Das Zentrum einer Stadt gehört zu ihren charakteristischen Merkmalen: Bei älteren Siedlungen ordnen sich die Häuser rund um ein prägendes Hauptgebäude wie eine markante Kirche oder das Rathaus an, begrenzt durch eine Stadtmauer. So ist es auch leicht abzugrenzen. Doch was tut man, wenn die prägende Baustruktur mehrere Kilometer lang und schnurgerade ist? In Königsbrunn will man diese Frage in den nächsten Jahren beantworten und für das ehemalige Straßendorf ein modernes, urbanes Zentrum schaffen.
2003 wurde die vierspurige alte B17 in einem zentralen Bereich heruntergebremst: Zwischen zwei Kreisverkehren hat die Bürgermeister-Wohlfarth-Straße nur noch zwei Fahrstreifen und ist auf Tempo 30 beschränkt. Was damals als „gestaltetes Provisorium“ mit Grünflächen zwischen Betonteilen an den Start ging, ist mittlerweile ziemlich baufällig und soll den ersten Schritt zum neuen Zentrum bilden.
Die alte B17 wird in Königsbrunn zum Boulevard
Unter dem Arbeitstitel „Boulevard“ hat der Stadtrat eine neue Gestaltung für die zentrale Verkehrsader der Stadt verabschiedet, noch in diesem Jahr soll es an die Umsetzung gehen. Die Straße und alle Leitungen werden komplett erneuert. Es bleibt bei zwei Fahrspuren, die von Bäumen gesäumt werden. Ein zentraler Bereich wird gepflastert, dort dürfen Autos künftig nur noch Tempo 20 fahren. Der Bereich zwischen den Kreisverkehren wird in drei Bauabschnitten umgestaltet. Etwa 14 Millionen Euro soll das ganze Projekt kosten, die Stadt bezahlt etwa die Hälfte selbst.
Das künftige Zentrum soll vor allem durch einen hohen Freizeitwert punkten. Dabei spielt der Bereich westlich des Boulevards eine große Rolle: Dort befinden sich die Eishalle, der Zentrale Omnibus-Bahnhof, das Gelände der ehemaligen Königstherme und der Sport- und Freizeitpark West. Bald entsteht auch noch die Wendeschleife der Straßenbahn.
Nach der Königstherme bekommt Königsbrunn ein „Forum“
Der Park soll im Westen mit zahlreichen Attraktionen wie Senioren-Fitness-Geräten oder einer kleinen überdachten Sporthalle aufgewertet und architektonisch bis an den Rand des Zentrums weitergeführt werden. Auf dem Gelände der ehemaligen Königstherme soll das „Forum“ entstehen – ein Haus mit Räumen für Königsbrunner Vereine und private Feiern sowie einer Stadthalle. Zum Konzept gehört auch ein gemeinsamer Bau für alle Königsbrunner Museen. Die Stadt hat gerade einen Architektenwettbewerb abgeschlossen und führt nun Gespräche mit den drei Bestplatzierten, welche Planung letztlich umgesetzt werden kann.
Letzter Baustein der Planung ist die „Neue Mitte“ östlich der alten B17. Auf einer heute brachliegenden Wiese vor dem Rathaus, einem großen Parkplatz und dem Areal der heutigen Mittelschule soll ein neues Wohn- und Geschäftsquartier entstehen. Angedacht sind Cafés, kleine Läden, auch kleinere Einkaufsmöglichkeiten für die Anwohner wünscht sich der Stadtrat. Festgeplant ist derzeit nur ein Neubau der Königsbrunner Wohnungsbaugenossenschaft GWG, der neben Mietwohnungen auch Räume für ein neues Bürgeramt der Stadt vorsieht. Die Bauarbeiten sollen 2020 so richtig losgehen. Für das Gesamtareal gab es 2011 einen Architektenwettbewerb. Die Umsetzung der damaligen Pläne liegt aber auf Eis, weil einige Grundstücksbesitzer derzeit nicht verkaufen wollen.
Es fehlen Grundstücke und Geld im Stadtsäckel
Die fehlenden Grundstücke sind nicht die einzigen Probleme, die die Stadt auf dem Weg zum neuen Zentrum lösen muss. Das größte ist sicher das Geld. Die Umgestaltung der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße und die angelaufene Sanierung der örtlichen Schulen binden viele Mittel. Zudem bräuchte auch die Eisarena in den nächsten fünf bis acht Jahren eine Frischzellenkur, um die aktuellen Brandschutzvorschriften einzuhalten. Für einige Verkehrsadern stehen in den nächsten Jahren Sanierungen an.
Die Finanzierung der weiteren Projekte muss also aufgeteilt werden. Daher hat man den Architektenwettbewerb so gestaltet, dass das „Forum“ schrittweise gebaut werden kann. Der neue Stadtrat darf entscheiden, welche Teilprojekte als erstes angegangen werden sollen. Im Sport- und Freizeitpark West gibt es zudem das Problem, dass der Bebauungsplan veraltet ist. Ein neuer Plan würde vermutlich deutlich schärfere Lärmschutzmaßnahmen erfordern. Bei der „Neuen Mitte“ hat Bürgermeister Franz Feigl den Verkauf von Flächen an Investoren ins Gespräch gebracht – sobald der Grund zur Verfügung steht. Die Gesamtplanung trägt den Titel „Vision Zentrum 2030“. Viel schneller wird es wohl kaum gehen.
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