Dreieinhalb Jahrzehnte nach seiner Kinopremiere genießt der Staudenfilm „Xaver“ mittlerweile Kultstatus. Noch heute gehen in Mittelneufnach Nachfragen nach Videos und DVDs aus dem ganzen deutschsprachigen Raum ein.

    In vielen Gegenden gibt es „Xaver“-Fanklubs, deren Mitglieder bei ihren Klubtreffen ganze Filmszenen fehlerfrei rezitieren. So manches Zitat („Mei Maschi isch hie!“, „A Bier, a Musi, hollareiduljö“, „Wia d’ Sau!“) outet den wahren Xaver-Fan. Sogar eine eigene Internet-Homepage wurde ins Leben gerufen: www.xaverfilm.de.

    Schon während der Dreharbeiten erhitze der Stauden-Film die Gemüter

    Als Bindeglied zwischen der Calypso-Filmcrew und den Stauden fungiert seit jeher Gottfried Wenger. Der Vorsitzende der Mittelneufnacher Theaterfreunde wirkte schon vor 35 Jahren an vorderster „Xaver“-Front als Komparse und Beschaffer von Requisiten mit. Zusammen mit „Adler“-Seniorchef Hermann Zott hält er noch heute lockere Kontakte zu den Freunden in Köln, wo die Filmgesellschaft Calypso ihren Sitz hat.

    „Grunz, grunz, wia d’Sau“: Eine Szene aus dem Xaver-Film, der in Mittelneufnach gedreht wurde.
    „Grunz, grunz, wia d’Sau“: Eine Szene aus dem Xaver-Film, der in Mittelneufnach gedreht wurde. Foto: Calypso-Film

    Schon während den Dreharbeiten im Sommer 1985 bewegte und erhitzte der Stauden-Film „Xaver“ die Gemüter. Die „intergalaktische Gaudi“ (Kinomagazin Cinema) sorgte monatelang für Gesprächsstoff an den Stammtischen und sogar in den Leserbriefspalten der Heimatzeitung. Heute, 35 Jahre nach den Dreharbeiten, gilt „Xaver“ als Kultfilm, den man einfach gesehen haben muss.

    Gottfried Wenger, der bei den Dreharbeiten kräftig mitgemischt hatte, erinnert sich: „Es war für uns faszinierend, live mitzuerleben, wie ein solcher Film entsteht.“ Bei Gastwirt Hermann Zott im „Adler“ hatte die „Calypso“-Filmcrew um Regisseur Werner Possardt ihr Hauptquartier aufgeschlagen.

    Das Filmteam wurde in diesen Wochen ein Teil der Dorfgemeinschaft, erinnert sich Gottfried Wenger. „Am Abend nach den Dreharbeiten haben wir am Stammtisch gemeinsam die Szenen des nächsten Tages besprochen und oftmals noch in der Nacht und in aller Eile die dafür benötigten Requisiten und Kostüme zusammengesucht!“

    Viele Protagonisten des Films sind heute noch befreundet

    Die alte Krachlederne und der Trachtenjanker von Landwirt Dominikus Wenger passten dem Titelhelden Xaver wie angegossen. Ebenso zu neuen, ungeahnten Ehren kam die historische NSU-Max von Benedikt Henkel.

    Noch heute bestehen freundschaftliche Kontakte zu den Protagonisten von damals. Titelheld Rupert Seidl alias „Xaver“, Marinus Brand (Hubert), Heinz Josef Braun (Eberhard), Gabi Fischer (Anni), Produzent Uwe Franke, Kameramann Jakob Eger und viele weitere Mitglieder der Calypso-Filmcrew lassen sich meist nicht lange bitten, wenn es in den Stauden bisweilen heißt „Xaver – Film ab!“

    Schmerzlich vermisst wurde schon beim 20-Jährigen Regisseur Werner Possardt, der bei der Tsunami-Katastrophe an Weihnachten 2004 in Thailand tragisch ums Leben kam. Nicht mehr am Leben ist auch Film-Loisl Carlos Pavlidis, Xavers kleinwüchsiger außerirdischer Freund, der mit seinem pinkfarbenen Isetta-Raumschiff damals in den Stauden strandete und mit seiner Bruchlandung („Mei Maschie isch hie!“) die skurrile Geschichte um eine außergewöhnliche Freundschaft erst ins Rollen brachte.

    Großes Gemeinschaftserlebnis beim "Xaver"-Dreh in Mettelneufnach

    Übrigens: Die Filmmusik für „Xaver“ steuerte kein Geringerer als Hans-Jürgen Buchner alias „Haindling“ bei. Als ein Stück „gelebte Volkskunde“ bezeichnete Professor Dr. Hans Frei, der langjährige Bezirksheimatpfleger und schwäbische Museumsdirektor, damals das „Xaver“-Filmprojekt in den Stauden.

    Mühelos schlug Frei den Bogen vom Kino-Klamauk zur heimischen Kultur: „Wichtig ist doch nicht der an allen Ecken und Enden überzeichnete und mit Klischees nur so vollgestopfte Inhalt des Streifens. Wichtig sind der noch Jahre später zu spürende Zusammenhalt während der Dreharbeiten, das Anpacken eines großen Projektes, das Gemeinschaftserlebnis auf fremdem, exotischem Terrain und nicht zuletzt der unbändige Spaß, den alle Mitwirkenden – ob Profis oder Stauden-Amateur-Komparsen – damals miteinander hatten!“

    Wir möchten wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden