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Landkreis Augsburg: Hochwasserschutz: Wie ist der südliche Landkreis aufgestellt?

Landkreis Augsburg

Hochwasserschutz: Wie ist der südliche Landkreis aufgestellt?

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    Das Luftbild zeigt die Auswirkungen des Projekts "Wertach vital"  zwischen Inningen und Göggingen, kurz vor der Wellenburger Allee.
    Das Luftbild zeigt die Auswirkungen des Projekts "Wertach vital"  zwischen Inningen und Göggingen, kurz vor der Wellenburger Allee. Foto: Ulrich Wagner

    In seiner Regierungserklärung hat Ministerpräsident Markus Söder einen Hochwasser-TÜV angekündigt. Die Hochwasserrisiken in Bayerns Gemeinden sollen künftig von einer unabhängigen Stelle bewertet werden. Welche großen Hochwasserschutz-Projekte in den vergangenen Jahren im südlichen Landkreis schon umgesetzt wurden und was noch passieren soll, zeigt der Überblick.

    Wertach: Die größte Baustelle in den vergangenen Jahrzehnten war die Wertach. Sie hatte früher ausgedehnte Kies- und Sandbänke. Bei Hochwasser uferte der Fluss weitflächig aus. Doch damit sollte noch vor 1900 Schluss sein: Die Wertach wurde begradigt. Der früher 150 Meter breite und verzweigte Flusslauf wurde auf 35 Meter eingeengt. So ließ sich das Flusstal besser bewirtschaften und die Siedlungen besser gegen Hochwasser schützen. Das Wasserwirtschaftsamt hat nachgerechnet: Zwischen Ettringen und Göggingen verkürzte sich der Flusslauf von 50 auf etwa 30 Kilometer.

    Im Sommer zieht die renaturierte Wertach Badefreunde an.
    Im Sommer zieht die renaturierte Wertach Badefreunde an. Foto: Ulrich Wagner

    Die Folge: Die Wertach wurde vom natürlichen Wildfluss zum verbauten Gerinne. Die Fließgeschwindigkeit erhöhte sich und der Fluss grub sich in die Tiefe. Das Problem: Brücken und Staustufen wurden immer mehr in ihrer Standsicherheit gefährdet. 1989 brach in Bobingen eine Brücke ein. Außerdem sank der Grundwasserspiegel. Ufer brachen ab und Tiere, die sonst in Auen vorkommen, hatten keinen Lebensraum mehr.

    Um die Wertach aus ihrem Korsett zu befreien, initiierte das Wasserwirtschaftsamt 1997 das Projekt Wertach vital. In vielen Einzelprojekten soll die Wertach ihr altes Wesen zurückerhalten. Zum Beispiel wurden Steinrampen eingebaut. Südlich der Wertachau wurde der Fluss aufgeweitet und naturnah gestaltet. Nicht nur die Natur profitierte, sondern auch Erholungssuchende. Bootsrampen und erleichterte Einstiege wurden in Schwabmünchen, Bobingen, Wehringen, Mittelstetten oder in Großaitingen gebaut.

    Nach vielen Jahren kommt das Rückhaltebecken

    Singold: Seit fast 20 Jahren liefen die Planungen und Diskussionen zum Rückhaltebecken an der Singold bei Holzhausen, das mehrere Gemeinden vor Überschwemmungen bei Hochwasser schützen soll. Den Worten folgen jetzt Taten: Das Becken auf Holzhauser Flur gilt als großer Baustein für den Hochwasserschutz der Singold-Anliegergemeinden Lamerdingen, Langerringen, Schwabmünchen, Großaitingen, Wehringen und Bobingen.

     Wenn bei Schwabmünchen aus dem zahmen Gewässer ein reißender Fluss wird: Die Anwohner der Singold sollen künftig besser vor Hochwasser geschützt werden. 
     Wenn bei Schwabmünchen aus dem zahmen Gewässer ein reißender Fluss wird: Die Anwohner der Singold sollen künftig besser vor Hochwasser geschützt werden. 

    Insgesamt soll das Rückhaltebecken Holzhausen nach der Fertigstellung mehr als 1200 Einwohner vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis der Singold schützen. Das Pfingsthochwasser im Jahr 1999 hatte in einigen der Gemeinden hohe Schäden angerichtet. Das Hochwasserrückhaltebecken Holzhausen soll ein Stauvolumen von etwa 800.000 Kubikmetern haben - das entspricht etwa der Größe von 320 olympischen Schwimmbecken. Es besteht aus einem Rückhaltedamm mit einem Drosselbauwerk in der Singold mit einem Betriebsauslass und einer Hochwasserentlastung. Rund acht Millionen Euro sind für das gesamte Projekt zum Hochwasserschutz veranschlagt.

    Becken mit Drosselbauwerk an der Neufnach


    Neufnach: Nach 20-monatiger Bauzeit entstand am südlichen Ortsrand von Langenneufnach ein Schutzdamm, der sofort nach Abschluss der Bauarbeiten seine erste Bewährungsprobe hatte. Anfang Juni stand das Wasser dort 1,60 Meter hoch. Das Schutzbecken mit Drosselbauwerk kostete rund 3,4 Millionen Euro. Es kann bis zu 272 Millionen Liter Wasser zurückhalten. Das Becken steuert vollautomatisch. Das heißt: Im Einstaufall fließen immer maximal 19 Kubimeter Wasser pro Sekunde durch die Anlage. Erst bei mehr Wasser werden die Schütztafeln in Betrieb gesetzt.

    Im Juni hinterließ ein Starkregen in Langeneufnach große Schäden.
    Im Juni hinterließ ein Starkregen in Langeneufnach große Schäden. Foto: Marcus Merk

    Flutwelle schwappte 1924 durch das Neufnachtal bis Augsburg

    Ein weiteres Projekt wurde Jahre vorher am Oberlauf der Neufnach verwirklicht: 2009 wurde der Schnerzhofer Weiher im Nachbarlandkreis in Markt Wald zum Regenwasserrückhalt ausgebaut. 370.000 Kubikmeter Wasser können zurückgehalten werden. In Vergessenheit geraten ist eine Flutwelle, die im Juni 1924 losbrach: Ein Stück des Dammes des Schnerzhofer Weihers war nach starken Regenfällen gebrochen. Land unter meldeten damals die Gemeinden Mittelneufnach, Walkertshofen, Langenneufnach und Fischach.

    Der Schutzdamm bei Langenneufnach soll die Hochwassergefahr durch die Neufnach eindämmen.
    Der Schutzdamm bei Langenneufnach soll die Hochwassergefahr durch die Neufnach eindämmen.

    Renaturierter Bereich schafft Staufläche an der Schmutter

    Schmutter: Parallel zum Langenneufnacher Schutzdamm setzte der Markt Fischach im Ortsteil Willmatshofen den Bau von zwei Hochwasserrückhaltebecken mit einem Stauvolumen von 4320 Kubikmetern um. Zuletzt wurde die Schmutter am südlichen Ortsende des Fischacher Ortsteils Willmatshofen renaturiert - neue Seitenarme nehmen im Ernstfall deutlich mehr Wasser auf. Weiteren Schutz bedeuten könnte auch ein geplantes Regenrückhaltebecken zwischen Münster und Rielhofen. Es liegt seit Jahren in der Warteschleife.

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