Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Augsburg: Stille Wasser sind oft tief: Wo der Badespaß gefährlich wird

Landkreis Augsburg

Stille Wasser sind oft tief: Wo der Badespaß gefährlich wird

    • |
    An der Singold bei Großaitingen kam es zu einem größeren Rettungseinsatz. Zwei Kinder wurden vermisst.
    An der Singold bei Großaitingen kam es zu einem größeren Rettungseinsatz. Zwei Kinder wurden vermisst. Foto: Martin Gschwilm/Wasserwacht

    Es ist eine Entwicklung, die die Freiwilligen der Wasserwacht schon lange befürchtet haben: Weil es in den Freibädern eng wird, suchen viele Menschen in den Sommermonaten Badespaß in offenen Gewässern. Doch der kann gefährlich sein. Das wissen die Retter. Deshalb schlugen sie am Mittwochabend Großalarm.

    Drei Kinder hatten in der Singold bei Großaitingen gespielt und mit Luftmatratzen gebadet. Plötzlich stand ein Kind alleine da. Es rannte nach Hause und berichtete den Eltern, dass die zwei anderen Kinder weg sind. Die Erwachsenen alarmierten daraufhin die Retter.

    Rettungshubschrauber suchte die Singold bei Großaitingen ab

    Neben der Wasserwacht Bobingen kamen Freiwillige aus Schwabmünchen, Königsbrunn, Augsburg und Mering an die Stelle, um sofort mit der Suche zu beginnen. Auch der Rettungsdienst, der Notarzt sowie örtliche Feuerwehr und die Polizei waren vor Ort. Aus der Luft unterstützte der Rettungshubschrauber die Suche, die bald ein glückliches Ende fand: Wie sich herausstellte, waren die beiden vermissten Kinder bereits schon nach Hause gegangen.

    Aus der Luft wurde mit einem Rettungshubschrauber gesucht.
    Aus der Luft wurde mit einem Rettungshubschrauber gesucht. Foto: Martin Gschwilm/Wasserwacht

    Martin Gschwilm, der Sprecher der Kreis-Wasserwacht Augsburg-Land und Ortsvorsitzende der Wasserwacht Bobingen, lobte die Reaktion des Buben, der sofort nach Hause gerannt war und seinen Eltern Bescheid gegeben hatte. „Er hat absolut richtig gehandelt“, sagte er. „Lieber rücken wir einmal zu viel an und können feststellen, dass alles in Ordnung ist und alle wohlbehalten sind, als dass sich eine dramatische Situation entwickelt.“ Oft würden sich die Erstinformierten zu lange selbst auf die Suche machen, statt sofort Alarm zu schlagen.

    Wasserwacht im Kreis Augsburg kritisiert Zugangsbeschränkungen für Bäder

    Nach dem Vorfall in Großaitingen appelliert Martin Gschwilm an Schwimmer, sich für die Freibäder oder ausgewiesene Badegewässer zu entscheiden. Allerdings werden dort im Augenblick die Kapazitäten knapp. Wegen der Pandemie gibt es in den öffentlichen Bädern immer noch Zugangsbeschränkungen. Am Bobinger Freibad hatte sich am Mittwoch eine Warteschlange gebildet. Für Gschwilm ist nicht nachvollziehbar, dass in den Freibädern der Betrieb "immer noch auf Sparflamme" läuft - trotz der erprobten Hygienekonzepte.

    Wer sich dennoch für ein offenes Gewässer entscheidet, sollte immer berücksichtigen: Dort lauern Gefahren, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Fließgewässer können Untiefen und kräftige Strömungen haben. In Flüssen liegen auf dem Grund auch Gegenstände - oft handelt sich um Hausrat der illegal entsorgt wurde. An den Wertachbrücken bei Schwabmünchen kam bei Tauchgängen schon einiges ans Licht: vom Tresor bis zum alten Drahtesel. Oft ist dort das Wasser trüb oder voller Unterwasserpflanzen. "Es gibt Gewässer, bei denen wir Jahr für Jahr froh sind, wenn dort nichts passiert ist", sagt Michael Ringel von der Wasserwacht in Schwabmünchen.

    Wenn Alkohol zum Problem wird

    Ein weiteres Problem ist speziell für die Retter oft die Infrastruktur: Denn nicht überall gibt es Rettungswege und die Möglichkeit, Boote ins Wasser zu lassen. Im Notfall geht wertvolle Zeit verloren. Oft würden sich Schwimmer auch nicht auskennen: Müssen sie dann ihren Standort durchgeben, wird's kritisch.

    Retten, ohne sich selber zu gefährden

    Wie kann ich meinen Hund aus dem Wasser retten?

    Marco Greiner, Vorsitzender der Wasserwacht Augsburg-Stadt, erklärt zwei Möglichkeiten:

    1. Nach dem Geschirr des Tieres greifen. Im Notfall geht auch das Halsband, an das man im Regelfall allerdings nicht greifen sollte.
    2. Die Leine oder ein Seil ins Wasser werfen oder einen langen Ast dem Tier hinhalten: Eventuell beißt der Hund zu und man kann ihn herausziehen.

    Wie rette ich jemand anderen aus dem Wasser?

    Laut Greiner gelten die „Goldenen Regeln“:

    1. Notruf wählen.
    2. Auf sich aufmerksam machen und Passanten verständigen.
    3. Ast oder Seil der Person im Wasser reichen. Nur wohlüberlegt selber ins Wasser gehen.

    Auch die Sorglosigkeit von Badenden ruft die Freiwilligen der Wasserwacht immer wieder auf den Plan. Eine große Gefahr, die Michael Ringel immer wieder sieht: Alkohol. Viele Schüler feiern ihren Abschluss. Sie trinken, steigen enthemmt ins Wasser - und dann passiert’s.

    Wasserretter im Kreis Augsburg stehen rund um die Uhr zur Verfügung

    Die Wasserwacht im Landkreis Augsburg besteht aus 14 Ortsgruppen in Bobingen, Diedorf, Dinkelscherben, Gersthofen, Königsbrunn, Kutzenhausen, Langweid, Lechfeld, Meitingen, Schwabmünchen, Stadtbergen, Steppach, Welden und Zusmarshausen. Sie zählt knapp 4000 Mitglieder und ist somit die mitgliederstärkste Gemeinschaft im BRK Kreisverband Augsburg-Land. An den Standorten Schwabmünchen, Bobingen, Königsbrunn,

    "Zu unserer Ausstattung gehören neben zwei Einsatzfahrzeugen auch ein Boot, Rettungsbretter und Rettungsbojen", sagt Tobias Neubaur von der Wasserwacht in Steppach. Da der Ortsverein kein eigenes Gewässer betreut, stehen die Mitglieder im Notfall als schnelle Einsatztruppe zur Verfügung. Neubaur sieht vor allem ein Problem darin, dass es seit mehr als einem Jahr überhaupt keinen Schwimmunterricht gegeben hat. "Wir werden wahrscheinlich erst Anfang Juli wieder mit unseren Kursen beginnen", sagt er.

    Fakt sei aber, dass immer mehr Kinder nicht schwimmen können. Vor allem bei vielen Asylbewerbern sei dies der Fall. Erst vor zwei Jahren war ein zehnjähriger Bub aus Nigeria in Thierhaupten ertrunken. Er sprang von einer Badeinsel und schaffe es nicht mehr ans Ufer.

    Nur dort ins Wasser gehen, wo es Aufsichtspersonen gibt

    Bei der Wasserwacht haben daher wieder die Übungsdienste im Hallenbad begonnen, um im Ernstfall bestmöglich auf die Rettung vorbereitet zu sein. Denn Schnelligkeit ist bei jeder Wasserrettung entscheidender Faktor. "Bei einem Menschen mit Atemstillstand sinken die Überlebenschancen pro Minute um zehn Prozent", sagt Thomass Haugg, der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands.

    Dies bedeute, dass nach maximal zehn Minuten jede Hilfe zu spät komme. Nichtschwimmer sollten daher grundsätzlich nur dort ins Wasser gehen, wo es Aufsichtspersonen gibt. (mit thia)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden