Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Lesetipp: Heiraten in Zeiten von Corona: Verliebt, verlobt, verschoben

Lesetipp

Heiraten in Zeiten von Corona: Verliebt, verlobt, verschoben

    • |
    Wegen Corona müssen viele Paare ihre Hochzeitspläne verschieben. Das macht sich in den Standesämtern im Landkreis bemerkbar.
    Wegen Corona müssen viele Paare ihre Hochzeitspläne verschieben. Das macht sich in den Standesämtern im Landkreis bemerkbar. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa (Symbolfoto)

    Dutzende Brautpaare feiern jedes Jahr Hochzeit in der Mittelstetter Mühle. Bis zu hundert Gäste kommen in den Räumen der ehemaligen Mühle zusammen. Doch wegen Corona bleiben die Stühle derzeit leer. Für Monika Plunger, die den Veranstaltungsort mit ihrer Familie betreibt, sind das schlechte Aussichten. "Bis Ende Mai finden keine Feste statt", sagt sie. Etwa die Hälfte der Paare habe abgesagt, die andere Hälfte habe den Termin auf nächstes Jahr verschoben. Verliebte, die sich im Sommer das Jawort geben, warten ab oder reservieren einen Ersatztermin.

    "Normalerweise sind wir an den Wochenenden von April bis Ende Oktober ausgebucht", sagt Plunger. Doch nur wenige Paare trauen sich. Im Sommer vergangenen Jahres fanden lediglich sieben Hochzeiten in der Mittelstetter Mühle statt. Viele Verliebte hatten die große Feier verschoben. Entsprechend voll ist jetzt der Terminkalender. Doch noch weiß Plunger nicht, wie viele Hochzeiten stattfinden werden: "Ich bin ratlos. Wir brauchen Planungsvorlauf, aber eine klare Perspektive gibt es momentan nicht."

    Hochzeiten in den Standesämtern im Landkreis Augsburg ohne Gäste

    Die Kontaktbeschränkungen durchkreuzen die Pläne vieler Paare. Das macht sich auch an den Standesämtern im Landkreis bemerkbar. "Wir verzeichnen bei den Eheschließungen einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr", teilt Eva-Maria Gürpinar von der Stadt Bobingen mit. Zwischen Januar und April ließen sich demnach 19 Paare trauen, 2020 waren es 25. Für den klassischen Hochzeitsmonat Mai haben sich bislang 16 Paare angemeldet. Ob sie sich tatsächlich das Jawort geben, bleibt abzuwarten.

    Am Bobinger Standesamt wurden bereits 14 Trauungen Corona-bedingt verschoben - die meisten auf den Sommer oder Herbst. Ein Paar war offenbar weniger optimistisch und verlegte die Heirat direkt auf nächstes Jahr. Grund sind meist die strengen Corona-Regeln. Denn im Standesamt dürfen aktuell nur das Brautpaar, der Standesbeamte und die Trauzeugen anwesend sein. Gäste sind nicht erlaubt.

    Doch Gürpinar erklärt auch: "Einige Brautpaare haben die Corona-Situation für sich genutzt und zu zweit geheiratet." So müssen sich auch Paare, die spontan heiraten wollen, gedulden. Kurzfristige Termine gebe es nur im Sitzungssaal, nicht aber für das Untere Schlösschen. Mit einem Engpass im kommenden Jahr rechnet Gürpinar nicht. Bisher gebe es nur vier Reservierungen.

    Planungsunsicherheit macht Braut-Stylistin aus Bobingen zu schaffen

    Der Kalender von Tanja Naumann hingegen ist schon jetzt voll. Die ausgebildete Visagistin verhilft Bräuten zum perfekten Aussehen. Rund 300 Kundinnen hat sie schon gestylt. Auch sie habe Absagen erhalten, manche Paare hätten ihre Hochzeit zum zweiten Mal verschoben. Aber viele Kundinnen würden warten, bis tatsächlich klar ist, ob die Hochzeit stattfinden kann oder nicht.

    Tanja Naumann aus Bobingen hat schon 300 Bräuten zum perfekten Styling verholfen. Doch die Planungsunsicherheit wegen der Corona-Krise macht der ausgebildeten Visagistin zu schaffen.
    Tanja Naumann aus Bobingen hat schon 300 Bräuten zum perfekten Styling verholfen. Doch die Planungsunsicherheit wegen der Corona-Krise macht der ausgebildeten Visagistin zu schaffen. Foto: Amani & Chris – Fotografie mit Gefühl

    "Viele Paare trauen sich gar nicht mehr, sich auf den Tag zu freuen", sagt die Bobingerin. Die fehlende Planungssicherheit macht nicht nur den Bräuten, sondern auch Naumann selbst zu schaffen. "Es zerrt an den Nerven, keine Perspektive zu haben", sagt die Visagistin. "Die Frustrationsgrenze ist bald erreicht."

    Was es heißt, ohne Arbeit dazustehen, erlebte Naumann im vergangenen Jahr. Von einem Tag auf den anderen brachen alle Aufträge weg, und sie musste um ihre Existenz bangen. Erst mit den Lockerungen im Sommer buchten immer mehr Frauen Termine, weil sie spontan im kleinen Kreis heirateten. Naumann war froh um jede Kundin, nahm alle Aufträge an und war am Ende völlig überlastet.

    "So ein Jahr möchte ich nicht noch einmal erleben", sagt Naumann. Sie wünscht sich klare Regelungen und Lösungsvorschläge seitens der Politik. So könnten neben einer begrenzten Personenzahl auch Schnelltests bei Hochzeitsfeiern zur Pflicht werden. "Ich bin mir sicher, dass die meisten Paare das mittragen und sich daran halten würden", sagt Naumann.

    Gersthofer Ehepaar muss Hochzeitsfeier zum dritten Mal verschieben

    Auch Berta Kugelmann sagt: "2020 war ein schwieriges Jahr." Seit 50 Jahren betreibt sie den Hiltenfinger Keller. Regelmäßig finden dort kleinere Hochzeiten mit bis zu 40 Gästen statt. Doch im vergangenen Jahr hagelte es eine Absage nach der anderen. "Viele Paare haben ihre Feier auf dieses Jahr verschoben", sagt Kugelmann.

    Im Mai seien einige Termine reserviert gewesen, aber die fallen Corona-bedingt aus. Der Blick auf das restliche Jahr stimmt Kugelmann ebenfalls wenig optimistisch. "Einige Brautpaare planen vielleicht um und feiern im kleinen Kreis, wenn das möglich ist. Aber ich rechne damit, dass große Feste auch heuer nicht stattfinden werden."

    Nadine und Fabian Wunderer aus Gersthofen haben es selbst erlebt: Im Mai 2020 wollten sie heiraten. Ein großes Fest mit 80 Gästen, DJ und Fotograf sollte es werden. Die Einladungskarten waren geschrieben, doch wegen Corona mussten sie ihre Hochzeitsfeier verschieben - zum mittlerweile dritten Mal. Per WhatsApp baten sie ihre Gäste um Verständnis. "Wir haben alle angeschrieben. Unter dem Motto: Aller guten Dinge sind drei", sagt Nadine Wunderer. Im Juni kommenden Jahres ist das Fest nun geplant.

    Ihre große Hochzeitsfeier musste Nadine und Fabian Wunderer wegen Corona schon mehrmals verschieben. Im kleinen Rahmen gaben sich die beiden aber im vergangenen Jahr im Standesamt das Jawort.
    Ihre große Hochzeitsfeier musste Nadine und Fabian Wunderer wegen Corona schon mehrmals verschieben. Im kleinen Rahmen gaben sich die beiden aber im vergangenen Jahr im Standesamt das Jawort. Foto: Wunderer

    Zumindest im Standesamt gaben sich die beiden im September vergangenen Jahres das Jawort. "Wir wollten nicht mehr länger warten", sagt die 24-Jährige. Auch um Gäste wie ihre Urgroßmutter sicher bei der Hochzeit als Gast zu haben. Denn im Herbst galten noch lockerere Regeln für das Standesamt. Mit einer kleinen Gruppe an Gästen wurden sie getraut. Doch die große Fete blieb aus.

    Ein viertes Mal wollen die Wunderers ihre Feier nun aber auf keinen Fall verschieben. Stattdessen hofft Nadine Wunderer, dass die zunehmende Zahl der Geimpften nach und nach für mehr Normalität sorge. Sie ist guter Dinge, was ihre große Feier im kommenden Sommer angeht: "Man muss positiv bleiben, das ist auch wichtig für die Seele."

    Lesen Sie dazu auch die Glosse: Glosse: Heiraten in der Pandemie: Drum prüfe, wer sich ewig bindet

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Visagistin aus Bobingen erhält den "Wedding Award Germany"

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden