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Landkreis Augsburg: Wenig Ware, hohe Preise: Baufirmen im Kreis Augsburg geht das Material aus

Landkreis Augsburg

Wenig Ware, hohe Preise: Baufirmen im Kreis Augsburg geht das Material aus

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    Dilemma am Bau: Die Preise für Baustoffe sind seit Anfang des Jahres rasant gestiegen. Viele Materialien wie Dämmstoffe oder Rohre sind kaum noch verfügbar. Die Folge für Bauunternehmer: Lange Wartezeiten und finanzielle Einbußen.
    Dilemma am Bau: Die Preise für Baustoffe sind seit Anfang des Jahres rasant gestiegen. Viele Materialien wie Dämmstoffe oder Rohre sind kaum noch verfügbar. Die Folge für Bauunternehmer: Lange Wartezeiten und finanzielle Einbußen. Foto: Hermann Schmid (Symbolbild)

    Für ein Bauprojekt in Großaitingen benötigt Marcus Riedelsheimer 3000 Quadratmeter Dämmmaterial - allein für den Boden. Die Bestellung hat er längst aufgegeben. Ob er sie bekommt, weiß er allerdings nicht. "Ich muss bei jeder Lieferung zittern", sagt der Bauunternehmer aus

    Denn Baustoffe sind derzeit Mangelware. Dämmstoffe, Stahlbeton, Holz, Rohre, Folien, Kunststoffteile - die Liste an fehlenden Materialien ist lang. Die Folge: Bauunternehmer müssen mit enormen Wartezeiten und hohen Preisen rechnen, einige Stoffe sind gar nicht mehr lieferbar.

    "Eine solche Situation haben wir in Deutschland noch nicht erlebt", sagt Michael Kögl. Er leitet die Bauinnung Augsburg, die rund 150 Firmen aus der Stadt

    Wegen Materialknappheit verzögern sich Bauvorhaben im Kreis Augsburg

    "Die Preise haben sich seit Anfang des Jahres verdoppelt oder verdreifacht", sagt Kögl. Die Gründe dafür seien vielschichtig. Wegen der Corona-Pandemie brach die Nachfrage 2020 ein, Produktionskapazitäten wurden weltweit heruntergefahren. Als der Markt in China und in den USA anzog, wuchs die Nachfrage schneller als die Kapazitäten hochgefahren werden konnten. Die Folge: Die Preise steigen, Baustoffhändler verkaufen nur noch bestimmte Mengen und Bauunternehmer versuchen, Bestände zu horten. "Das alles führt soweit, dass sich Bauprojekte verzögern, weil das Material fehlt", sagt Kögl.

    Das macht sich auf den Baustellen vor Ort bemerkbar. Die Gemeinde Graben errichtet derzeit Mietwohnungen. Ein Gebäude kann bis September fertiggestellt werden, doch wie Bürgermeister Andreas Scharf vor Kurzem erklärte, verzögert sich der Bau des zweiten Gebäudes wegen des Engpasses an Baustoffen auf unbestimmte Zeit.

    Auch beim Anbau am Kindergarten im Schwabmünchner Ortsteil Schwabegg konnte das Dämmmaterial für die Bodenplatte nicht rechtzeitig geliefert werden. "Wir mussten auf ein hochwertigeres Material ausweichen, das kurzfristig verfügbar war", sagt Schwabmünchens Stadtbaumeister Stefan Michelfeit. Daraus seien geringfügige Mehrkosten entstanden. Auch im Rohbau habe es Verzögerungen und damit eine Preissteigerung gegeben. Die Stadt verhandle derzeit mit dem zuständigen Bauunternehmer.

    Bauunternehmer können die Preise für künftige Projekte nicht kalkulieren

    Denn auch das ist ein Problem: Bauunternehmer können die vertraglich festgelegten Preise nicht mehr halten oder müssen mit enormen Defiziten rechnen, erklärt Innungsleiter Kögel. Auch könnten sie die Kosten für künftige Bauprojekte kaum kalkulieren.

    "Jetzt einen Vertrag für ein Vorhaben im Herbst abzuschließen, ist mit vielen Unsicherheiten verbunden, denn niemand weiß, wie sich die Preise entwickeln", sagt Kögler. Er appelliert deshalb an Bauunternehmer und Auftraggeber gleichermaßen. "Man sollte vernünftig miteinander umgehen und gemeinsam eine Lösung finden, um die Preissteigerungen beidseitig aufzufangen", sagt Kögl.

    Darauf setzt auch Marcus Riedelsheimer. Als Bauunternehmen weiß er, dass seine Kunden eine Preisbindung erwarten, aber das könne er momentan nicht zusichern. Denn er wisse nicht, wie sich die Situation entwickelt und die Händler würden ebenfalls keine festen Preise garantieren. Um das wirtschaftliche Risiko zu minimieren, sieht Riedelsheimer nur eine Lösung: "Bei neuen Aufträgen legen wir die Materialkosten im Einkauf offen und passen sie gegebenenfalls an. Wenn sich ein Kunde nicht darauf einlässt, muss ich passen", sagt er.

    Augsburger Bauinnungsleiter: Ende der Preissteigerung ist nicht in Sicht

    Für laufende Bauprojekte konnte er sich mit ausreichend Material eindecken - vor allem Spanplatten hat er gelagert. Denn: "Wenn mir die ausgehen, geht auf den Baustellen nichts mehr und ich kann meine Mitarbeiter nicht weiter beschäftigen", sagt Riedelsheimer. Doch für Vorhaben im Herbst wisse er noch nicht, wo er die nötigen Baustoffe herbekommen soll. "Bei etwa 70 Prozent der Projekte schwanke ich zwischen Hoffen und Bangen", sagt Riedelsheimer.

    Bis zu zwölf Wochen muss er auf Dämmmaterial warten. Auch Rohre für Abwassersysteme sind rar. "Bestimmte Größen gibt es gar nicht mehr oder nur zu horrenden Preisen", sagt er. Auf einer Baustelle arbeite er mit drei Händlern zusammen - nur um an die Rohre zu gelangen. "Ich bin ständig in Kontakt mit Lieferanten. Sie gehen davon aus, dass sich die Lage weiter verschärft", sagt Riedelsheimer.

    Auch Innungsleiter Kögl ist wenig optimistisch. "Ein Ende der Preissteigerung ist nicht in Sicht. Wir können nur hoffen, dass sich die Lage bis zum Jahresende entspannt." Denn die Materialknappheit und die hohen Preise bringen auch Handwerksbetriebe in Not.

    Hersteller treiben die Preise zusätzlich nach oben

    "Wir bekommen die Auswirkungen brutal zu spüren", sagt Andreas Hillebrand von der gleichnamigen Holzbaufirma in Gersthofen. "Die Preise gehen ins Unermessliche." Bis zu 500 Euro mehr zahlt er mittlerweile pro Kubikmeter Holz.

    Noch haben seine 15 Mitarbeiter genug zu tun, denn die laufenden Aufträge bestünden schon länger. Das notwendige Material konnte Hillebrand im vergangenen Jahr bestellen und auf seinem Hof lagern. "Aber bei neuen Aufträgen ist die Lage kritisch", sagt er.

    Er sei nur damit beschäftigt, Händler durchzutelefonieren, um an Baumaterial zu kommen. Das betreffe nicht nur Großprojekte. "Selbst 20 Quadratmeter Dämmung sind schwierig zu bekommen", sagt Hillebrand. Das Problem: Wenn eine Komponente fehlt, steht die gesamte Baustelle still. Was ihn ärgert: "Man hat das Gefühl, dass die Hersteller die Preise zusätzlich und bewusst nach oben treiben."

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