i
Foto: Carmen Janzen (Archivfoto)
Foto: Carmen Janzen (Archivfoto)

Claus Schöler ist seit April 2020 Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Wertachklinik Schwabmünchen.

Landkreis Augsburg
06.01.2021

Schwabmünchner Chefarzt: "Meine Corona-Impfung war unproblematisch"

Von Piet Bosse

In den Wertachklinken wird seit einigen Tagen gegen Corona geimpft. Wie ein Chefarzt seine Impfung erlebt hat und welche Wirkung er sich erhofft.

An den Wertachkliniken in Bobingen und Schwabmünchen wurden in den vergangenen Tagen die ersten Mitarbeiter geimpft. Auch Dr. Claus Schöler, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirugie in der Wertachklinik Schwabmünchen. Er spricht über die ersten Impfvorgänge, die Wirkung auf die Gesellschaft und die mit der Impfung verbundenen Ziele..

Herr Dr. Schöler, wie einige Mitarbeiter der Wertachkliniken haben auch Sie das Angebot genutzt und sich gegen Corona impfen lassen. Wie haben Sie die Impfung erlebt?

Dr. Claus Schöler: Das war völlig unproblematisch und unspektakulär. Es tat weder weh, noch hatte ich Nebenwirkungen. Von meinen Mitarbeitern hat, so weit ich weiß, auch keiner größere Probleme gehabt. Bei der zweiten Impfung können laut Studien Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle oder Fieber auftreten.

Wie hoch ist die Impfbereitschaft beim Personal?

Schöler: Ich nehme ein großes Interesse wahr. Nachdem wir darüber aufgeklärt haben, was das für ein Impfstoff ist, wie gut er funktioniert, und wie gut er erforscht ist, haben sich viele angemeldet. Ich habe den Eindruck, dass ein großes Interesse besteht. Wir haben die Leute am ersten Januar morgens angerufen und fast alle haben gesagt, dass sie vorbeikommen.

i
Foto: Elmar Knöchel (Archivfoto)
Foto: Elmar Knöchel (Archivfoto)

An den Wertachkliniken in Bobingen und Schwabmünchen wurden in den vergangenen Tagen die ersten Mitarbeiter geimpft.

Wie schätzen Sie die Impfsituation insgesamt ein?

Schöler: Ich stehe in engem Kontakt mit dem Impfzentrum. Die Fachkräfte fahren jeden Tag raus und versuchen, so viele Menschen wie möglich zu impfen. Zuerst werden die Senioren über 80 geimpft, bei ihnen ist die Impfbereitschaft recht groß. Es ist aber auch wichtig, dass sich das Personal in den Altenheimen impfen lässt, damit das in der Breite funktioniert.

"Viele Menschen sind froh, dass in Altenheimen geimpft wird"

Verändert sich durch erste Impfungen auch die Impfbereitschaft in der Bevölkerung?

Schöler: Ich glaube, viele sind froh, dass in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen im großen Maßstab geimpft wird. Sie können dann sehen, ob es Probleme gibt oder nicht. Ich denke, dann steigt die Impfbereitschaft der Menschen deutlich.

Warum glauben Sie das?

Schöler: Die Menschen verlieren dann Ihre Ängste und Vorbehalte. Viele sind ob neuer Methoden bei einem recht neuen Virus skeptisch. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Impfungen funktionieren, es wenige Nebenwirkungen gibt, und dann die Impfbereitschaft weiter steigt.

Es gibt verschiedene Impfstrategien, was halten Sie von der britischen Variante, dass die Zweitimpfung erst nach zwölf Wochen erfolgt?

Schöler: Ich bin kein Impfexperte, aber ich halte das für problematisch, weil die Studie zur Impfwirksamkeit empfiehlt, die Leute innerhalb von 21 Tagen zweimal zu impfen. Wir wissen, dass das funktioniert. Wenn wir die Menschen jetzt anders impfen, wissen wir nicht, welche Wirkung erzielt wird, weil das nicht untersucht ist. Das gilt auch für die Menge des Impfstoffes. Bei Biontec müssen es 0,3 Milliliter sein, die Wirkung bei weniger Impfstoff ist nicht untersucht.

"Die Priorisierung der Impfungen finde ich vernünftig"

Sie sagten, die Impfbereitschaft beim Personal der Wertachkliniken sei sehr hoch, haben Sie genug Impfstoff?

Schöler: Die ersten Impfstofflieferungen haben wir in den vergangenen Tagen verwendet. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Tagen die nächste Lieferung bekommen. Einen Engpass habe ich entgegen anderslautender Gerüchte noch nicht festgestellt. Ich nehme aber natürlich auch die Pressemeldungen wahr und erfahre auch von niedergelassenen Kollegen, dass sie gerne impfen würden, derzeit aber noch keinen Zugang zum Impfstoff bekommen.

Wie läuft die Priorisierung der Impfungen bei Ihnen ab?

Schöler: Wir halten uns an die Empfehlungen der Impfverordnung und der Ständigen Impfkommission. Sie nennen die Bevölkerungs- und Personalgruppen mit höchstem und hohem Risiko. Mitarbeiter auf den Corona-, Notaufnahme- und Intensivstationen und in der Narkoseabteilung haben zum Beispiel das höchste Infektionsrisiko. Diese Mitarbeiter versuchen wir als erstes zu impfen.

i
Foto: Doris Wiedemann (Archivfoto)
Foto: Doris Wiedemann (Archivfoto)

Iris Eger, Leiterin der Notaufnahme in der Wertachklinik in Bobingen, wird gegen das Coronavirus geimpft. Das Personal in den Notaufnahmen der Wertachkliniken gehört wegen des hohen Ansteckungsrisikos zur Gruppe mit der höchsten Priorität.

Sind Sie bisher zufrieden mit den Impfvorgängen?

Schöler: Ich finde die Priorisierung nachvollziehbar und vernünftig. Wenn weniger Menschen aus Risikogruppen schwer krank werden, kommen weniger Schwerkranke ins Krankenhaus. Dann können wir irgendwann auch wieder normal arbeiten. Wenn weniger Corona-Patienten im Krankenhaus sind, ist das Ansteckungsrisiko auch kleiner.

"Wir wollen unser System durch die Impfungen entlasten"

Wann glauben Sie, wirkt sich die Impfung auf das Infektionsgeschehen aus?

Schöler: Es dauert wahrscheinlich eine ganze Weile, bis die Impfung Einfluss darauf hat. Wir wissen noch nicht, ob die Impfung das Ansteckungsrisiko verringert. Man kann trotz Impfung Corona bekommen, man wird nur nicht so schwer krank.

Was erhoffen Sie sich konkret durch die Impfung?

Schöler: Wir wollen jetzt schwere Verläufe reduzieren und dadurch unser System etwas entlasten. Erst dann können wir wieder ein Stück weit normal arbeiten. Wir sind seit Wochen im Corona-Modus und möchten irgendwann zur Normalität zurückkehren.

Wann glauben Sie, ist es so weit?

Schöler: Es gibt Prognosen, die besagen, dass es im Sommer oder im Herbst besser wird. Ich erwarte auch nicht, dass das in den nächsten vier bis fünf Wochen passiert.

Lesen Sie dazu auch:

Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

Facebook Whatsapp Twitter Mail