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Landkreis Augsburg: Die Angler sind mal  gar nicht   schweigsam

Landkreis Augsburg

Die Angler sind mal  gar nicht   schweigsam

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     Im Sommer zieht die renaturierte Wertach nicht nur hier bei  Pfersee Ausflügler an. Auch Fische schwimmern hier wieder häufiger. Bild: Ulrich Wagner
     Im Sommer zieht die renaturierte Wertach nicht nur hier bei  Pfersee Ausflügler an. Auch Fische schwimmern hier wieder häufiger. Bild: Ulrich Wagner

      Angler sind nicht immer schweigsame Männer am Ufer. Bei der Herbsttagung des Fischereiverbandes Schwaben in Bobingen sprachen sie auch deutliche Worte. Demnach ist nicht alles schön, was sie an heimischen Gewässern sehen. Aber sie erkennen auch starke Verbesserungen. Im Mittelpunkt ihrer Tagung stand die Wertach und in den Vorträgen ging es um „politische Fehlentscheidungen“ sowie „wegweisende Gewässerschutzprojekte.“

    Für viele Naherholungssuchende scheint das Projekt „Wertach vital“ längst eine große Erfolgsgeschichte. Ausflügler säumen die Ufer im Süden von Augsburg, welche seit dem Jahr 2000 einen natürlicheren Charakter bekamen. Das soll vor Hochwasser schützen und ein erneutes kanalartiges Eintiefen des Flusses verhindern. Die Anerkennung dafür ist in der Bevölkerung und in Fachkreisen groß. Doch Ralph Neumeier, der Leiter des zuständigen Wasserwirtschaftsamtes in Donauwörth, kennt auch Probleme, die noch zu meistern seien. Er spricht von „Natur aus zweiter Hand, die immer unserer Pflege bedarf.“

    Was damit alles gemeint ist, machen Detailaufnahmen deutlich: Fauna und Flora erleben durch die Renaturierung einen Aufschwung. Doch ganz natürlich ist das Kommen und Gehen des Wassers auch hier nicht. Oliver Born von der Fachberatung für Fischerei im Bezirk Schwaben wirbt um ein bisschen Geduld. Es brauche noch die eine oder andere unterstützende Maßnahme in der Wertach, bis die wieder häufiger werdenden Fische im Fluss wieder so richtig heimisch werden.

    Er sieht die Verdreifachung der Fischbiomasse als starken Beleg für die Wirksamkeit des Projektes „Wertach vital“. Allerdings wünscht er sich noch mehr Totholzstrukturen im Wasser, denn 75 Prozent der gesamten Fischbestände verstecke sich in diesen Totholzbereichen. Die feinen Verästelungen, die Schutz für die Wasserbewohner und ihren Laich bieten, gehen bereits nach wenigen Jahren verloren und die Neubildung, die früher bei Hochwasser regelmäßig möglich war, finde nicht mehr statt.

    Ein weiteres und sehr neues Problem seien die Winterhochwässer. Wenn es dann zu wenig Einstände gibt, werde die Fischbrut einfach mitgerissen, sagt Oliver Born. Für die Fischbestände sei deshalb der Weidenbewuchs der Kiesbänke lebenserhaltend, da sie perfekten Schutz bieten. Sein Fazit ist jedoch eindeutig: „Wertach vital“ ist aus Sicht der Fachberatung für Fischerei zurzeit das wegweisendste Projekt Bayerns.

    Das finden offenbar auch viele Fische: Huchen, Koppe, Rutte, Gründling und Schmerle konnten im aktuellen Fisch-Monitoring nachgewiesen werden, was bedeutet, dass die typischen Wertachbewohner zurückgekehrt sind. Flussregenpfeifer und Flussuferläufer, beides gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Brutvögel, sind ebenfalls wieder zu beobachten.

    Auch das freut die Angler und ihren Fischereiverband. Kritisch betrachtet dessen Präsident Hans-Joachim Weirather hingegen eine gesetzliche Neuregelung für sogenannte Gewässerrandstreifen: „Die Gewässer und ihre Bewohner bezahlen hier einen extrem hohen Preis dafür, dass bis zum letzten Zentimeter Ackerfläche gepflügt, gedüngt und gespritzt wird“, so der Landrat aus dem Unterallgäu zu Problemen, wenn die Landwirtschaft Ufern zu nahe komme. Sorgen macht Weirather auch der Bau neuer Wasserkraftwerke, speziell an der Iller.

    Explizites Lob gibt es von ihm hingegen für die Bayerischen Elektrizitätswerke (BEW), die mit ihren Anlagen an der Wertach auch im Augsburger Land vertreten sind. Die Tochtergesellschaft der LEW pflege Maßnahmen zum Gewässerschutz in Zusammenarbeit mit den Fischervereinen, der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben und dem Fischereiverband.

    Weirather nennt als Beispiele groß angelegte Umgehungsgewässer, wie sie zuletzt unter anderem bei Wehringen entstanden, sowie Erfolgskontrollen an den sogenannten Fischwanderhilfen.

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