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Landkreis Augsburg: Warum heuer auf den Erdbeerfeldern in der Region so viel los ist

Landkreis Augsburg

Warum heuer auf den Erdbeerfeldern in der Region so viel los ist

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    Selbst gepflückt und schnell wieder nach Hause: Caroline Thannheiser und ihr sechsjähriger Sohn Valentin lieben die frischen Erdbeeren vom Seibold-Feld beim Hiltenfinger Keller.
    Selbst gepflückt und schnell wieder nach Hause: Caroline Thannheiser und ihr sechsjähriger Sohn Valentin lieben die frischen Erdbeeren vom Seibold-Feld beim Hiltenfinger Keller. Foto: Hieronymus Schneider

    Der sechsjährige Valentin Thannheiser freut sich schon auf den frischen Erdbeer-Milchshake, als er mit seiner Mutter Caroline die selbstgepflückten Erdbeeren vom Feld beim Hiltenfinger Keller mit dem Fahrrad nach Hause bringt. Die Hiltenfingerin versorgt ihre Familie jedes Jahr mit selbst gepflückten Erdbeeren, die sie zu Obstkuchen, Milchshakes oder Marmelade verarbeitet.

    50 Prozent mehr Besucher auf den Erdbeer-Feldern

    Viele haben diese Möglichkeit in diesem Frühjahr erstmals oder wieder neu entdeckt. Die Erdbeerplantagen im südlichen Landkreis erlebten seit der Öffnung an Christi Himmelfahrt, und vor allem über die Pfingstfeiertage, einen regelrechten Boom. „Es kamen etwa 50 Prozent mehr Leute als sonst zum Selberpflücken. Wir merken schon, dass die Leute nicht im Urlaub sind und mehr Zeit zum Pflücken und Backen oder Marmelade machen haben“, sagen Anita Kistler und ihr Verkäufer Jürgen Rehbein am Stand beim Untermeitinger Schloßberg. Der Familienbetrieb Kistler aus Kleinaitingen betreibt noch vier weitere Plantagen in Bobingen, zwischen Großaitingen und Wehringen, in Kaufering und im Landsberger Ortsteil Reisch.

    Auch der zweite Marktführer im Landkreissüden, der Familienbetrieb Seibold aus Inningen, bestätigt die neue Lust am Selberpflücken. „Ja, es kamen viel mehr Leute als in den Vorjahren auf unsere drei Felder in Schwabmünchen beim Hiltenfinger Keller, in Großaitingen beim Edeka und in Bobingen, Oberottmarshauser Straße“, sagt Stefan Seibold. Nach Pfingsten mussten mehrere Felder für ein oder zwei Tage zur Nachreife geschlossen werden. Die gestiegene Nachfrage der Selbstpflücker ist sicher ein positiver Aspekt der Corona-Krise, bringt aber auch erhöhte Anforderungen an die Hygienebestimmungen und die Wahrung des Abstands von mindestens eineinhalb Metern beim Pflücken mit sich. An der Kasse und beim Wiegen müssen Käufer und Verkäufer Mund-Nasen-Schutzmasken tragen.

    Erdbeeren selber pflücken ist günstiger als kaufen

    Doch nicht alle Erdbeeren werden von den Selbstpflückern geerntet. Beide Betriebe haben auch Verkaufsstellen bei den Plantagen und beliefern Supermärkte. Seibold unterhält mehrere eigene Verkaufsstellen in Königsbrunn, Augsburg und Neusäß. Kistler liefert seine Erdbeeren auch nach München zur Großmarkthalle. Dazu braucht es viele Erntehelfer und das wurde aufgrund von Corona zu einem Problem. „Heuer durften wir nur 14 Personen mit einem Charterflugzeug einfliegen lassen, sonst hatten wir 45“, sagt Stefan Seibold.

    Anita Kistler und ihr Verkäufer Jürgen Rehbein präsentieren ihre frischen Früchte am Schloßberg in Untermeitingen.
    Anita Kistler und ihr Verkäufer Jürgen Rehbein präsentieren ihre frischen Früchte am Schloßberg in Untermeitingen. Foto: Schneider

    Die zwölf zusätzlich beschäftigten Studenten können den Verlust an Arbeitskraft nicht ganz ersetzen. Beim Betrieb Kistler sind 25 Erntehelfer aus Rumänien mit dem Flugzeug eingereist. Im Vorjahr waren es noch 40. Durch die Flugkosten entstehen dem Betrieb höhere Ausgaben, denn bisher kamen die Arbeiter mit dem Bus. Auch die Unterbringung an der Hofstelle in Kleinaitingen ist wegen der Quarantänevorschriften aufwendiger. Weil die Arbeiter nicht selbst zum Einkaufen gehen dürfen, werden sie vom Dorfladen beliefert. Für ihre Arbeit erhalten sie den Mindestlohn von 9,35 Euro plus Zuschlag für fleißiges Pflücken. „So können sie auf einen Stundenlohn bis zu 14 Euro kommen“, sagt Anita Kistler.

    Trotz des Booms der Selberpflücker erwarten sowohl Seibold als auch Kistler keine nennenswerten Umsatzsteigerungen in diesem Jahr. Stefan Seibold stellt fest, dass heuer wegen der Trockenheit weniger Früchte wachsen und hofft auf Regen, der jetzt wichtiger als Sonnenschein sei. Das bestätigt auch Anita Kistler: „Durch das Wasser steigt der Zuckergehalt, und die Erdbeeren werden süßer“.

    Die Erdbeer-Saison geht bis Ende Juni

    Die Erdbeersaison geht noch bis Ende Juni. Selbstpflücker haben also noch genügend Zeit, sich die frischesten Früchte auszusuchen. Der Preisvorteil von 2,60 Euro für ein Kilogramm selbst gepflückter Erdbeeren gegenüber sechs oder sieben Euro am Feldverkaufsstand oder dem höheren Preis im Laden spricht für sich, und dazu kommt das Erlebnis der eigenen Ernte in der Natur. „Wir haben unsere Preise wegen Corona gegenüber dem Vorjahr nicht erhöht“, sagt Stefan Seibold.

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