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Langerringen: Interview: Wie es einer 90-Jährigen nach der zweiten Corona-Impfung geht

Langerringen

Interview: Wie es einer 90-Jährigen nach der zweiten Corona-Impfung geht

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    Hildegard Klos war die Erste im Landkreis, die gegen Corona geimpft wurde. Jetzt hat sie auch die zweite Spritze gegen das Virus erhalten.
    Hildegard Klos war die Erste im Landkreis, die gegen Corona geimpft wurde. Jetzt hat sie auch die zweite Spritze gegen das Virus erhalten. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Hildegard Klos hat die zweite Spritze gegen das Coronavirus erhalten. Die 90-Jährige wohnt in der Johann-Müller-Altenheimstiftung in Langerringen und war die Erste im Landkreis, die Ende Dezember geimpft wurde. Im Interview verrät sie, wie sie sich jetzt fühlt und warum sie froh ist, dass sie die Impfung hinter sich hat.

    Frau Klos, bei der ersten Impfung wurden Sie ganz schön überrumpelt. Denn nach anfänglichen Verzögerungen bei der Impfstoffverteilung im Landkreis musste es schnell gehen. Lief es jetzt etwas ruhiger ab?

    Klos: Diesmal wurde ich nicht so überrascht. Ich hatte sogar noch Zeit, mich zu kämmen. Das war beim ersten Mal nicht drin. Ich war auch nicht als Erste an der Reihe.

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    Waren Sie trotzdem aufgeregt?

    Klos: Die Aufregung hat sich in Grenzen gehalten. Ich wusste ja, was mich erwartet. Es lief eigentlich genauso ab wie bei der ersten Impfung. Eine Pflegerin hat mich geholt, ich habe mich auf einen der drei Plätze gesetzt, den Arm frei gemacht und nach einem kurzen Gespräch die Spritze erhalten.

    Haben Sie etwas gespürt?

    Klos: Ein kurzer Pikser, dann war es schon vorbei. Es hat nicht wehgetan. Diesmal wurde es auch in meinem Impfpass eingetragen, den hatte ich bei der ersten Spritze nicht dabei.

    Haben sich Nebenwirkungen bemerkbar gemacht?

    Klos: Schon am Tag nach der ersten Spritze war ich etwas müde. Aber diesmal war es heftiger. Ich konnte nur mit Mühe aufstehen und kaum gehen. Ein Arzt hat bestätigt, dass die Müdigkeit eine Reaktion auf die Impfung war. Er sagte, dass auch die Schmerzen in den Knochen stärker sein können, aber davon habe ich nichts gemerkt.

    Wie geht es Ihnen jetzt, eine Woche danach?

    Klos: Am zweiten Tag nach der Impfung war ich noch etwas müde, aber inzwischen ist alles beim Alten. Ich hatte keine weiteren Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Kopfschmerzen und habe auch von anderen Bewohnern nichts dergleichen gehört.

    Sind sie erleichtert, dass Sie jetzt gegen das Virus geimpft sind?

    Klos: Ich bin froh, dass es vorbei ist und wir die Impfung erhalten haben, denn ein Corona-Fall im Haus wäre gefährlich. Experten sagen, dass es etwa zwei Wochen dauert, bis der Impfstoff schützt. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Erwartungen dann auch erfüllt werden.

    Wie erleben Sie die aktuellen Diskussionen rund um die Impfung und die damit verbundenen Pannen?

    Klos: Ehrlich gesagt bin ich froh, dass mir das ganze Theater rund um das Impfzentrum erspart bleibt und hier im Seniorenheim alles ohne Probleme abgelaufen ist. Die Menschen, die jetzt nach Gablingen fahren müssen, sind vermutlich noch nervöser, denn sie wissen überhaupt nicht, wie das alles abläuft.

    Kennen Sie jemanden, der bereits in Gablingen geimpft wurde?

    Klos: Mein Bruder sollte seine Impfung erhalten. Er ist 87 Jahre alt und bekam einen Brief vom Landratsamt, dass er sich in Gablingen impfen lassen kann. Seine Tochter half ihm bei der Anmeldung und bekam relativ schnell einen Termin. Meine Schwester hingegen ist am Telefon bislang noch nicht durchgekommen, um sich anzumelden.

    Seit eineinhalb Jahren wohnen Sie in der Johann-Müller-Altenheimstiftung in Langerringen. Aber aufgewachsen sind sie in Schwabmünchen?

    Klos: Ja, dort habe ich auch jahrelang gearbeitet – erst als Sekretärin bei der Weberei Holzhey, die es heute nicht mehr gibt. Später dann beim Kalenderhersteller Zettler.

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    Mit Ihren 90 Jahren haben sie vermutlich schon andere Krisen oder schlimme Situationen erlebt?

    Klos: Es gibt immer wieder Krisen, die die Welt erschüttern. Politisch ist mir die Invasion in der Schweinebucht 1961 als einschneidendes Ereignis in Erinnerung. Aber das hatte keine direkte Auswirkung auf mein Leben. Dagegen habe ich selbst erlebt, wie am Ende des Zeiten Weltkriegs die Bomben über Schwabmünchen abgeworfen wurden. Das Haus einer Bekannten wurde völlig zerstört, ihr Sohn verlor dabei sein Leben. Meine Mutter hat die Dame aufgenommen, damit sie wenigstens ein Dach über dem Kopf hat.

    Wie nehmen Sie jetzt die Corona-Krise wahr?

    Klos: Ich erlebe die Pandemie als eine schlimme Sache. Dabei habe ich weniger Angst um mich, ich fühle mich durch die Impfung schon sicherer. Aber gerade Kinder und Jugendliche haben durch Corona ein Jahr ihres Lebens verloren. Ihnen fehlt der Unterricht in der Schule und nicht alle Eltern können ihre Kindern zu Hause ausreichend unterstützen. Auch kleine Geschäftsleute sind von der Krise getroffen.

    Was hilft Ihnen in schwierigen Momenten?

    Klos: Früher habe unheimlich gern und viel gelesen. Schon als junge Frau habe ich Klassiker wie die „Buddenbrooks“ oder „Vom Winde verweht“ verschlungen. Leider sind meine Augen inzwischen schlecht. Es geht nur noch mit Lupe und das ist auf Dauer anstrengend. Aber auch ohne Bücher weiß ich: Manchmal gibt es Situationen im Leben, die man ausstehen muss, weil sie sich nicht ändern lassen. Es hilft, positiv zu denken, denn bisher ist auch diese Zeit immer noch vergangen.

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