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Kreis Augsburg: Das bedeutet der Millionen-Deal der Firma Ritter für den Raum Augsburg

Kreis Augsburg

Das bedeutet der Millionen-Deal der Firma Ritter für den Raum Augsburg

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    Die Firma Ritter im Süden von Schwabmünchen: Sie ist in den letzten Monaten gewachsen. Jetzt wird sie an den amerikanischen Konzern Avantor verkauft.
    Die Firma Ritter im Süden von Schwabmünchen: Sie ist in den letzten Monaten gewachsen. Jetzt wird sie an den amerikanischen Konzern Avantor verkauft. Foto: Maximilian Czysz

    Es sind turbulente Tage: Anfang der Woche wurde bekannt, dass der US-Pharmazulieferer Avantor die Schwabmünchner Ritter GmbH übernimmt. Die Verkaufspreis liegt bei 890 Millionen Euro. Ritter ist der größte Arbeitgeber in Schwabmünchen. Die Mitarbeiterzahl stieg seit dem Corona-Ausbruch im Frühjahr 2020 von etwa 300 auf über 500. Das Unternehmen erwartet für dieses Jahr einen Umsatz von rund 225 Millionen Euro. Im Interview gehen Johannes von Stauffenberg und Ralf Ritter aus der Geschäftsführung auf die Übernahme, ihre Erwartungen, Perspektiven und die persönliche Bedeutung der historischen Entscheidung ein.

    Die Ritter GmbH hatte ursprünglich einen strategischen Vertriebspartner gesucht, um die Sparte Medical weltweit ausbauen zu können. Aus dem Partner wurde ein Käufer. Wie kam’s dazu?

    Ralf Ritter: Es war ursprünglich als Kooperation geplant. Aber in vielen Gesprächen hat sich dann gezeigt, wie groß die Synergien und das Potenzial für die Zukunft ist. So kam eines zum anderen.

    Warum haben Sie das Unternehmen ganz verkauft? Wäre es auch möglich gewesen, nur einen Teil zu veräußern? Waren die Angebote so interessant?

    Johannes von Stauffenberg: Das hatte mit den Angeboten gar nichts zu tun, sondern eher mit der strategischen Grundausrichtung.

    Ralf Ritter: Genau. Wir haben gesehen, dass die Synergien für das Unternehmen durch Avantor in einem hohen Maße steigen. Avantor hat ein internationales Netzwerk, 225.000 Kunden. Das Unternehmen hat Standorte und Niederlassungen in nahezu allen Ländern der Welt. Mit Avantor haben wir ein Unternehmen gefunden, bei dem die Firma viele Jahre strategisch optimal aufgehoben ist.

    Die Medizintechnikfirma Ritter aus Schwabmünchen startet in Krisenzeiten durch.
    Die Medizintechnikfirma Ritter aus Schwabmünchen startet in Krisenzeiten durch. Foto: Ritter

    Können Sie etwas zum Kaufpreis und dessen Höhe sagen? Wird der Betrag der Familie vollumfänglich zufließen?

    Johannes von Stauffenberg: Dazu und den Bewertungskriterien können wir uns nicht äußern.

    Aber der Kaufpreis sagt ja, dass Ihr Unternehmen ein hohes Ansehen genießt und sich die Amerikaner enorme Chancen erwarten.

    Johannes von Stauffenberg: Der Kaufpreis reflektiert wohl auch das Zukunftspotenzial für Ritter und für den Standort.

    Daraus kann man entnehmen, dass die Amerikaner noch ehrgeizige Pläne mit Ihnen haben.

    Johannes von Stauffenberg: Definitiv. Wir sind ein Wachstumsunternehmen. Und ein Wachstumsinvestment.

    Gibt es Anzeichen, dass der Investor zusätzliche Arbeitsplätze in Schwabmünchen und in der Region weitere Betriebsstätten schaffen will?

    Johannes von Stauffenberg: Ja. Schwabmünchen wird das Herzstück für das zukünftige Wachstum sein. Es soll als Global Center of Excellence ausgebaut werden.

    Ralf Ritter: Zusätzliche Standorte sind noch nicht besprochen, dazu lässt sich nichts sagen. Aber: Der Standort ist sicher und wird weiter ausgebaut. Es wird kräftig investiert werden. Es gibt viele Wachstumspotenziale, die wir in der Zukunft sehen.

    Die Arbeitsplatzentwicklung wird also weiter nach oben gehen?

    Ralf Ritter: Davon gehen wir aus.

    Gibt es Vorstellungen, um wie viele Arbeitsplätze es sich handeln könnte?

    Johannes von Stauffenberg: Nein. Das alles wird noch gemeinsam erarbeitet.

    Ist Ihnen der Verkauf schwergefallen? Ritter ist ja ein Familienunternehmen mit Geschichte.

    Ralf Ritter: Ganz klar ja. Unsere Eltern haben die Firma aufgebaut, und wir Kinder arbeiten seither dort. Aber die persönlichen Interessen müssen an dieser Stelle zurückstehen. Wir müssen an unsere Pflicht als Unternehmer und an die vielen Mitarbeiter denken. Wir haben gesagt, dass wir das Unternehmen langfristig optimal ausrichten wollen und die Chancen, die der Markt bringt, im Sinne des Unternehmens ausnutzen. Der Kopf sagt ja, das Herz zögert, weil man sein Arbeitsleben ja nicht so einfach aufgibt. Der Weg und die Entwicklungsmöglichkeiten für die Ritter GmbH und die Mitarbeiter ist aber so prägnant positiv vorgezeichnet, dass wir uns dazu entschlossen haben, unsere persönlichen Befindlichkeiten zurückzustellen.

    Gab es keine Möglichkeit, einen Anteil an der Firma in der Familie zu behalten?

    Ralf Ritter: Das hat sich so nicht ergeben.

    Johannes von Stauffenberg: Das ist so auch unüblich bei Strategen. Sie kaufen 100 Prozent oder nichts. Wir haben ja nicht nach einem Finanzinvestor gesucht, sondern nach einem strategischen Partner, um die Vertriebskanäle optimal nutzen zu können. Avantor hat übrigens keine eigene Produktion für Kunststoffprodukte. Durch die Ritter GmbH ergeben sich so viele Möglichkeiten.

    Was verändert sich an den Strukturen des Unternehmens?

    Ralf Ritter: Voraussetzung für den Kauf war für Avantor, dass sie die deutsche Geschäftsführung intakt bleibt. Johannes von Stauffenberg bleibt im Amt.

    Firma Ritter wird an den US-Pharmazulieferer Avantor verkauft.
    Firma Ritter wird an den US-Pharmazulieferer Avantor verkauft. Foto: Marcus Merk

    Wie wird sich die Situation für Sie und Ihren Bruder Frank verändern, Herr Ritter?

    Ralf Ritter: Momentaner Stand ist, dass mein Bruder Frank und ich in drei Monaten aus dem Tagesgeschäft aussteigen werden. Das hatten wir schon länger vor. Herr von Stauffenberg übernimmt dann vollkommen die Lenkung des Unternehmens.

    Bleiben Sie trotzdem der Firma erhalten?

    Ralf Ritter: Ja. Avantor sagt, dass sie den Geist des Familienbetriebs erhalten wollen. Sie wünschen sich, dass wir dann entsprechend unterstützen.

    Welchen Namen wird die Firma in Zukunft tragen?

    Johannes von Stauffenberg: Da gibt es noch keine konkreten Pläne. Regional ist der Name Ritter eine sehr starke Marke.

    Die Unternehmerfamilie Schöffel hat eine Stiftung aufgebaut. Schwebt Ihnen etwas Ähnliches vor, um das Andenken an Ihren Vater zu wahren?

    Ralf Ritter: Selbstverständlich machen wir uns Gedanken, wie es für meinen Bruder und mich weitergeht. Wir sind heimatverbunden und heimattreu. Wir wollen einen Weg finden, wie wir vor Ort mithelfen können. Wir haben das Thema Stiftung schon einmal diskutiert und wollen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten auch etwas einfallen lassen. Aber ein konkreter Plan ist jetzt noch zu früh. Wir müssen erst noch unseren Weg finden.

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