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Mickhausen: „Die Honigsammler“ machen Hobby zum Beruf: So arbeiten Profi-Imker

Mickhausen

„Die Honigsammler“ machen Hobby zum Beruf: So arbeiten Profi-Imker

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    Für Rainer Bickel sind seine Bienen nicht nur Honig- und Wachslieferanten. Sie prägen auch seine Lebensphilosophie.
    Für Rainer Bickel sind seine Bienen nicht nur Honig- und Wachslieferanten. Sie prägen auch seine Lebensphilosophie. Foto: Siegfried P. Rupprecht

    Rainer Bickels Augen leuchten. Für seine Frau und ihn sei ein Traum in Erfüllung gegangen, sagt er. Sein Stolz ist spürbar. Der Traum, das ist der Bau seiner Erwerbsimkerei an der Alten Wiese im Mickhauser Ortsteil Grimoldsried. Noch ist nicht alles fertiggestellt wie der Verkaufsraum und die Betriebsleiterwohnung. Die Produktion laufe aber bereits.

    Rainer Bickel und seine Frau Susanne Frey sind leidenschaftliche Honigsammler. Für sie geht es nicht um Masse. Wichtig ist ihnen eine ausschließlich naturnahe Bienenhaltung. Und das seit Anfang an. Eingetaucht in die goldene Welt des Honigs ist Rainer Bickel vor fast zwei Jahrzehnten: „Ich war damals im Textil-Maschinenvertrieb tätig“, erzählt er. Das habe ihn nicht ausgelastet. Da er schon immer Honigfan war, besuchte er schließlich die Imkerschule Schwaben in Kleinkemnat, um sich dort das notwendige Wissen zur Imkerei anzueignen.

    Angefangen hat der Honigsammler mit drei Bienenvölkern

    Gestartet ist er zunächst mit drei Bienenvölkern. Im Imkerverein lernte er schließlich Susanne Frey kennen. Seit 2012 imkern sie gemeinsam als Die Honigsammler. Zunächst vermarkten sie ihren Bio-Honig und weitere Bienenprodukte auf Märkten, später auch in Discountern. Lange Zeit wirtschaftet ihre Imkerei im Nebenerwerb in beengten Verhältnissen in einer Doppelhaushälfte in Wehringen. „Irgendwann sind wir an den Punkt gelangt, dass es so nicht weitergeht und wir die Produktion wesentlich nach oben fahren müssen“, berichtet Bickel.

    In Grimoldsried haben die beiden schließlich eine für sie optimale landwirtschaftliche Fläche gefunden. Heute gehört Rainer Bickel zu den rund 300 Berufsimkern in Deutschland. Doch bis zum Baustart im vorigen Jahr seien viele behördliche Hürden zu überwinden gewesen, sagt er: „Manchmal kam uns der Kampf vor wie gegen Windmühlen.“ Doch nun richte sich der Blick ausschließlich nach vorne.

    Bestand in Grimoldsried soll auf 300 Völker aufgebaut werden

    „Die Imkerei ist eine Art Sucht“, gesteht Bickel: „Einmal mit ihr angefangen, lässt sie einen nicht mehr los.“ Je mehr Einblick er und seine Frau in die Bienenzucht bekommen haben, umso interessanter und spannender sei die Materie geworden und die Verantwortung für die Lebewesen gewachsen.

    Die Bienensaison läuft vom Blüten- und Nektarangebot her von Mai bis Juli. Dieser Zeitraum sei für eine Imkerei die Basis für das ganze Jahr, informiert Bickel. Derzeit verfüge er über rund 200 Bienenvölker, Ziel seien 300. Im Sommer besteht ein Volk aus bis zu 60.000 Tieren.

    Die Honigbiene

    Zu einem Bienenstock gehören 30.000 bis 60.000 Bienen, in einigen Fällen sogar bis zu 80.000 Tiere. Den Großteil des Bienenvolkes bilden die so genannten "Arbeiterinnen".

    Männliche Bienen, die Drohnen genannt werden, haben im Leben nur eine Aufgabe: Fortpflanzung. In einem Stock leben zwischen 500 und 2.000 von ihnen. Haben sie ihren Zweck erfüllt und die Königin befruchtet, werden sie im Herbst in der "Drohnenschlacht" aus dem Stock geworfen. Da sie keinen Giftstachel haben, sind sie macht- und harmlos.

    Jeder Bienenstock hat eine Königin. Sie legt nicht nur als einzige die Eier. Nach ihrem Hochzeitsflug mit den Drohnen trägt sie auch noch für drei bis vier Jahre den Spermienvorrat in sich, mit dem die Eier befruchtet werden können.

    Auch die Bienenkönigin hat nicht viele Aufgaben: Sie muss nur für den Nachwuchs sorgen. Etwa 2.000 Eier legt eine Königin täglich, bis zu 120.000 im Jahr. Unterstützt wird die Mutter aller Bienen dabei von Arbeiterinnen, die die Kleinen füttern, putzen und umsorgen.

    Eine Arbeitsbiene fliegt pro Tag etwa 4000 Blüten an. Mit ihrem Saugrüssel saugt sie süßen Nektar aus den Blütenkelchen und lagert ihn in ihrem Magen ein. Beim Blütenbesuch bleibt Pollen an ihren Hinterbeinen kleben, den sie so weitertransportiert. Dadurch kommen Pollen, das männliche Produkt der Staubgefäße, mit der Narbe des Stempels, dem weiblichen Teil der Blüte, in Kontakt.

    Rund 80 Prozent aller Blütenpflanzen sind auf die Insektenbestäubung angewiesen. Im Obstanbau übernehmen die Bienen sogar rund 90 Prozent der Bestäubung. Der Nutzwert der Tiere liegt in Deutschland bei etwa vier Milliarden Euro. Damit ist die Biene nach Rindern und Schweinen das drittwichtigste Nutztier.

    Für ein halbes Glas Honig müssen Bienen rund 40.000 Mal ausfliegen und dabei vier Millionen Blüten besuchen. Durchschnittlich sind die Blüten einen Kilometer vom Bienenstock entfernt. Das bedeutet: Die Bienen müssen 40.000 Kilometer zurücklegen - quasi einmal rund um die Erde für ein halbes Glas Honig.

    Bienen schützen sogar afrikanische Plantagen und Dörfer vor trampelnden Elefanten. Die britische Biologin Lucy King entwarf eine Umzäunung mit Bienenkörben, deren Bewohner ausschwärmen, sobald ein Elefant den Draht berührt. Und tatsächlich: Die Elefanten nehmen vor den kleinen Insekten Reißaus.

    Bienen sind unglaublich nützlich, allerdings auch stark bedroht. Die Gründe für das schon Jahre andauernde Bienensterben sind vielfältig: Monokulturen beim Mais- und Rapsanbau, Schädlingsbefall und Pestizide sind vermutlich für das Massensterben der Bienen verantwortlich.

    Wer Bienen helfen will, sollte ihnen einen Blütenvielfalt im Garten oder auf dem Balkon bieten. Es gibt sogar spezielle Blumenwiesen-Saatmischungen, die auf die Bedürfnisse von Bienen abgestimmt sind. Sie liefern hochwertigen, eiweißreichen Pollen und ein gutes Nektarangebot.

    Selbst auf einem Balkon können Sie Bienen etwas Gutes tun. Verabschieden Sie sich von den meisten Blumen, die eine gefüllte Blüte haben, wie Geranien und Pelargonien. Pflanzen Sie Kräuter wie Schnittlauch, Basilikum und Thymian.

    Verzichten Sie in Ihrem Garten auf bienenschädliche Pflanzenschutz-, Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel! Sogenannte Pestizide, Herbizide und Biozide stehen im Verdacht, das massenhafte Bienensterben zu verursachen.

    Seine Völker stehen in der Region an mehreren Standorten. Doch vom Honig allein, den sie an diesen Plätzen ernten, können Susanne Frey und Rainer Bickel nicht leben. In den Sommermonaten betreiben sie deshalb eine sogenannte Wanderimkerei. Mit einem Teil ihrer Völker fahren sie zu speziellen Bienenweiden in der Bundesrepublik, um unterschiedliche Blütenangebote zu nützen und ein reichhaltiges Sortiment zu gewinnen.

    Was im Glas der Honigsammler landet, kommt auch von den eigenen Bienen

    Bickel erläutert auch, wie seine Honigproduktion abläuft. Los gehe es mit den Honigbienen: „Sie fliegen Pflanzen an und saugen mit ihren Saugrüsseln Nektar und Honigtau auf.“ Wenn die Waben im Bienenstock mit Honig gefüllt und verdeckelt sind, entnimmt er sie. Zunächst entfernt er mit einer speziellen Gabel die Wachsdeckel: „Danach wird der Honig in einer speziellen Schleudermaschine aus den Waben heraustransportiert.“ Der so gewonnene Honig läuft durch Siebe in ein Rührgerät, wird gefiltert und über eine geeichte Waage in Gläser abgefüllt. Bis zum Verkauf kommt er in einen Kühlraum.

    Mindestens 50 Prozent der Arbeitszeit fließt in die gezielte Vermarktung ihrer Produkte. „Wichtig ist uns, dass das, was im Glas ist, auch von uns und unseren Bienen kommt“, betont Rainer Bickel. In seiner Imkerei komme alles aus einer Hand, versichert er: „Wir kaufen nichts hinzu und züchten auch selbst unsere Bienenköniginnen.“ Diese Zucht sei die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg der Imkerei: „Eine entsprechende Fruchtbarkeit der Königinnen und eine große Volksstärke sind die unerlässliche Vorbedingung für gute Honigerträge.“ Der Imker vergleicht guten Honig mit einem guten Wein. Jedes Jahr bringe je nach Nektarangebot, Wetter und Schleuderzeitpunkt einen Honig mit unterschiedlichen Geschmackserlebnissen hervor. Sein Ziel: „Wir wollen unsere Begeisterung für Honig auf möglichst viele Menschen übertragen.“

    Mehr Informationen gibt es unter www.die-honigsammler.de

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