Vor fünf Monaten entdeckten die Ermittler bei Werner S. in Mickhausen eine scharfe russische Tokarev-Pistole. Bei anderen Mitgliedern, die über das Internet kommunizierten, fanden sie unter anderem eine selbst gebastelte großkalibrige Waffe, Äxte, Schwerter und selbst gebaute Handgranaten. Ein mutmaßlicher Unterstützer der rechtsterroristischen Gruppe führte die Beamten offenbar auch zu Waffendepots in einem Wald. Der Mann starb in dieser Woche im Dortmunder Gefängnis.
Terrorzelle: Unterstützer stirbt in Dortmunder Gefängnis
Der 46-Jährige sei leblos in seiner Einzelzelle gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die ersten Erkenntnisse würden auf einen Suizid hindeuten. Der Mann aus dem Kreis Minden-Lübbecke in Nordrhein-Westfalen hatte laut Informationen des WDR zugesagt, die Gruppe mit einem vierstelligen Geldbetrag zu unterstützen.
Er soll in der Vergangenheit wegen Äußerungen aufgefallen sein, die Reichsbürgern oder Selbstverwaltern zuzurechnen seien. Auch andere mutmaßliche Mitglieder der Gruppe werden der Szene zugerechnet.
Razzia in 13 Orten: Brisante Informationen für die Polizei
Auf Werner S. stießen die Ermittler schon vor längerer Zeit. Im September 2019 schlugen sie Alarm, nachdem es einen Hinweis gab, dass sich mehrere Männer zu einer Terrorgruppe zusammengeschlossen hatten. Laut Spiegel lieferte ein ehemaliger Geiselnehmer, der lange im Gefängnis saß, die besorgniserregenden Informationen.
Die Männer hatten in Minden in Nordrhein-Westfalen bei einem geheimen Treffen Terrorpläne geschmiedet. Ein Thema waren Anschläge auf Moscheen. Rücksicht auf Frauen oder Kinder könne man keine nehmen, soll Werner S. gesagt haben.
Vor fünf Monaten kam es zur groß angelegten Razzia in 13 Orten in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Werner S. wurde festgenommen und dann dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ. Der 53-Jährige sitzt seitdem in Gablingen in Untersuchungshaft. An seiner Situation wird sich schnell nichts ändern.
Warum die Ermittlungen um das Rechtsextremes Netzwerk so aufwendig sind
Die Ermittlungen dauern. „Sie sind sehr umfangreich“, sagte am Freitag ein Sprecher der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe. Fünf Monate in Untersuchungshaft seien angesichts der Komplexität des Falls nichts Ungewöhnliches. Staatsschützer hatten den 53-jährigen Werner S. zwei Monate vor der Festnahme als Gefährder eingestuft. Bundesweit zählte die Polizei zuletzt über 50 rechtsextreme Gefährder, denen sie schwere Gewalttaten bis hin zu Anschlägen zutraut. Werner S., der in Mickhausen weder auffiel noch sich irgendwie am Dorfleben beteiligte, soll körperlich fitte Männer, insbesondere mit militärischer Erfahrung, gesucht haben.
Einer von ihnen war ein 39-jähriger Mann aus Niedersachsen. Der Spiegel bezeichnet ihn als „rechte Hand“ von Werner S.. Auf der Facebook-Seite des 39-Jährigen versammelte sich laut taz das „Who’s who der deutschen Rechtsextremistenszene“. Der Mann gehörte nach Medienberichten zum „Freikorps Heimatschutz“ – das ist eine Gruppierung, die sich auf den Krieg und die Verteidigung von „Familien und dem Vaterland“ vorbereitet.
Auch Werner S. hatte viele Kontakte in der Szene. Sein letzter Facebook-Account zählt 200 Freunde, die für ihren Auftritt Neonazi-Symbolik gewählt haben. Unter dem Namen „Werner Schmidt“ antwortet S. auch einem „Matze Wodan“, dem der Facebook-Account gelöscht worden war. Der Gesinnungsgenosse schrieb: „Die Zeit ist nahe an der die Geister der Ahnen sich erheben und mit und für Germaniens Freiheit zu streiten.“ „Werner Schmidt“ antwortet: „Bereit Kamerad!!“
Lesen Sie dazu auch:
- Plante Terrorzelle um Anführer aus Mickhausen zweites Christchurch?
- Hinter dieser Fassade soll sich eine Terrorzelle versteckt haben
- Anschläge geplant: Wer ist der Terrorchef von Mickhausen?
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.