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Königsbrunn: Wie passt man alte Königsbrunner Baugebiete an moderne Bedürfnisse an?

Königsbrunn

Wie passt man alte Königsbrunner Baugebiete an moderne Bedürfnisse an?

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    Für das Gebiet zwischen Eichenplatz und Ulmenstraße hat der Stadtrat die Möglichkeit der Nachverdichtung geschaffen. Doch wegen verschiedener Interessenslagen der Anwohner gibt es hier weiter Diskussionsbedarf. 
    Für das Gebiet zwischen Eichenplatz und Ulmenstraße hat der Stadtrat die Möglichkeit der Nachverdichtung geschaffen. Doch wegen verschiedener Interessenslagen der Anwohner gibt es hier weiter Diskussionsbedarf.  Foto: Adrian Bauer

    Bebauungspläne sind Gebrauchsanleitungen für Stadtviertel: Wo liegen die Straßen? Wie groß dürfen die Häuser maximal sein? Welche Dachformen sind erlaubt? All diese und viele weitere Fragen werden damit beantwortet. Königsbrunns Stadtgebiet wurde so Schritt für Schritt weiter entwickelt. Doch die Planungen aus der Zeit für Bürgermeister Fritz Wohlfarth stoßen an natürliche Grenzen und bringen Herausforderungen für die heutigen Entscheider.

    Denn jeder Bebauungsplan hat ein natürliches Ablaufdatum. "Normalerweise werden Baugebiete in 15 Jahren vollständig bebaut und bleiben dann 30 Jahre stabil, bis wieder ein Generationenwechsel ansteht", sagt Bürgermeister Franz Feigl. Dann müssen bestehende Baugebiete gegebenenfalls an die neuen Rahmenbedingungen angepasst werden: Zuzug und der Wunsch nach mehr Platz verknappen den zur Verfügung stehenden Wohnraum und treiben die Preise in die Höhe, sagt Franz Feigl: "Pro Person muss man heute mit acht bis zehn Quadratmetern mehr Wohnraum als früher rechnen."

    Aufstocken oder neu bauen: Wie schafft Königsbrunn Nachverdichtung?

    So stellt sich die Frage, wie man mit den alten Wohngebieten umgeht: Ermöglicht man eine Bebauung der großen Gärten, erlaubt man den Eigentümern, die bestehenden Häuser aufzustocken? Die Stadtratsgremien haben diese Frage anhand des Baugebiets 2 im Bereich des Eichenplatzes im Südosten der Stadt in den vergangenen Jahren bereits einmal durchexerziert.

    Die ersten Pläne für das Baugebiet stammen aus dem Jahr 1962 und sehen kleine Häuschen mit großen Gärten vor, die Platz für einen Gemüsegarten zur Selbstversorgung bieten. Nach langem Ringen haben sich die Stadträte darauf verständigt, den Bau größerer Häuser und die Teilung von Grundstücken zu ermöglichen. Schon beim Beschluss im vergangenen Frühling zeigt sich: Nicht jeder Hausbesitzer ist mit dieser Lösung glücklich. Einige hätten gerne ein zweites Haus in ihrem großen Garten gehabt.

    AKönigsbrunn: llen Bauherren und Anliegern gerecht zu werden ist schwierig

    Hier steckt die große Problematik, wenn Kommunen bestehende Wohngebiete überplanen: Einfach alles beim Alten lassen, ist keine Option, weil es immer Menschen gibt, die dringend Veränderung wünschen. Doch weil bei jedem Projekt auch die Interessen der Anwohner betroffen sind, ist es fast unmöglich, allen gerecht zu werden. Die einen wünschen sich ein altersgerechtes Häuschen auf dem Grundstück, die anderen wollen ihren Blick ins Grüne nicht verlieren.

    Es dürfte nicht die letzte entsprechende Debatte gewesen sein: Im vergangenen Oktober stritt der Bauausschuss über ein Baugesuch in der Ulmenstraße. Ein Bauherr wollte sein Bungalow aufstocken - im Rahmen der Neuordnung, allerdings einige Monate vor dem planmäßigen Inkrafttreten. Diesen Frühstart wollten die Ausschuss-Mitglieder aber nicht gewähren - auch weil es Widersprüche von Nachbarn gab.

    Königsbrunner sollen ihre Einwände vorbringen können

    "Wenn nur 20 Prozent der Bewohner eines Viertels nachverdichten wollen, der Rest aber dagegen ist, kann man es nicht umsetzen", sagt Bürgermeister Feigl. Daher sei es gut, dass alle Anwohner im ordentlichen Verfahren ihre Einwände vorbringen können, bevor durch Ausnahmegenehmigungen Tatsachen zu schaffen. In einem ordentlichen Verfahren könne man allen Anliegern auch sagen, welche Auswirkungen die Ablehnung heutiger Projekte auch für spätere Anfragen hat, sagt Feigl.

    Sicher ist, dass solche Diskussionen angesichts der Wohnraumknappheit in Königsbrunn in den kommenden Jahren noch deutlich häufiger geführt werden. Anfragen für die Aufstockung bestehender Häuser gibt es von Alteingesessenen schon jetzt immer wieder, wenn Wohnraum für die nachfolgende Generation gebraucht wird. Das gilt beispielsweise für den Bebauungsplan 8 im Bereich der Kirche Zur Göttlichen Vorsehung: Dort gibt es Interessenten für eine Aufstockung, aber auch zahlreiche Gegner.

    Wie sinnvoll ist eine Überplanung für ein bestimmtes Gebiet in Königsbrunn?

    Grundsätzlich stellt sich immer die Frage, wie sinnvoll eine Überplanung für ein Gebiet ist. Bereiche wie die Umgebung der Grundschule Nord sind beispielsweise bereits so dicht bebaut, dass kaum noch nachverdichtet werden kann. Im Bereich nördlich der Erlenstraße gibt es keinen Bebauungsplan. Eine Erstellung wäre aber schwierig, weil man künftigen Bauherren viele Zugeständnisse machen müsste, sagt der Bürgermeister: Denn sie dürften nicht schlechter gestellt werden, als diejenigen, die bislang die Freiheit eines Gebiets ohne große Vorgaben genossen haben.

    Für andere Bereiche der Stadt bieten sich sogenannte "vorhabenbezogene Bebauungspläne" an. Dabei wird ein Bauprojekt in enger Abstimmung mit den Stadtratsgremien erstellt. Beispiele sind das Mehrfamilienhaus am Kreisverkehr bei St. Ulrich und das geplante Studentenwohngebäude im Norden der Stadt. Ähnliche Verfahren kämen für den kompletten Bereich entlang der alten B17 infrage, um eine Balance zwischen einem Geschoßwohnungsbau an der Straße und den bestehenden Siedlungen dahinter.

    Der Bereich der Königstherme muss überplant werden

    Bei anderen Bebauungsplänen weiß die Stadt schon, dass sie bald überarbeitet werden müssen. Der Plan mit der Nummer 107 gehört zum Bereich der ehemaligen Königstherme und muss für das Forum erneuert werden. Die 108 betrifft den Sportpark West und erfasst derzeit nicht einmal die bestehenden Gebäude, geschweige denn eine weitere Entwicklung. Und auch im Zentrum besteht Handlungsbedarf, sagt der Bürgermeister: "Der Bebauungsplan 1 enthält Straßenzüge, die es so nicht gibt."

    Schnell nebenbei kann man solche Neuordnungen aber nicht machen. Das Verfahren alleine dauere etwa ein Jahr, sagt Franz Feigl: "Aber je mehr Einwendungen es gibt, desto komplizierter und langwieriger wird es." Das zeige sich alleine an der Planung für das neue Baugebiet, das am östlichen Stadtrand auf der grünen Wiese entsteht. Doch als weiterer Schritt zu einer modernen Stadt sind auch die Neufassung auf Dauer nicht zu vermeiden.

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