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Landkreis Augsburg: Jetzt ist klar, wo das Stauden-Känguru herkommt

Landkreis Augsburg

Jetzt ist klar, wo das Stauden-Känguru herkommt

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    Ein Känguru im Augsburger Land im Staatswald. Aufgenommen vom Waldarbeiter Peter Rieger in den südlichen Stauden.
    Ein Känguru im Augsburger Land im Staatswald. Aufgenommen vom Waldarbeiter Peter Rieger in den südlichen Stauden. Foto: Peter Rieger

    Zwei Forstwirte trauen ihren Augen nicht, als im Wald ein Wallaby sitzt. Peter Rieger und sein Kollege wollen eigentlich einen Baumbestand auf Borkenkäfer kontrollieren - als sie eine überraschende Entdeckung machen.

    Nun ist klar, wo das Känguru, das in den westlichen Wäldern aufgetaucht war, herkommt: Es ist am 29. April aus dem Kaindlhof in Erkhausen ausgebüxt.

    Lamas, Esel, und bis vor kurzem auch das Känguru „Knicksy“ leben auf dem Hof, wo die Tiere von Anja Waldinger und ihrem Lebensgefährten Thomas Kaindl betreut werden. „Der Sturm hat ein Loch in den Zaun gerissen, und da ist Knicksy wohl durch“, sagt

    Das Känguru-Männchen, das als Jungtier vor vier Jahren auf den Hof gekommen war, hatte einen Knick im Schwanz – deshalb der Name „Knicksy“. Es gehört zu den Bennett-Wallabys, die etwa einen Meter groß sind. Ursprünglich gab es zwei Kängurus auf dem Kaindlhof, doch „Knicksys“ Partner ist vor kurzem gestorben, so dass die beiden Tierpfleger gerade nach einem neuen Gefährten für das Känguru Ausschau hielten.

    Den Jägern in der Region ist das Beuteltier bereits am 1. Mai aufgefallen. „Ein anderer Jäger hat das Känguru gesehen und mich darüber informiert“, berichtet Jagdpächter Georg Wiedemann: „Am Anfang haben wir uns noch drüber lustig gemacht, aber nachdem ich und andere Kollegen das Tier auch gesehen haben, sind wir zur Polizei.“

    Polizei befürchtet Känguru-Tourismus

    „Wir sind damit nicht an die Öffentlichkeit gegangen, weil wir keinen Känguru-Tourismus in den Stauden wollen“, so Robert Künzel von der Schwabmünchner Polizei: „Das Tier ist Pflanzenfresser und absolut friedlich, stellt also keinerlei Gefahr für Menschen dar.“

    Das betont auch der Jagdpächter: „Das ist vielleicht so groß wie ein Reh und tut keinem was. Ich hab es rumhüpfen sehen, als ich auf der Bockjagd war, das sah total nett aus.“ Er appelliert an die Bevölkerung: „Bitte fahrt nicht extra da raus, um das Känguru zu sehen. Wenn zu viele Leute dort unterwegs sind, fühlt es sich in die Enge getrieben und läuft auf die Straße, wo möglicherweise ein Unfall passiert.“ Auch Anja Waldinger befürchtet, dass das Tier unruhig werden könnte: „Vor allem Hunde machen ihm Angst“, so die Tierpflegerin.

    Auf der Straße ist das Beuteltier aber schon gewesen. Kurt Scharmann aus Schwabmünchen berichtet von seiner Begegnung mit dem Bennett-Wallaby am vergangen Sonntagabend: „Das Känguru saß mitten auf der Straße und war ganz friedlich. Ich habe mein Auto abgebremst und bin zu ihm hin. Es hat mich angeschaut und blieb ganz ruhig sitzen und ist nach etwa drei Minuten weitergehüpft.“

    Tierarzt muss Narkose-Schuss setzen

    Nun wollen die Jäger in Zusammenarbeit mit den Besitzern und dem Tierarzt versuchen, das Känguru einzufangen. Eine Möglichkeit wäre, das Beuteltier mit einem Schuss zu betäuben. Georg Wiedemann: „Den Betäubungsschuss darf aber nur ein Jäger, der die entsprechende Erlaubnis hat, oder der Tierarzt setzen, weil die genau wissen, wo sie hinzielen müssen.“ Er und seine rund Jagdkollegen seien gut miteinander vernetzt und würden den Tierarzt sofort informieren, sobald sie das Tier sichten.

    Eine andere Möglichkeit wäre, es mit einem Netz einzufangen. „Das werden wir gemeinsam mit dem Eigentümer versuchen, aber es ist schwer, so etwas im dichten Wald zu machen.“

    Auch Anja Waldingner glaubt, dass ein Schuss mit einem Narkosegewehr die erfolgversprechendste Methode wäre, dass Känguru einzufangen: „Ich wünsche mir so sehr, dass Knicksy wieder gesund zu uns zurückkehrt.“

    Ist noch ein zweites Tier im Augsburger Land unterwegs?

    Nachdem nun geklärt ist, welches Känguru durch die Stauden hüpft, bleibt die Frage, welches Tier eine Autofahrerin Anfang des Jahres bei Neusäß gesehen hat? Der Frau hüpfte in der Nähe des Freizeitbads Titania ein Känguru über den Weg und verschwand spurlos im Gebüsch. Knicksy kann es nicht gewesen sein, das Känguru saß zu diesem Zeitpunkt im Erkhof im Gehege.

    Ist also noch ein zweites Känguru im Augsburger Land in freier Wildbahn unterwegs? Denkbar ist das. Schon mehrfach seien in der Region Kängurus ausgerissen, sagte die Augsburger Zoochefin Barbara Jantschke in einem Radio-Interview. Überleben könnten die Bennett-Wallabys im hiesigen Klima. So gibt es mittlerweile in Frankreich und auf der Isle auf Man in der irischen See Wallaby-Popuplationen. Die Tiere stammen von Ausreißern aus Tierparks ab.

    Bei der Verwaltung der Bayerischen Staatsforsten in Zusmarshausen wurden am Freitag jedenfalls keine neuen Känguru-Sichtungen gemeldet. Forstwirt Peter Rieger hatte Knicksy bei der Borkenkäfer-Kontrolle im Wald gesichtet und fotografiert. Seitdem habe man keine weitere Spur gefunden, so Riegers Chef Hubert Droste. Man werde aber die Augen offen halten auch mit den Förstern benachbarter Reviere sprechen.

    Hier geht es zu unserem Kommentar: Ein Känguru in den Stauden - nichts ist unmöglich

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