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Landkreis Augsburg: Wie sich der Immobilienmarkt im Landkreis Augsburg verändert hat

Landkreis Augsburg

Wie sich der Immobilienmarkt im Landkreis Augsburg verändert hat

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    Die Nachfrage nach Wohnbauflächen im Landkreis ist enorm. Doch für Gemeinden wird es immer schwieriger, an freie Flächen zu kommen.
    Die Nachfrage nach Wohnbauflächen im Landkreis ist enorm. Doch für Gemeinden wird es immer schwieriger, an freie Flächen zu kommen. Foto: Marcus Merk

    Von den Auswirkungen der Corona-Krise hat Annette Bas bislang kaum etwas gespürt. „Die Nachfrage nach Wohnraum ist weiterhin enorm hoch“, sagt die Immobilienmaklerin aus Königsbrunn. Prognosen, dass sich der Markt wegen der Pandemie beruhigen oder die Preise gar sinken könnten, haben sich, ihrer Erfahrung nach, nicht bestätigt. Im Gegenteil: Das Kaufinteresse an Immobilien als sichere Geldanlage sei durch die Krise eher angekurbelt worden.

    Aktuelle Zahlen des Landratsamtes legen nahe, dass der Preisdruck gerade bei bestehenden Eigentumswohnungen nicht mehr ganz so hoch ist. Während die Preise dort von 2018 auf 2019 um zehn Prozent gestiegen sind, prognostiziert die Behörde nur etwa drei Prozent Wertsteigerung für 2020. Das ergibt die vorläufige Auswertung von Kaufverträgen durch den Gutachterausschuss des Landkreises. Doch die Verkaufspreise für Neubauten steigen dem Landratsamt zufolge fast konstant weiter. 

    Preise für Baugrund sind im Landkreis Augsburg deutlich gestiegen

    Etwas anders sieht die Entwicklung bei Gewerbeflächen aus. Dort könnten sich, nach Einschätzung von Maklerin Bas, langfristig Veränderungen abzeichnen. Denn Bereiche wie Gastronomie oder Hotelgewerbe sind von der Corona-Krise getroffen. Mit dem verstärkten Einsatz von Homeoffice sinke auch der Bedarf an Büroflächen.

    Deutlich gestiegen ist, einer Vorauswertung des Gutachterausschusses zufolge, hingegen auch der Preis für Baugrund. Ein Grundstück in hochpreisigen Gebieten ist zwischen Mitte 2018 und Oktober 2020 zwischen 30 und 55 Prozent teurer geworden. Dazu zählt etwa der Speckgürtel, also die Nachbargemeinden, der Stadt Augsburg. Etwas flacher, aber immer noch deutlich, ist demnach der Anstieg in mittel- (18 bis 40 Prozent Preissteigerung) und niedrigpreisigen Gebieten (19 bis 35 Prozent).

    Das kann Marie-Thérèse Layer vom gleichnamigen Immobilienunternehmen in Schwabmünchen bestätigen. Die Nachfrage nach Grundstücken sei ungebrochen. Die Quadratmeterpreise seien inzwischen überall hoch, auch auf dem Land. „Es werden Höchstpreise bezahlt“, sagt sie. Denn das Angebot ist rar. „Vereinzelt kommt man noch an Grundstücke, aber man muss dranbleiben“, sagt Layer.

    Landratsamt Augsburg: Weniger Einfamilienhäuser werden beantragt

    Nach Angaben des Landratsamtes ist die Zahl der Bauanträge seit 2019 leicht gesunken. Im vergangenen Jahr gab es 1584 Anträge für eine Baugenehmigung, 2020 waren es bisher nur 1375. Die Zahl der gebauten Mehrfamilienhäuser ist zwar leicht gestiegen, aber die Zahl der Einfamilienhäuser ist deutlich gesunken.

    Hier gab es 2020 bisher 298 Anträge, bis Ende des Jahres dürfte diese Zahl etwas hinter den 348 Anträgen von 2019 zurückliegen. Das lässt darauf schließen, dass mehr Wohnraum als Investition geschaffen wird und weniger Familien ein Eigenheim bauen. Auch Immobilienexpertin Layer sagt: „Gerade in der Krise wollen viele Kapitalanleger ihr Geld sicher in Immobilien anlegen.“

    Dem Landratsamt zufolge ist die Zahl der verkauften Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern zwar zurückgegangen. Hier wurden bisher 842 Stück im Landkreis Augsburg verkauft; im Jahr 2019 waren es noch 1189. Das könnte sich laut den Einschätzungen des Gutachterausschusses aber noch ändern. Denn zum Ende des Jahres gehen im Allgemeinen noch viele Verkaufsfälle beim Landratsamt ein.

    Baufirmen spüren kaum Auswirkungen von der Corona-Krise

    Über mangelndes Interesse kann Maklerin Annette Bas nicht klagen. Erst vor Kurzem hat sie eine Dreizimmerwohnung in Untermeitingen vermittelt. In einer Woche gingen 60 Besichtigungsanfragen ein. Das zeige, wie hoch der Druck auf den Wohnungsmarkt ist. Wegen der guten Anbindung seien viele Anfragen aus München dabei gewesen.

    Auch Marie-Thérèse Layer kennt das. Ihr Immobilienunternehmen hat unter anderem im Breitlehen in Schwabmünchen ein Bauprojekt mit 25 Wohneinheiten realisiert. In der Jahnstraße entsteht derzeit eine Einheit mit 21 Wohnungen. Der Innenausbau läuft noch, doch die Wohnungen sind bereits verkauft.

    Ähnliche Erfahrungen macht Ugur Ates, der bei der Schwabmünchner Baufirma Domus Regiobau für den Immobilienvertrieb zuständig ist. Der Bedarf an Wohnraum sei weiterhin hoch. Am häufigsten würden Einfamilienhäuser nachgefragt, denn die meisten Interessenten wollen sich den Traum vom Eigenheim erfüllen.

    Doch auch Wohnungen seien gefragt. In Untermeitingen hat die Schwabmünchner Baufirma zwei Bauprojekte mit jeweils elf Doppelhäusern und elf Wohnungen verwirklicht. Trotz Corona waren die Einheiten nach einem halben Jahr verkauft. Mit Blick auf die Preisentwicklung sagt Ates: „Langsam haben wir einen Zenit erreicht.“ Der Immobilienexperte rechnet zwar nicht mit einem großen Einbruch. Doch er geht davon aus, dass die Preise in den kommenden Jahren nicht mehr ganz so stark steigen.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Christoph Frey: Kaum Bauplätze: Kommunen in der Zwickmühle

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