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Lauf-Serie: Der Ex-Weltklasse-Marathonläufer Konrad Dobler joggt jetzt an der Singold

Lauf-Serie

Der Ex-Weltklasse-Marathonläufer Konrad Dobler joggt jetzt an der Singold

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    Ein Läufer aus Leidenschaft: Der ehemalige Weltklasse-Läufer Konrad Dobler ist auch bei Schnee und Eis in seiner Heimat unterwegs.
    Ein Läufer aus Leidenschaft: Der ehemalige Weltklasse-Läufer Konrad Dobler ist auch bei Schnee und Eis in seiner Heimat unterwegs. Foto: Reinhold Radloff

    Trübes Wetter, Schneefall, verwehte Wege: kein Grund, sich hinter dem Ofen einzumummeln, zumindest nicht für Konrad Dobler, den ehemaligen Weltklasse-Marathonläufer aus Schwabmühlhausen. Er lässt sich durch nichts von Sport in der freien Natur abhalten. Ich schließe mich ihm für eine schöne Sieben-Kilometer-Runde an, nicht ganz ohne Sorge.

    35 zu zwei, das ist unsere Marathonbilanz. Noch viel beängstigender der Bestzeitunterschied: 2:11:57 zu 3:38:49 Stunden. Und er ist etwas jünger. Gut, Konrad Doblers Bestzeiten sind knapp 30 Jahre her. Trotzdem: Werde ich auch nur den Hauch einer Chance haben, mit ihm mitzuhalten? Ich erinnere mich noch mit Schrecken an einen gemeinsamen Trainingslauf zur damaligen Zeit, als ich entnervt nach einem Kilometer aufgab. Conny beruhigt mich: "Wir laufen einen Schnitt um die sechs Minuten.“ Trotzdem, das ist bei diesen Streckenverhältnissen ambitioniert. Wir schaffen ihn auch nicht. Schuld bin aber, so viel sei schon mal hier verraten, nicht ich.

    Konrad Dobler 180 Kilometer in der Woche gelaufen

    Wir laufen wettergerecht gekleidet in der Bergstraße los auf die Ortsverbindungsstraße zu und biegen Richtung Großkitzigkhofen ab. Dobler erzählt, dass er zu Marathonzeiten etwa 180 Kilometer pro Woche lief, etwa 7000 bis 8000 Kilometer pro Jahr: "Manchmal rannte ich morgens nach Königsbrunn zur Arbeit und abends wieder heim.“ Heute läuft der deutsche Meister von damals noch zwei- bis dreimal pro Woche, nur zum Spaß, für die körperliche Fitness. "Die Spikes waren wohl Unsinn“, sage ich. "Wart ab“, meint Conny, biegt nach rechts in die Singoldstraße, und schon rennen wir durch Tiefschnee, ich mit schweren Beinen.

    "Übertraining ist schlecht. Ich hatte mal einen Ermüdungsbruch und ganz schlechte Blutwerte. Das kostete mich viel Zeit, bis ich wieder auf dem Damm war. Doping war trotzdem kein Thema für mich.“ Dobler schwenkt aber gleich wieder ins Positive und schwelgt in tollen Erinnerungen, nachdem wir rechts an der Singold entlang und dann links gestapft waren: "Neulich habe ich im Keller alte Kisten ausgeräumt: Ergebnislisten, Medaillen, Pokale, Titel, Olympia Barcelona. Sofort hatte ich die Läufe dazu vor Augen“, erzählt er strahlend seinem keuchenden Gegenüber. "Am liebsten erinnere ich mich an den Weltmeisterschaftslauf in Stuttgart, als ich Sechster wurde. Die Strecke, die Fans, die Atmosphäre, alles war toll, und ich klasse drauf.“ Seine Bestzeit lief er allerdings nicht dort, sondern in London beim Weltcup 1991.

    Sport ist für den Schwabmühlhauser Konrad Dobler bis heute wichtig

    Sport, das war ein ganz wichtiger Teil seines Lebens und ist es heute noch. "Mich täglich bewegen, Joggen, Radfahren, Spazierengehen, das ist mir ganz wichtig.“ Und er erzählt auch, warum: "Durch Sport kann man so viel lernen, privat und beruflich: gewinnen, verlieren, durchhalten, nie aufgeben, Strategien entwickeln, Ziele vor Augen haben und vieles mehr. Nur so überstand ich den Stress als Bürgermeister in Langerringen.“ Und manchmal noch wichtiger als das: "Die sozialen Kontakte, die Freundschaften, die teilweise bis heute halten, und die tollen Erinnerungen.“ Kurze Pause, dann der Nachsatz: "Ich würde heute alles noch einmal so machen wie damals.“ Auch, weil er nie schlimme Verletzungen hatte, auch keine Spätfolgen durch Spitzensport. "Ich bin gesund. Das ist toll.“ Und zack, schon ein kurzer Aufschrei: Er war auf eisiger Strecke umgeknickt, nachdem wir rechts in einen langen Feldweg eingebogen waren. Etwas hinkend, etwas langsamer geht es weiter - daher der Zeitverlust.

    Entdeckt wurde Dobler übrigens schon bei den Bundesjugendspielen in der Schule. Danach wurden zeitweise Läufe sein Leben, vor allem bei der Polizei. Dann die Zeit als Bürgermeister von Langerringen: "Ich trainierte wenig, nahm zu“, erzählt er. Sein Wettkampfgewicht: 62 Kilogramm, sein heutiges Gewicht: 80 Kilogramm, trotzdem ist er schlank. Zwischendurch aber auch mal nicht mehr so sehr. "Laufen war zu der Zeit vor allem Stressabbau.“ Dobler fügt hinzu: "Heute ist es Spaß.“ So auch der Hamburg-Marathon vor drei Jahren, "sicherlich mein letzter“, den er immerhin mit 3:22 Stunden bewältigte.

    Wie ihm das Rentnerdasein bekommt? "Sehr gut. In die Amtsgeschäfte mische ich mich nicht ein. Ab und zu fragen sie mich noch was. Das ist okay. Und ich bin ja auch noch im Kreistag, Kreisrat, stehe dem Landschaftspflegeverband vor, bin im Stiftungsrat des Langerringer Altenheims und der Dinge mehr. Es ist schön, noch gebraucht zu werden, und macht Spaß.“

    Statt Schneefall jetzt ein paar Sonnenstrahlen und herrliche Luft. Trotzdem: Dobler schlägt vor, die angedachte Schleife vor dem Heimweg wegzulassen. Als wir uns vor seinem Haus nach sieben Kilometern verabschieden, weiß ich, warum. Er hinkt etwas Richtung Haustüre.

    Doch am nächsten Morgen ging es ihm schon wieder gut. Er meldet sich: "Danke für die schöne Laufrunde. Der Fuß ist okay.“ Gott sei Dank. Mir hat es auch Spaß gemacht. Mit einem so berühmten Sportler bin ich noch nie gejoggt, außer damals, ganz kurz.

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