Augsburg In den Discos im Augsburger Land sind seit über drei Monaten die Lichter aus. Noch ist nicht absehbar, wann die ersten Gäste wieder feiern dürfen. Doch die Betreiber sind optimistisch. Sie haben die Partypause genutzt und sich einiges einfallen lassen, um die Krise zu überstehen.
Statt auf der Tanzfläche wird im Amados in Königsbrunn bald auf dem Parkplatz gefeiert. Mit sogenannten Drive-in-Partys will Betreiber Robert Walz für Stimmung sorgen. Die Idee dahinter: Die Gäste sitzen in ihren Autos und feiern zur Musik, die der DJ auf einer Bühne auf dem Disco-Parkplatz auflegt. Der Sound wird über das Autoradio übertragen. Dafür hat sich Walz eine eigene Frequenz genehmigen lassen. Es soll Lichteffekte und Gogo-Tänzer geben. Getränke können vom Auto aus per Lichtsignal bestellt werden, die Bedienungen sind auf Rollerblades unterwegs.
Betreiber von Discos sind froh über staatliche Soforthilfe
Mit dem Konzept will Walz die finanziellen Löcher stopfen, die die Corona-Krise verursacht hat. Er ist froh, dass die Stadt Königsbrunn ihn bei seiner Idee unterstützt. Denn wie die meisten Discobetreiber im Augsburger Land muss er zusehen, wie er über die Runden kommt. „Ohne die Hilfe unseres Vermieters hätten wir es nicht überlebt.“ Zwei oder drei Monate seien mit Rücklagen überbrückbar. „Aber der normale Betrieb wird wohl nicht vor Oktober starten“, sagt Walz.
Um die monatelange Pause zu überstehen, hat er staatliche Soforthilfen erhalten. Angesichts der laufenden Kosten seien diese ein Tropfen auf den heißen Stein, aber trotzdem hilfreich. Erst im Oktober vergangenen Jahres hatte Walz das Amados in Königsbrunn übernommen. „Wir haben ein schweres Erbe angetreten“, sagt er. Es sei nicht leicht gewesen, das Lokal zum Laufen zu bringen. Doch es habe sich gut entwickelt – bis zur Corona-Krise.
Die hat auch den Betreiber des PM in Untermeitingen völlig unverhofft getroffen. „Im ersten Moment war es ein Schock“, sagt Stefan Egger. Er habe anfangs nicht damit gerechnet, dass die Schließung so lange dauern würde. Inzwischen geht auch er davon aus, dass die Lautsprecher noch bis mindestens Oktober stillstehen. Auch Egger erhielt im Rahmen der Soforthilfe 30.000 Euro. Das sei bei laufenden Kosten von 25.000 Euro im Monat nicht viel, aber besser als nichts.
Sound Factory in Gersthofen wechselte kurz vor der Krise den Besitzer
Trotz finanzieller Einbußen ist Egger zuversichtlich. „Als Unternehmer muss man mit Krisensituationen umgehen können“, sagt der 54-Jährige. Er nutzt die Partypause, um die Räume der Disco von Grund auf zu sanieren. Ein Teil seiner 78 Mitarbeiter packt mit an. „Ich versuche, die meisten von ihnen durchzufüttern“, sagt Egger.
Er selbst kann der Krise auch etwas Positives abgewinnen. „Mehr Freizeit zu haben und zur Ruhe zu kommen, tut auch mal gut“, sagt er. Mit 2500 Besuchern zählt das PM zu den größten Diskotheken in Bayern. Sollte Egger sein Lokal im Herbst wieder öffnen dürfen, hat er schon verschiedene Konzepte im Kopf, damit auch beim Feiern die Schutzmaßnahmen eingehalten werden können.
Auf eine baldige Öffnung hofft auch Zeljko Maslac, Geschäftsführer der Sound-Factory in Gersthofen. Er hat die Disco erst im März dieses Jahres mit seinem Bruder übernommen. „Wir haben eine Woche gearbeitet, dann mussten wir wegen der Corona–Krise schließen“, sagt der 47-Jährige. Ein hartes Los, liegen allein die monatlichen Mietkosten im fünfstelligen Bereich. Wie andere Discobetreiber erhielt Maslac staatliche Soforthilfen. Auch er nutzte die Zeit, um Räume und Technik zu erneuern.
Doch die Planungsunsicherheit macht ihm zu schaffen. „Auch meine Angestellten wollen wissen, wie es weitergeht“, sagt er. Rund 40 Mitarbeiter arbeiten normalerweise auf Minijob-Basis in der Sound-Factory. Die Gersthofer Disco zählt mit mehr als 1000 Besuchern zu den großen Clubs im süddeutschen Raum.
Gastronom Alfons Weigl hatte den Laden 30 Jahre geführt. Seit Januar liefen die Verhandlungen mit Maslac, der in Augsburg ein Restaurant betreibt. Er kennt den Club, seit über zehn Jahren veranstaltet er dort eine Partyreihe. Zum März hat er die Disco mit finanzieller Unterstützung eines Schweizer Investors übernommen. Nach der coronabedingten Schließung will er mit einem neuen Konzept an den Start gehen. Maslac hofft, dass es spätestens zum kommenden Jahr losgehen kann: „Nach der langen Schließung haben die Menschen wieder Lust zu feiern. Das ist das einzig Positive.“
Im Rainbow in Schwabmünchen hat sich seit den 80ern nichts verändert
Der Schwabmünchner Karlo Droll nimmt die Krise relativ gelassen. „Sie gibt mir einen Vorgeschmack darauf, wie langweilig es wird, wenn ich mal ganz aufhöre“, sagt der 69-Jährige. Seit 38 Jahren betreibt er die Kultkneipe Rainbow in Schwabmünchen. Schwierig war für ihn vor allem die Umstellung, nicht mehr die ganze Nacht, sondern nur noch tagsüber auf den Beinen zu sein.
Die vergangenen Wochen hat Droll für Renovierungsarbeiten genutzt, doch wirklich verändert hat sich nichts. „Hier sieht es immer noch aus wie in der 1980er- Jahren. Aber genau das erwarten die Gäste“, sagt Droll. Egal, wie lange die Türen seines Lokals coronabedingt zubleiben müssen. Er sagt: „Ich mache auf jeden Fall weiter.“
In Königsbrunn wird am Freitag auf einem Parkplatz gefeiert
Im Amados in Königsbrunn wird schon ab kommenden Freitag, 26. Juni, wieder gefeiert. Dann findet die erste Drive-in-Party statt. Allerdings ist die Besucherzahl begrenzt. So dürfen in jedem Auto höchstens vier Gäste sitzen, insgesamt ist Platz für 80 Fahrzeuge. Tickets sind über die Homepage des Clubs erhältlich. Falls die Lautsprecher des Autoradios nicht genug wummern, erhalten Feiernde an der Einfahrt Bluetooth-Boxen.
„Grundsätzlich müssen die Gäste im Auto bleiben“, sagt Walz. Aber die Toiletten des Clubs seien zugänglich, und auf einem Außenpodest dürfe auch getanzt werden – nach derzeit geltenden Auflagen allerdings nur zu zehnt. „Wenn es gut ankommt, werden wir die Tanzdauer begrenzen, damit alle mal aufs Podest können“, sagt Walz.
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