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Mickhausen: Neue Einblicke ins alte Schloss in Mickhausen

Mickhausen

Neue Einblicke ins alte Schloss in Mickhausen

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    Vor 500 Jahren hielt sich ein schottischer Gelehrter im Schloss auf.
    Vor 500 Jahren hielt sich ein schottischer Gelehrter im Schloss auf. Foto: Marcus Merk

    Als Zentrum der Stauden gilt Fischach. Die Marktgemeinde mit rund 5000 Einwohnern ist der größte Ort der waldreichen Landschaft. Das geistige Zentrum befand sich früher allerdings an anderer Stelle. 

    Einige Kilometer weiter südlich, in Mickhausen an der Schmutter, betrieb Ulrich Fugger im Mittelalter eine Art Musenhof. So jedenfalls beschreibt es Dr. Stefan Nadler in der Dokumentation zur Bau-, Ausstattungs- und Restaurationsgeschichte des Schlosses, das derzeit aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Kaum zu glauben: Im Schloss hielt sich offenbar auch ein Gelehrter aus Schottland auf. 

    Im Mickhauser Schloss lebte zeitweise ein Gelehrter aus Schottland

    Edward Henryson hatte den weiten Weg über die Grüne Insel, die Schiffsreise über den Ärmelkanal und dann den Weg durch das heutige Europa auf sich genommen. Er studierte in Frankreich und lernte die mächtige Fugger-Familie in Tirol kennen. Er übersetzte für die mächtigsten Unternehmer der damaligen Zeit klassische Texte ins Lateinische. Auch in die Stauden führte ihn sein Weg: Denn anders lässt sich nicht erklären, dass Henryson ein Lobgedicht für Ulrich Fugger verfasste. "Mickhavsa" findet sich in einem erhalten Sammelband der Heidelberger Universitätsbibliothek. Der schottische Rechtsgelehrte, der um das Jahr 1550 lebte, beschreibt sehr poetisch das Schloss und seine Gärten.

    Im Gedicht heißt es unter anderem: "Mitten in diesem schattigen Tal steht das (die Sonne) herrlich widerstrahlende Mickhausen und umschließt den von rauschendem Quellwasser klingenden Ort, den ein Viereck, abrundet. Es erhebt sich zwischen gleich hohen Anhöhen und ein dreifaches Stockwerk steht nach allen Seiten gewendet." Auch auf den Garten und die Schmutter wird Bezug genommen. Henryson schrieb: "Jenseits des Weges nimmt den Ausgang der weitläufige Garten, der Früchte trägt alles Gemüse, das das vornehme Haus braucht. Hinten fließt der Fluss Smutter mit fischreichen Strudeln. Diesen nimmt ein tiefer und breiter Weiher auf, von lebendigem Wasser umflossen, in dem ein seeschlachttaugliches Schiff mit Felsen konkurrieren soll. Dies soll den Herrn erquicken und die wilden Feinde abwehren." 

    Gemeint ist wohl ein See mit einem Brunnen, den ein prächtiges Kriegsschiff darstellt. Ein Beispiel dafür ist der Galeerenbrunnen in den Vatikanischen Gärten in Rom. Ulrich Fugger wollte damit wohl die Handelsreisen seiner Familie und den damit erwirtschafteten Wohlstand darstellen. 

    Wie das Schloss damals wohl ausgesehen hat, ist auf der so genannten Burgauer Landtafel zu erkennen. Das ist eine große Landkarte, die Andreas Rauch gemalt hat. An einigen Stellen erinnert die Karte an ein Wimmelbuch: Denn Rauch hat bildlich Geschichten aus dem Alltag festgehalten. Ehebruch oder auch ein Überfall werden thematisiert. 

    Wie das Schloss Mickhausen früher ausgesehen hat

    Aus der Vogelperspektive hielt Rauch über 300 Orte der ehemaligen Markgrafschaft Burgau fest. Er zog elf Monate durch die Region, um für Karl von Burgau, den Sohn von Erzherzog Ferdinand von Österreich und Bruder von Kaiser Maximilian II., eine möglichst detaillierte Karte anzufertigen. Entlohnt wurde Rauch, der eigentlich Stadtmaler von Wangen war, mit einem Honorar von 1000 Gulden und einer Aufwandsentschädigung von 55 Gulden. Der Betrag würde heute dem Wert eines Einfamilienhauses entsprechen. Reich geworden ist der Maler Rauch allerdings nicht. Er starb wohl mittellos an einem unbekannten Ort auf einer Rückreise von Wien.

    Alter Turm über dem Hauptportal wird wieder hergestellt

    Die Ansicht von Andreas Rauch aus dem frühen 17. Jahrhundert zeigt eine Schlossanlage mit zwei seitlichen Satteldachtrakten, einem Renaissancegiebel mit kleinen Türmchen besitzen. Sie verbindet ein hoher Turm mit Zwiebelhaube und Kreuz. Genau dieser Turm wird jetzt am Schloss wieder aufgebaut. Der Unterbau aus Stahl ist bereits vor Ort. In der Spenglerei wird nun die Kuppel gebaut und dann in Segmenten zum Schlossplatz gebracht. Der Turm muss noch später verkleidet werden, um dann mit einem 100-Tonnen-Kran auf das Dach gehoben zu werden. 

    Das Schloss hat einen Renaissancegarten und eine Orangerie erhalten.
    Das Schloss hat einen Renaissancegarten und eine Orangerie erhalten. Foto: Marcus Merk

    Das erste Mal bestaunen lässt sich das neue und gleichzeitig alte Wahrzeichen Anfang September findet: Dann nämlich soll das erste Schlosskonzert von Aris Aristofanous stattfinden. Er ist der künstlerische Leiter der Hermann-Messerschmidt-Kulturerbe-Stiftung, die das alte Schloss zu neuem Leben erweckt.

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