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Landkreis: Wo sind die Frauen im Augsburger Land in der Kommunalpolitik?

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Wo sind die Frauen im Augsburger Land in der Kommunalpolitik?

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    Sie stehen dafür, dass Frauen in der Politik zu Wort kommen: die Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr (links) und die Gemeinde- und Kreisrätin Claudia Riemensperger aus Meitingen.
    Sie stehen dafür, dass Frauen in der Politik zu Wort kommen: die Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr (links) und die Gemeinde- und Kreisrätin Claudia Riemensperger aus Meitingen. Foto: Sonja Diller (Archiv)

    Vor 25 Jahren hatten sie die Nase endgültig voll: Gut ausgebildete Frauen, die neben dem Beruf den Haushalt schmissen und sich um die Kinder kümmerten. Alles fiel in ihre Verantwortung, aber eine Vertretung im Gemeinderat hatten sie nicht.

    Wir wollen mitreden, entschied eine Handvoll Biberbacher Frauen im Herbst 1995. Ein Jahr später traten sie mit einer eigenen Frauenliste bei der Kommunalwahl an. Sich an eine Gruppierung anzuschließen, kam nicht in Frage – zu viele Zwänge. Seitdem ist die Unabhängige

    Frauenanteil im Landkreis Augsburg: Frauen sind meist in Unterzahl

    Damit liegt Biberach nur knapp unter dem landkreisweiten Durchschnitt von 19 Prozent. Zum Vergleich: Im bayerischen Landtag liegt der Frauenanteil seit der Landtagswahl 2018 bei 26,8 Prozent – der niedrigste Wert seit 16 Jahren. In den meisten Stadt- und Gemeinderäten im Augsburger Land sind Frauen auch nach mehr als hundert Jahren Wahlrecht in der Unterzahl.

    Am deutlichsten wird das in Gessertshausen, Emersacker und Allmannshofen. Dort sitzen derzeit überhaupt keine Frauen im Gemeinderat. Doch es geht auch anders, wie die Gemeinden Aystetten und Wehringen zeigen. Hier sind Frauen mit einem Anteil von 33 Prozent am stärksten politisch vertreten – auch ohne eigene Frauenliste. Doch das ist in den meisten Räten immer noch die Ausnahme.

    Die Idee, die Zahl der weiblichen Vertreter in der Politik mit Frauenlisten zu erhöhen, hat Geschichte. Schon während der Weimarer Republik diskutierten Mitglieder des katholischen Deutschen Frauenbunds über die Kandidatur von reinen Frauenlisten.

    Nach langem Kampf hatten Frauen in Deutschland am 30. November 1918 überhaupt erst das Wahlrecht erhalten. Die Sozialdemokratin Marie Juchacz hielt als erste Frau eine Rede in der Nationalversammlung. Damit durften Frauen zwar wählen, aber in den politischen Gremien waren sie deutlich unterrepräsentiert. Eigene Frauenlisten sollten das ändern. Heute gibt es diese in Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen.

    Landkreis Augsburg: Nur Biberacher Frauen treten mit eigener Liste an

    Im Landkreis Augsburg sind die Biberbacher Frauen die Einzigen, die mit einer eigenen Liste antreten. Anni Miller war die erste Vertreterin im Gemeinderat, ihr folgte Johanna Quis. Seit 2008 halten Sabine Duttler und Gabriele Mader die Fahne der Unabhängigen Frauen hoch. Bei den Kommunalwahlen im März geht es wieder darum, wer in den kommenden sechs Jahren politisch das Sagen hat. Die Bewerber für die Bürgermeisterämter und die Sitze im Gemeinderat sind auch ein Vierteljahrhundert nach Gründung der Biberbacher Frauenliste überwiegend Männer.

    Ein wichtiger Grund für den nächsten Anlauf der „Unabhängigen“. Sechzehn von ihnen kandidieren für einen Sitz im Gemeinderat. Johanna Quis stellt sich zur Wahl um den Chefposten im Rathaus. Denn auch der ist im Augsburger Land stark männerdominiert. In nur fünf der 46 Kommunen geben Bürgermeisterinnen den Ton an – und zwar in Walkertshofen, Mittelneufnach, Kutzenhausen, Adelsried und Kühlenthal. Bayernweit wird nicht einmal jedes zehnte Rathaus von einer Frau geleitet.

    Doch damit liegt der Frauenanteil schon etwas höher als bei den Kommunalwahlen 1996. Damals waren es nur 2,2 Prozent. Wie Cornelia Hesse vom Bayerischen Gemeindetag kürzlich in einem Interview mit unserer Zeitung sagte: „Wenn die Entwicklung in dem Tempo weitergeht, dann werden wir vielleicht irgendwann mal im Jahr 2050 in etwa gleich viele Frauen an der Spitze der Kommunen haben.“

    Kommunalpolitik: „Für Frauen ist Politik kein Machtkampf“

    Solange wollen die Biberbacher Frauen nicht warten. Denn sie sind überzeugt: Frauen machen eine andere Politik. „Für Frauen ist Politik kein Machtkampf, sondern ein Ausloten von Möglichkeiten mit dem Ziel, eine gemeinsame Lösung zu finden.“ Für Johanna Quis, die schon als Abgeordnete im badenwürttembergischen Landtag saß, ist es keine Frage, dass es unterschiedliche Herangehensweisen an die Politik gibt.

    Demokratie lebt davon, dass alle eine Stimme haben, lautet eine weitere Maxime der Gruppe, deren Mitglieder zwischen 22 und 85 Jahre alt sind. Jeden ersten Montag im Monat treffen sie sich beim Huckerwirt, um über die Zukunft der Gemeinde zu diskutieren – seit 25 Jahren. Männer sind dabei ausdrücklich erwünscht. (mit elto, lac)

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