"Viele Gäste sind verunsichert und fragen, ob sie überhaupt anreisen dürfen", sagt Gabi Dreisbach vom Hotel Zeller in Königsbrunn. Das beschreibt auch die generelle Gefühlslage von Gästen und Hotelbetreiber zum Beherbergungsverbot: Die Unsicherheit ist groß, der Aufwand steigt, die Hoteliers fühlen sich alleingelassen.
Noch seien keine Gäste aus Risikogebieten bei ihr gewesen, der Arbeitsaufwand steige aber trotzdem, sagt Dreisbach: "Keiner kennt sich mit den Regeln aus. Wir haben einen enormen bürokratischen Aufwand." Ein innerdeutsches Beherbergungsverbot findet sie unsinnig: "Wenn die Leute nicht bei uns Urlaub machen dürfen, fahren sie eben nach Italien. Da geht uns viel Umsatz verloren." Urlauber, die möglicherweise infiziert sind, tragen so das Virus ins Ausland.
Kleinere Betreiber sehen keine großen Einschnitte auf sich zukommen
Heike Schotte betreibt eine Ferienwohnung in Bobingen. Auch sie sieht die Unsicherheit, die mit den neuen Regeln einhergeht: "Ich habe beim Tourismusverband Augsburg angerufen. Die konnten mir keine Informationen geben, welche Gegenden aktuell Risikogebiete sind." So könne sie selbst auch keine verlässlichen Informationen an die Gäste weitergeben, sagt sie.
Manche Regelungen des Beherbergungsverbots stoßen bei ihr auf Unverständnis: "Geschäftsreisende müssen keinen negativen Coronatest nachweisen. Die Touristen schon, das trifft sie hart." Der Coronatest darf dabei nicht länger als 48 Stunden zurückliegen. Zeitliche Verzögerungen im Labor können die ganze Urlaubsplanung durcheinanderbringen.
Selbst habe sie noch keine Erfahrungen mit Reisenden aus Risikogebieten gemacht, sie weist aber auf das Beherbergungsverbot hin: "Ich sage den Gästen, dass sie aufpassen müssen, von woher sie in die Ferienwohnung kommen." Schotte ärgert sich über die Reaktionen der Politik auf coronabedingte Reiseausfälle: "Der Kunde bekommt die gesamten Reisekosten zurück, und die Vermieter müssen die ganzen Stornierungen regeln." Das bedeute für sie mehr Aufwand, der nicht bezahlt wird, sagt Schotte.
Anja Sirch, Besitzerin einer Ferienwohnung in Diedorf, schließt sich der Kritik an: "Ich glaube, da wird viel zu viel Aufwand von der Politik betrieben." Selbst habe sie noch keine Erfahrungen mit Urlaubern aus Risikogebieten gemacht, sagt sie. Sirch vertraut auf die Vernunft der Gäste: "Niemand, der nicht nach Bayern reisen kann oder darf, kommt hier her." Daher würde sie wohl auch in Zukunft nicht oft mit dem Beherbergungsverbot in Kontakt kommen, sagt sie. Sie hoffe, dass sich die Situation im nächsten Jahr auflösen wird.
Hotelbetreiber im Landkreis Augsburg sind für eine Änderung des Verbots
Simone Kink ist Mitinhaberin des Parkhotel Schmid in Adelsried. Auch sie sieht das Beherbergungsverbot kritisch: "Es ist alles sehr konfus für die Gäste. Unser Telefon klingelt Sturm, seitdem das Verbot in Kraft getreten ist, weil es so viele Fragen aufwirft." Sie ärgert sich über die politische Handhabe und sieht die Hotelbetreiber alleinegelassen: "Wir müssen quasi stündlich kontrollieren, welche Städte jetzt Risikogebiete sind. Die Verantwortung wird allein in die Hände der Hotels gelegt." So könne es nicht weitergehen, sagt Kink: "Wir brauchen eine einheitliche deutschlandweite Regelung. Dann weiß jeder, was er darf und was nicht."
Am Mittwoch treffen sich die deutschen Ministerpräsidenten im Rahmen einer Konferenz mit Kanzlerin Merkel, auch um über das Beherbergungsverbot zu beraten. Gabi Dreisbach vom Hotel Zeller in Königsbrunn wünscht sich ein Einlenken der Politiker: "Ich hoffe, das Verbot wird gekippt. Ansonsten möchte ich eine Entschädigung für die entgangenen Gewinne." Das bayerische Beherbergungsverbot gleiche einem Berufsverbot, sagt sie: "Wenn das Beherbergungsverbot weiterhin in dieser Form besteht, wird es Klagen geben. Die ersten Hotels stehen schon in den Startlöchern."
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