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Langerringen: Archäologen finden Haus und Römer-Villa in Langerringen

Langerringen

Archäologen finden Haus und Römer-Villa in Langerringen

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    Das ist die Archäologin Anja Struthmann, hier bei Arbeiten in der Schwabmünchner Jahnstraße.
    Das ist die Archäologin Anja Struthmann, hier bei Arbeiten in der Schwabmünchner Jahnstraße. Foto: Reinhold Radloff

    Archäologische Grabungen sind in und um Schwabmünchen derzeit häufiger anzutreffen. Nicht besonders groß, aber dafür umso interessanter ist eine kleine Fläche auf Langerringer Grund, auf der eine wertvolle Entdeckung gemacht wurde: ein Grubenhaus mit dazugehöriger Villa Rustica.

    Den Verdacht gab es schon sehr lange, bestätigt war er bis vor Kurzem noch nicht: Am nördlichen Ortsrand von Langerringen gab es in der Spätantike beziehungsweise im frühen Mittelalter eine römische Besiedlung. Den Beweis dafür erbrachten in den vergangenen Wochen Ausgrabungen.

    Auf Langerringer Flur hat die Archäologin ein Grubenhaus entdeckt.
    Auf Langerringer Flur hat die Archäologin ein Grubenhaus entdeckt. Foto: Reinhold Radloff

    Weil in der Nachbarschaft der Biogasanlage eine neue Maschinenhalle errichtet werden soll, wurden vorherige archäologische Grabungen zur Bauauflage gemacht. Lang dauerten die Arbeiten der Firma ArchServ nicht. Nach drei Tagen war das Meiste erledigt. Archäologin Anja Struthmann stieß nach Öffnung einer Fläche von 83 Quadratmetern auf Gebäudestrukturen, die sie als sogenanntes Grubenhaus identifizierte.

    Langerringen: Kostengünstig und frostfrei

    Die Archäologin fand heraus, dass das Gebäude rund einen Meter in den Boden eingebaut war: „50 Prozent wurden unter- und 50 Prozent oberirdisch angelegt. Das verhalf nicht nur zu einer kostengünstigen Bauweise, sondern auch zu einem ganzjährig frostfreien Klima und zu einer relativ konstanten Luftfeuchtigkeit.“

    Struthmann vermutet, dass das nur 3,20 mal 2,10 Meter große Werkstattgebäude, normal sind etwa drei mal sechs Meter, eventuell als Schmiede, Töpferwerkstatt oder Webraum genutzt wurde. Genauere Aussagen kann sie nicht machen, da sie keine Gegenstände fand, die eine eindeutige Zuordnung ermöglichen.

    Besondere Funde haben Archäologen vergangene Woche bei ihren Grabungen in Schwabmünchen in der Jahnstraße ans Licht gebracht. Ein mittelalterlicher Brunnen gilt dabei als besonders außergewöhnlich.
    Besondere Funde haben Archäologen vergangene Woche bei ihren Grabungen in Schwabmünchen in der Jahnstraße ans Licht gebracht. Ein mittelalterlicher Brunnen gilt dabei als besonders außergewöhnlich. Foto: Reinhold Radloff

    Dafür kann sie aber die Bauzeit zumindest ein wenig eingrenzen: „Ich fand rechteckig behauene Tuffsteine und dazugehörigen Mörtel. Das deutet auf die Römerzeit hin, ich würde sagen 4. oder 5. Jahrhundert.“ Erhärten lässt sich diese Theorie durch den Fund von Fragmenten einer glasierten Reibschale, die wiederum einen Hinweis auf die Spätantike gibt.

    In der direkten Umgebung des Grubenhauses stieß sie bei ihren Grabungen auch auf Fragmente von Dach-, Boden- und Wandziegeln, die den Schluss zulassen, dass, wie schon vorher vermutet, dort einst eine Villa Rustica stand. „Darauf deuten auch Jura-Kalk-Platten hin, die häufig als Fußbodenbelag verwendet wurden“, so Struthmann.

    Bodenradar könnte zum Einsatz kommen

    Da ein Ensemble Villa plus Nebengebäude selten alleine vorkam, kann am Standort nördlich Langerringens auf eine ganze Siedlung geschlossen werden. Weitere Untersuchungen werden dort derzeit allerdings nicht angestrebt. „Sie könnten aber kommen, wenn in dem neu angelegten Industriegebiet die Bauarbeiten fortschreiten“, vermutet Struthmann und meint weiter: „Siedlungsstrukturen in Langerringen können eventuell mit Bodenradar nachgewiesen werden.“

    Was geschieht nun mit der Fundstelle Grubenhaus mit Villa Rustica? Der Gesetzgeber schreibt vor, dass der Erhalt von Baudenkmälern oberste Priorität hat, auch wenn sie verschlossen unter Bodenbedeckung liegen. „Deshalb wird das Langerringer Grubenhaus zu einem sogenannten geschlossenen Befund, wie beispielsweise ein Grab“, erklärte die Archäologin. Die Grube wird jetzt also wieder mit Erdreich geschlossen, mit Vlies überdeckt und darüber aufgeschüttet. Darauf darf dann gebaut werden.

    Nach den Ausgrabungen Struthmanns erfolgt ihre Heimarbeit beispielsweise mit Kartografie. Alle Unterlagen, einschließlich der wichtigen Funde, gehen anschließend an das Landesamt für Denkmalpflege. Dort wird dann der Fund ausgewertet und in den großen räumlichen Zusammenhang gesetzt.

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