Sportbegeisterte in der ganzen Region hoffen, dass die Politik in Berlin in dieser Woche einen Zeitplan für die Wiedereröffnung der Sportstätten vorstellt. Auf der Agenda steht das Thema schon einmal. „Endlich“, sagen nicht nur Vereinssportler, sondern auch die Betreiber vieler Fitness-Studios. Zwei Königsbrunner Unternehmer erklären, wie sie die Schließzeit überbrücken, wie sie sich für die Zeit danach aufstellen und warum sie nicht nur wirtschaftlich auf eine baldige Rückkehr der Kunden hoffen.
Die meisten Kunden der Fitness-Studios zahlen weiter ihre Beiträge
Die Einschränkungen durch die Corona-Krise bedeuten für Walter Seckler, Geschäftsführer des Injoy-Studios im Gewerbegebiet Nord und Christian Kunzi, den Chef von „Fitz Fitness“ im Gewerbegebiet Süd, keine unmittelbaren Existenzsorgen. Mehr als 95 Prozent der Kunden zahlen weiterhin ihre Beiträge, auch wenn sie das Studio nicht betreten dürfen – eine Solidarität für die beide Unternehmer höchst dankbar sind.
Allerdings bekommen sie das gezahlte Geld irgendwann in Form von Freimonaten wieder zurück, sagt Seckler: „Der finanzielle Verlust kommt mit Verspätung bei uns an. Und Staatshilfen bekommen wir nicht, weil wir ja jetzt unseren Umsatz machen.“ Man werde den Kunden zeitnah nach Ende der Krise verschiedene Optionen anbieten, wie die vorab gezahlten Beiträge abgegolten werden können.
Einige E-Mails bereiten den Mitarbeitern im Landkreis Augsburg Sorgen
Freuen können sich die Kunden unter anderem auf renovierte Räume. Beide Unternehmer haben sich entschieden, die Krise für Renovierungen zu nutzen, die im laufenden Betrieb schwierig zu schaffen sind – beispielsweise die Runderneuerung der Duschen. Zudem gibt es zahlreiche Schönheitsreparaturen: Kursräume werden neu gestrichen, Außenanlagen gepflegt und im Haus alles auf Hochglanz poliert. Im Injoy-Studio packen die Mitarbeiter bei diesen Arbeiten mit an und müssen nicht in Kurzarbeit. Christian Kunzis festangestellte Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, die 450-Euro-Kräfte werden weiter bezahlt.
Neben den Arbeiten im Studio stehen Chefs und Mitarbeiter für eine steigende Zahl an Anfragen ihrer Kunden zur Verfügung. 50 Mails pro Tag kommen beispielsweise im Injoy-Studio an, sagt Walter Seckler. Einige dieser Mails bereiten den Mitarbeitern Sorgen: „Kunden berichten uns, dass ihre Rückenschmerzen zurückgekommen sind. Andere berichten von Gewichtszunahme“, sagt Seckler. Gerade für viele ältere Kunden – der Altersschnitt in beiden Studios liegt jenseits der 50 – kämen die momentan erlaubten sportlichen Betätigungen aus gesundheitlichen Gründen nicht infrage.
Die Studios versuchen, den Kunden mit Online-Kursen sportliche Betätigung zu bieten. Die bundesweit tätige Injoy-Gruppe stellt mehr als 1000 Videos aus den verschiedensten Bereichen bereit, die Mitglieder kostenlos abrufen können. Die Mitarbeiter in Königsbrunn stehen telefonisch für Fragen zur Verfügung und gehen bei Bedarf für Kunden einkaufen. Und bei einem Drive-In-Schalter werden am Mittwoch und Donnerstag von 14.30 bis 16.30 kostenlos Shakes verteilt.
Christian Kunzi und seine Trainer bieten eigene Videos und Live-Kursstunden auch für Nicht-Mitglieder an: „Durch die Einschränkungen fehlt vielen unserer Kunden auch ein Teil der sozialen Kontakte. Hier wollen wir mit den Live-Kursen gegensteuern und einen Fixpunkt für die Tagesstruktur bieten.“ Zudem gibt es auf der Fitz-Homepage Möglichkeiten für Interaktion unter den Mitgliedern und weitere Aktionen.
Betreiber im Landkreis Augsburg fühlen sich für eine mögliche Öffnung gerüstet
Doch eigentlich wollen sie nicht nur virtuell, sondern auch wieder persönlich für ihre Mitglieder da sein. Denn effiziente sportliche Betätigung sei ein wichtiger Faktor nicht nur im Kampf gegen Volkskrankheiten wie Übergewicht oder Rückenschmerzen, sondern auch ein Beitrag zum Schutz gegen das Coronavirus, sagen Walter Seckler und Christian Kunzi übereinstimmend: Sport und gesunde Ernährung stärken das Immunsystem und tragen dazu bei, dass Menschen gar nicht in die Risikogruppe fallen.
Für eine Öffnung unter verschärften Hygienevorschriften fühlen sich die Betreiber gerüstet. In beiden Studios gibt es Einlasskontrollen. „Wir müssen schon aus versicherungstechnischen Gründen jederzeit wissen, wer bei uns trainiert“, sagt Walter Seckler. Mit dem selben System könne man auch dafür sorgen, dass nicht mehr Kunden eintreten als erlaubt.
Kommt die Maskenpflicht im Fitness-Studio?
Abstandsregelungen ließen sich im Gerätebereich und durch Markierungen in den Kursräumen organisieren, sagt Seckler: „Wir haben ein vollständiges Hygienekonzept vorliegen. Mit drei bis fünf Tagen Vorlauf können wir loslegen.“ Bei Christian Kunzi laufen noch einzelne Renovierungsarbeiten, aber prinzipiell ist auch sein Studio bereit.
Eine erhöhte Gefahr sehen die Fitness-Experten für die Kunden nicht. Es sei erwiesen, dass das Virus weder durch die Berührung auf Oberflächen noch durch Schweiß übertragen werden könne, sagt Walter Seckler. Allem anderen könne man mit Hygiene- und Abstandsregeln begegnen: „Unsere Studiobesucher sind nicht gefährdeter als im Supermarkt.“ Eine Maskenpflicht fänden aber sowohl Seckler als auch Kunzi schwierig. Bei einem normalen Muskeltraining komme man nicht so stark außer Atem. Von einem strammen Ausdauer-Training mit Maske raten beide aber ab. Doch zunächst schauen beide gespannt nach Berlin.
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