Es sind enorme Mengen an Baumstämmen, die derzeit an der Viehweidestraße, am südwestlichen Ortsrand von Mickhausen, gelagert sind. Knapp 1800 Kubikmeter Rundholz wurden in den vergangenen Wochen aus den Staudenwäldern der Gräflich von Rechberg’schen Forstverwaltung rund um Mickhausen zu diesem gigantischen Lagerplatz transportiert.
Der Borkenkäfer ist im Anmarsch
Laut Konrad Neumaier, der viele Jahre das Rechberg’sche Forstrevier Mickhausen geleitet hatte und auch im Ruhestand seinen Nachfolgern noch immer unermüdlich mit Rat und Tat zur Seite steht, handelt es sich bei den Fichtenstämmen um die Hinterlassenschaft des Orkans Sabine, der im Winter auch in den Stauden kräftig getobt und gewütet hatte.
Weil jetzt im Frühjahr in den Wäldern auch die Zeit der Borkenkäfer beginnt, respektive bereits begonnen hat, mussten die Windwurfhölzer schleunigst aus dem Wald entfernt werden. Denn auch für das laufende Jahr 2020 rechnen die Forstleute wieder mit einem großen Borkenkäfer-Aufkommen.
Trotz rascher und sauberer Aufarbeitung riss der Borkenkäfer in den vergangenen Jahren 2018 und 2019 teils große Löcher und Kahlstellen in die Waldbestände. Der Orkan „Sabine“ fand an diesen aufgerissenen Stellen ideale Angriffsflächen und verursachte binnen weniger Stunden weitere Schäden – ein Teufelskreis.
Der Holzpreis ist aktuell im Keller
In den Sägewerken in Süddeutschland und im angrenzenden Österreich herrscht – bedingt durch den Orkan und die Auswirkungen der Corona-Pandemie – derzeit ein Überangebot an Rundholz. Der Holzpreis ist im Keller. Konrad Neumaier: „Wir haben darauf geachtet, dass der Lagerplatz für das Sturm- und das heuer noch zu erwartende Käferholz mindestens 500 Meter vom Waldrand entfernt angelegt wurde.“ Das Zwischenlagern entspanne auch die Situation bei der Anlieferung des Sturm- und Käferholzes an die überversorgten Sägewerke. Dadurch werde der Stau in der Holzabfuhr abgepuffert und zeitlich gestreckt.
Die Forstverwaltung betont, dass die Errichtung des Lagerplatzes am Ortsrand von Mickhausen – ebenso wie alle rechtlichen Rahmenbedingungen – in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Augsburg abgestimmt wurden.
Vögel finden in den Baumstämmen Futter
Ein Lagerplatz auf freiem Feld erübrige zur Bekämpfung des Borkenkäfers den Einsatz von Gift im Wald, der ansonsten angesichts der kritischen Absatz- und Abfuhrlage wohl nicht zu vermeiden wäre. Auch Spannungen zwischen Grundstücksnachbarn wegen nicht oder nicht rechtzeitig abgefahrenen infektiösen Käferholzes würden durch das Sammellager erst gar nicht aufkommen. Und noch einen Vorteil hat ein Holzlagerplatz auf der Wiese: Die neuen, weithin sichtbaren Strukturen in der Landschaft würden auffällig häufig von Vögeln aufgesucht. Unter der abgeplatzten Rinde finden sich Käfer und Larven – ein Festmahl für die gefiederten Freunde.
Die Prognose für die Holzwirtschaft im Augsburger Land für das laufende Jahr 2020 fällt düster aus: Es sei nicht zu erwarten, dass sich die Käfersituation in diesem Sommer wirklich entspannt. Auf das Anlegen von Sammelplätzen werde somit wohl nicht verzichtet werden können. In diesem Zusammenhang warnt die Forstverwaltung dringend davor, die Holzpolter zu betreten und auf den Stämmen herumzuturnen. Konrad Neumaier sagt: „Das ist lebensgefährlich!“ Warnschilder machen auf die Gefahr aufmerksam.
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