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Landkreis Augsburg: Wie der Lockdown die Sportvereine und ihre Mitglieder im Landkreis trifft

Landkreis Augsburg

Wie der Lockdown die Sportvereine und ihre Mitglieder im Landkreis trifft

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    Vor allem für ältere Menschen ist der Sport im Verein eine willkommene Abwechslung. Nun ist durch den Lockdown erstmal Pause.
    Vor allem für ältere Menschen ist der Sport im Verein eine willkommene Abwechslung. Nun ist durch den Lockdown erstmal Pause. Foto: Henning Kaiser, dpa (Symbolbild)

    Reinhold Weiher, Vorsitzender des TSV Schwabmünchen, hofft, dass sich die finanziellen Folgen in Grenzen halten und die meisten der rund 3300 Mitglieder bei der Stange bleiben. „Trotz des Lockdowns im Frühjahr haben wir 2020 bislang weniger Austritte als sonst, aber auch kaum Eintritte, sodass wir wohl den Stand von 2019 halten können“, sagt der Vorsitzende des mitgliederstärksten Vereins im südlichen Landkreis.

    Auf der Ausgabenseite muss er schauen, wie es mit den Zahlungen an die Übungsleiter weitergeht: „In der ersten Lockdown-Phase haben wir die Übungsleiter nicht bezahlt. Alle haben sich sehr solidarisch erklärt, Ärger hat es keinen gegeben. Ich hoffe sehr, dass es jetzt bei dem einen Monat bleibt, und tendiere eher dazu, die Übungsleiter dann weiterzuzahlen, aber das müssen wir noch besprechen.“

    Die Folgen für die Vereine sind das eine, aber auch die Mitglieder leiden unter dem Lockdown. „Es ist ein großes soziales Problem, dass die Menschen jetzt nicht mehr wie gewohnt im Verein Sport treiben können. Gerade für alleinstehende ältere Menschen ist die Trainingsstunde im Verein eine willkommene Abwechslung, und viele werden jetzt noch mehr vereinsamen“, fürchtet der Vorsitzende des TSV Schwabmünchen.

    Corona-Lockdown: "Vereinssport hat nicht die allerbeste Lobby"

    Kinder und Jugendliche haben da eher Alternativen, doch auch da sieht Weiher einiges auf die Gesellschaft zukommen: „Ich bin ja selber Sportlehrer und auch Dozent an der Uni und kriege so einiges mit: Die koordinativen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind wesentlich schlechter als noch vor einigen Jahren, und nach dem ersten Lockdown kamen viele mit drei oder vier Kilos mehr zurück, weil sie sich weniger bewegt haben.“ Auch der kürzlich vorgestellte Kinder- und Jugendsport-Bericht der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Kinder viel zu wenig bewegen, und fordert eine stärkere Unterstützung der Sportvereine. „Das würde uns natürlich sehr freuen, aber allzu optimistisch bin ich da nicht. Der Vereinssport hat nicht die allerbeste Lobby. Hier wurde beim ersten Lockdown schnell zugemacht und es hat lange gedauert, ehe wir wieder loslegen konnten. Das sieht beim Profisport schon anders aus, und ich finde es nicht in Ordnung, dass es dort weitergeht und wir zumachen müssen.“

    Auch beim TSV Königsbrunn bleiben die Mitglieder zum Großteil bei der Stange: „Bei uns hat es bisher nicht viele Austritte gegeben. Beim ersten Lockdown haben es einige versucht, aber das ging oft wegen der Bestimmungen der Vereinssatzung nicht. Ich rechne auch jetzt nicht mit vielen Austritten und bin deshalb zuversichtlich, dass sich die finanziellen Folgen in Grenzen halten“, sagt Peter Schwind, der gemeinsam mit Stefan Hintermayr und Wilfried Semmlinger den Großverein (über 2000 Mitglieder) nach dem Rücktritt von Siegfried Steinhart führt.

    Auch er sieht es kritisch, dass sich die Kinder und Jugendlichen zu wenig bewegen, und fürchtet, dass dies durch den erneuten Lockdown noch forciert wird: „Die werden jetzt wohl noch mehr Freizeit vor dem PC verbringen. Die Tendenz, dass sie sich zu wenig bewegen, wird dadurch noch gefördert und es ist sehr bedauerlich, dass die Gesundheit unter den jetzigen Entscheidungen leidet.“

    Augsburger Land: Mitgliederversammlungen können nicht stattfinden

    Ein ganz anderes Problem hat Isabella Uhl, Vorsitzende des SV Untermeitingen(knapp 2000 Mitglieder): Drei Mitgliederversammlungen sollten im November stattfinden (Fußball, Stockschützen und beim Gesamtverein), doch daraus wird natürlich nichts. So wären im Gesamtverein Neuwahlen angestanden: „Gott sei Dank wollen fast alle weitermachen, sodass es kein großes Problem ist, wenn der Vorstand wie vorgeschrieben erst mal im Amt bleibt“, sagt Uhl.

    Der erste Lockdown hat den Verein finanziell getroffen - aber weniger wegen fehlender Mitgliedereinnahmen (die Zahl blieb einigermaßen konstant), sondern weil den Abteilungen wichtige Einnahmequellen weggebrochen sind: „Die Abteilungen haben zum Teil Dorf- und Sommerfeste organisiert, und wenn die nicht stattfinden konnten, dann fehlt das Geld in der Kasse.“ Vom jetzigen Lockdown sei vor allem die Abteilung Ski und Snowboard betroffen: „Die wissen nicht, ob ihre Veranstaltungen stattfinden können, müssten aber schon jetzt mit der Organisation beginnen.“

    Auch ihr bereiten die Senioren Sorgen: „Die haben sich so gefreut, als sie im Juli und August wieder loslegen konnten. Für viele ist es das Highlight der Woche, zum Sport zu gehen, und nachher stand man oft noch zusammen und tauschte sich aus. Für die ist es besonders bitter, dass es jetzt wieder vorbei ist.“ Auf der anderen Seite hat Uhl auch Verständnis für die Maßnahmen: „Es musste ja angesichts der stark ansteigenden Zahlen was passieren. Ich hoffe sehr, dass wir im Dezember wieder loslegen können.“

    Nach Lockdown wohl keine schwarzen Zahlen bei TSV Bobingen

    Erwin Treischl, Vorsitzender des TSV (1700 Mitglieder), fürchtet, dass der Verein heuer keine schwarzen Zahlen schreibt. Auch in Bobingen gab es nur wenige Austritte. Aber Einnahmequellen wie der Verkauf bei den Fußballern fallen weg, und die Ausgaben bleiben: „Die Stadt hat sich sehr großzügig gezeigt, aber die Miete für die Geschäftsstelle oder Übungsräume, die nicht im Besitz der Stadt sind, müssen ja auch bezahlt werden“, so Treischl.

    Auch er betont, wie wichtig Sportvereine für Kinder und Jugendliche sind: „Der Bewegungsmangel ist das eine Problem, aber wichtig ist auch, dass der Sport bei Kindern und Jugendlichen die Integration fördert. Gerade in einer Stadt wie Bobingen mit vielen ausländischen Mitbürgern ist das eine ganz wichtige gesellschaftliche Aufgabe.“

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