Die zunehmenden Reisewarnungen verunsichern die Urlauber. Das bekommen auch die Reisebüros im Augsburger Land zu spüren. Wir haben bei einigen nachgefragt.
Die finanzielle Lage bei Eva Maria Schneider ist angespannt. Sie ist Inhaberin des Reisebüros Stiller in Stadtbergen und vermittelt vor allem Kreuzschiffreisen. Die Schiffe ankern momentan meist coronabedingt in den Häfen und fahren gar nicht erst los. Hinzu kommt die Verunsicherung der Kunden, die nicht wissen, wohin sie reisen können: „Man muss von Woche zu Woche schauen, welche Reisen möglich sind.“ Insgesamt aber sei die Reiselust gebremst. „Wenige sitzen gerne mit der Maske im Bus oder im Flieger“, sagt die Tourismus-Fachwirtin.
Beim Reisebüro Riss in Gersthofen ist das anders, hier seien die Kunden weniger verunsichert: „Wir haben unsere Kunden frühzeitig informiert, dass Sie umbuchen oder doch reisen können“, sagt Gabriele Riss. Innerdeutsche Reisen sieht sie kritisch: „Urlaub in Deutschland, wie Herr Markus Söder ihn fordert, kann sich nicht jeder leisten, vor allem den Familienurlaub nicht.“ In anderen Ländern ist der Urlaub angenehmer: „Meine Tochter ist gerade in Griechenland, so einen entspannten Urlaub hat sie noch nie gehabt, die Strände sind fast leer, die Strandliegen haben einen Sicherheitsabstand und das Essen wird in Buffetform durch das Personal gereicht.“ Die Reiseziele Griechenland und Italien seien bei Urlaubern derzeit sehr beliebt.
Reisebüros im Landkreis Augsburg leiden massiv unter Corona
Griechenland empfiehlt auch Andreas Stetter, der das Reisebüro Reisewelt24 mit Sitzen in Gersthofen und Meitingen leitet. Trotzdem seien seine Kunden sehr verunsichert: „Viele haben Angst, dass es so kommt wie auf Mallorca und es während des Urlaubs eine Reisewarnung gibt.“ Reisebüros hätten es zurzeit schwer: „Wir haben seit November kein Geld verdient“, sagt Stetter.
Wenn eine Reise storniert wird, geht das Geld zurück zu den Anbietern, die Reisebüros gehen leer aus. Dadurch haben viele Reisebüros Mehrarbeit, an der sie nicht verdienen. Stetter stört das Image, das Auslandsreisende zurzeit haben: „Steigende Infektionszahlen werden häufig nur auf Reisende zurückgeführt, dabei sind es laut RKI aktuell etwas unter vierzig Prozent. Mehr als die Hälfte hat sich im Inland angesteckt“, sagt Stetter.
„Ich glaube, man steckt sich eher in Deutschland an als auf Mallorca“, sagt auch Petra Kaddur, Inhaberin eines Reisebüros in Schwabmünchen. Sie verweist auf volle Strände an Nord- und Ostsee. Urlaub im Ausland ist aus ihrer Sicht vor allem wegen der Flüge problematisch: „Das Ansteckungsrisiko im Flieger ist tendenziell größer als im Urlaub an den Stränden.“
Problematisch ist auch die Entwicklung des Geschäfts. Momentan verdiene sie gar nichts, weshalb sie ihre Tochter – die einzige Angestellte – schon im März in komplette Kurzarbeit geschickt habe. Wie es in der Branche nun weitergeht, weiß Kaddur nicht. „Vor Frühjahr nächsten Jahres wird nicht mehr viel kommen“, vermutet sie. Im Herbst würden vielleicht noch einige Urlauber nach Griechenland reisen. Viele Urlauber sind aber sehr vorsichtig. „Die größte Angst haben sie nicht davor, sich zu infizieren, sondern mit einem positiven Corona-Test an einem Ort wie der Türkei fest zu sitzen und dort in Quarantäne zu müssen.“
Lesen Sie die Glosse zum Artikel: Urlauber in der Zwickmühle
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