Der Betrieb im Freien dürfte vielen Gastronomen im Augsburger Land durch die Corona-Krise geholfen haben. Denn im Biergarten oder auf der Terrasse lassen sich die strengen Auflagen leichter umsetzen als im geschlossenen Gastraum. Doch was ist, wenn die Temperaturen wieder sinken und ein Außenbetrieb nicht mehr möglich ist?
Alessandro Catalano, der das Klosterstüble in Oberschönenfeld leitet, blickt dem Winter mit Sorge entgegen. Normalerweise können im Restaurant 60 Gäste sitzen. Doch um die Corona-Auflagen einhalten zu können, muss der Wirt die Zahl der Plätze um 30 bis 50 Prozent reduzieren.
„Es wird eine sehr schwierige Zeit“, sagt Catalano. Um die restlichen Plätze voll nutzen zu können, plant der Wirt, die Tische nur noch in Schichten zu besetzen. „Bislang waren wir damit sehr flexibel, aber wir werden es künftig strikter handhaben“, sagt Catalano.
Fehlende Planungssicherheit macht den Wirten im Kreis Augsburg zu schaffen
Auf Plexiglasscheiben als Trennwand zwischen den einzelnen Tischen will der Wirt des Klosterstüble verzichten. „Wir haben einen urigen, alten Gastraum, das passt optisch einfach nicht rein“, sagt Catalano. Er stellt die Tische lieber mit dem nötigen Abstand auf und nimmt dafür weniger Platz in Kauf.
Die Auswirkungen der Corona-Krise hat der Wirt bereits zu spüren bekommen. Große Feiern wie Kommunionen blieben aus, gerade am Anfang stießen die Auflagen bei manchen Gästen auf Unverständnis. Auch eine gewisse Corona-Panik hätte sich bemerkbar gemacht. „Selbst an einem grauen Tag wollten die Gäste lieber draußen sitzen“, sagt Catalano. Das lasse langsam nach.
Doch die fehlende Planungssicherheit macht dem Wirt weiterhin zu schaffen. „Wir setzen auf unsere Stammgäste, aber die kommenden Monate werden eine Herausforderung.“ Der Wirt hofft auch auf mehr Verständnis seitens der Gäste – gerade was die Reservierungen angeht. Schon im Normalbetrieb sei es schwierig, wenn ein Tisch für acht Personen bestellt ist und am Ende nur die Hälfte kommt. Das sei jetzt noch problematischer.
Wirte im Augsburger Land bekommen die Folgen der Krise zu spüren
Auch für Daniela Kugelmann, Betreiberin des Restaurants Gordion in Königsbrunn, hängt in den kommenden Monaten alles an der Planung. „Die Verlässlichkeit der Gäste ist mit Corona noch wichtiger geworden“, sagt sie. Kann eine Reservierung nicht eingehalten werden oder kommen mehr Gäste, sollten sie vorher Bescheid geben. Denn auch Kugelmann muss die Plätze im Gastraum von 100 auf 70 reduzieren, um die Abstandsregeln einhalten zu können.
Sie setzt darauf, die Tische nur noch in festen Schichten zu vergeben und sie so doppelt zu belegen. „Der Sommer ist gut gelaufen, aber der Winter macht mir ein bisschen Angst“, sagt die Gastronomin. Viele Gäste hätten bereits angekündigt, nicht mehr zu kommen, wenn die Bewirtung nur noch drinnen stattfindet.
Von der Corona-Krise getroffen wurde auch Reiner Staricha. Er hat das Gasthaus Deuringer Hof in Stadtbergen erst im August vergangenen Jahres eröffnet. „Der Lockdown hat uns fast das Genick gebrochen“, sagt der Wirt. Erst im August konnte er das Restaurant mit Biergarten wieder eröffnen. Seitdem laufe es sehr gut.
In den drei Gasträumen haben bis zu 130 Gäste Platz. Um die Abstände einzuhalten, hat Staricha zwischen den Sitznischen Plexiglasscheiben angebracht und in einer Stube die Tische umgestellt. Zwar kann er jetzt rund 20 Plätze weniger anbieten, aber Staricha hofft, dass er so gut durch den Winter kommt: „Es muss klappen, das ist unsere letzte Chance.“
Ein Nachteil für die Wirte: Große Feiern fallen in diesem Jahr aus
Optimistischer blickt Berta Kugelmann auf die kommenden Monate. Sie betreibt seit 49 Jahren das Gasthaus Hiltenfinger Keller in Hiltenfingen, das in drei Räumen Platz für 200 Gäste bietet. Noch würden die meisten Gäste draußen sitzen, denn viele seien vorsichtig geworden, sagt Kugelmann. Aber insgesamt laufe es gut.
Sollte es für den Biergarten zu kalt werden, sei im Gastraum ausreichend Platz, um die Abstände einzuhalten. „Wir können ganz gut ausweichen“, sagt sie. Es werde nur noch jeder zweite Tisch besetzt, dafür aber teilweise zweimal belegt. Das meiste laufe über Voranmeldungen, so ließen sich die Tische gut einteilen.
Einziger Nachteil: Größere Feiern müssen in diesem Jahr ausfallen. „Ich hoffe einfach, dass die Corona-Situation nicht schlimmer wird, dann kommen wir ganz gut durch“, sagt Kugelmann.
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