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Mickhausen: Motorräder verboten: Weniger Unfälle auf „Rennstrecke“

Mickhausen

Motorräder verboten: Weniger Unfälle auf „Rennstrecke“

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    Zu oft mussten die Rettungskräfte in den vergangenen Jahren ausrücken. Immer wieder gab es tragische Unglücke auf der Kreisstraße A16. Das hat jetzt ein Ende: Seit 2018 gibt es eine neue Regelung, die Motorrädern nur noch unter der Woche die Durchfahrt in beide Richtungen erlaubt.
    Zu oft mussten die Rettungskräfte in den vergangenen Jahren ausrücken. Immer wieder gab es tragische Unglücke auf der Kreisstraße A16. Das hat jetzt ein Ende: Seit 2018 gibt es eine neue Regelung, die Motorrädern nur noch unter der Woche die Durchfahrt in beide Richtungen erlaubt. Foto: Reinhold Radloff

    Elegant legt sich der Mann mit seinem Motorrad in die Kurven. Links, rechts, links folgt er der Straße mit rasantem Tempo und heulendem Motor. Dass er in den Kurven immer wieder auf die Gegenspur gerät, scheint ihn nicht zu stören. Dieses und ähnliche Videos haben Motorradfahrer ins Internet gestellt. Aufnahmeort: die Kreisstraße A16 zwischen Münster und Birkach. An schönen Tagen tummelten sich dort die Motorradfahrer. Über den Lärm, den sie mit sich brachten, waren Anwohner alles andere als erfreut. In schrecklicher Regelmäßigkeit mussten zudem Rettungswagen, Feuerwehr und Polizei wegen schwerer Unfälle ausrücken, wenn Fahrer ihre Fähigkeiten überschätzt und das Tempolimit überschritten hatten.

    Seit dem ersten März 2018 ist auf der Strecke Schluss mit Freizeitfahrten auf zwei Rädern. Der Landkreis führte testweise ein Fahrverbot für Motorräder ein. „Entscheidend war, die Hin- und Herfahrten abzustellen“, sagt Gernot Hasmüller, Leiter der Polizeiinspektion Schwabmünchen. Einige Fahrer machten sich einen Sport daraus, den Mickhauser Berg immer wieder hinauf- und hinunterzufahren und geizten dabei nicht mit dem Gas. Mancher Autofahrer fühlte sich bedrängt

    Sperrung der Kreisstraße soll nur die Raser betreffen

    Damit die Maßnahme möglichst nur diejenigen Motorradfahrer betrifft, die für Krach und Unfallrisiken sorgen, gilt die Sperrung nur in Richtung Birkach und nur von Freitag um 18 Uhr bis Sonntag um 22 Uhr sowie an Feiertagen. Dem wiederholten Hin und Zurück in der Freizeit sei damit ein Riegel vorgeschoben, sagt Hasmüller. Wer aber beispielsweise mit dem Motorrad zur Arbeit pendle, sei nicht betroffen.

    Acht Monate dauerte die Testphase. Nach einem Jahr zieht Hasmüller eine äußerst positive Bilanz: „Nur noch ein einziger Unfall mit einem beteiligten Motorrad ist dort seit der Sperrung passiert.“ In den Vorjahren waren es deutlich mehr. Auch der Lärm sei erheblich weniger geworden. Wegen dieses Erfolgs habe das Landratsamt die Regelung nun dauerhaft in Kraft gesetzt.

    Als die Maßnahme im März 2018 eingeführt wurde, habe die Polizei anfangs viele Fahrer auf die neue Regelung hinweisen müssen, sagt Hasmüller. Vor allem diejenigen, die von weiter her anreisten, um die beliebte „Rennstrecke“ zu fahren, hätten die neue Regel oft noch nicht mitbekommen. Mit Kontrollen verbreiteten die Gesetzeshüter diese Information aber rasch.

    Der Lärm zwischen Münster und Birkach ist deutlich zurückgegangen

    Die einseitige Sperrung kommt laut Mickhausens Bürgermeister Hans Biechele nicht nur bei den Behörden gut an: „Ich bekomme sehr positive Rückmeldungen von allen Seiten. An den Wochenenden ist der Lärm deutlich zurückgegangen.“ Die Befürchtungen, dass sich die Fahrer nun Umwege über Rielhofen und Konradshofen suchten, hätten sich nicht bewahrheitet. Nur vereinzelt sehe er dort Motorräder, berichtet der Bürgermeister.

    Unzufrieden mit der Situation ist Michael Lenzen, Vorsitzender des Bundesverbandes der Motorradfahrer. Sein Verein wollte 2018 gegen das Verbot klagen. Gegen die Testphase sei dies aber juristisch nicht möglich gewesen. Ob er nun vor Gericht zieht, müsse er sich noch überlegen, sagte Lenzen. Er möchte alle Verkehrsteilnehmer gleich behandelt wissen und lehnt Fahrverbote für Motorräder generell ab. „Stattdessen muss der Staat dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden“, fordert er. Ärger machten schließlich nur diejenigen, die sich nicht an die Verkehrsregeln hielten. Kontrollen seien zwar bei den Motorradfahrern ein etwas höherer Aufwand, aber dennoch einer Sperrung vorzuziehen.

    Motorradfahrer haben seit März wieder Saison

    Dieser Aufwand kommt auch im ZDF-Beitrag bei Terra Xpress zur Sprache, der sich am Sonntag dem Problem rasender Motorradfahrer in der Nähe von Wohngebieten widmete. Darin schilderte die Polizei, dass es kaum möglich sei, die Raser zu erwischen: Sie hielten sich einfach kurzzeitig an die Verkehrsregeln, sobald sie wüssten, dass Beamte vor Ort sind.

    Nach der Winterpause treibt es die Motorradfahrer nun wieder auf die Straßen: Der erste März war auf den Saisonkennzeichen der erste beliebte Stichtag, mit dem die Zeit der Motorradtouren wieder begonnen hat. Dass die derzeitige Lösung auf dem Streckenabschnitt der A16 effektiv sei, Unfälle verhindere und Lärm reduziere, habe sich laut Polizei gezeigt. Die Beamten müssten zwar nach wie vor kontrollieren, dass die Motorradfahrer sich an das Verbot halten, sagt Hasmüller. Aber den Rettungsdiensten werden die Fahrten zu Unfallschauplätzen auf der A16 zumindest größtenteils erspart bleiben. "

    Lesen Sie hier die Meinung unseres Autors zum Thema Raser auf der Kreisstraße A16: Motorradfahrer auf „Rennstrecke“: Blitzen reicht nicht

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