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Königsbrunn: Wie die Fritz-Felsenstein-Schule umgekehrte Inklusion betreibt

Königsbrunn

Wie die Fritz-Felsenstein-Schule umgekehrte Inklusion betreibt

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    Konrektor Günter Mairock und Lehrer Lukas Pletzer (rechts) freuen sich mit den Kindern über die erste Offene Klasse an der Fritz-Felsenstein-Schule.
    Konrektor Günter Mairock und Lehrer Lukas Pletzer (rechts) freuen sich mit den Kindern über die erste Offene Klasse an der Fritz-Felsenstein-Schule. Foto: Fritz-Felsenstein-Haus

    Karla, Janosch und Johannes sind frischgebackene Erstklässler und besuchen seit Beginn des Schuljahres die Klasse 1/2a an der Fritz-Felsenstein-Schule. Gemeinsam mit zehn weiteren Schülern bilden sie die erste Offene Klasse der Schule, in der Schüler mit und ohne Körperbehinderung gemeinsam nach dem regulären Lehrplan für Grundschulen unterrichtet werden. „Die neuen Schüler sind herzlich aufgenommen worden, mittlerweile ist eine tolle Klassengemeinschaft entstanden. Welches Kind Unterstützungsbedarf hat und welches nicht, merkt man bestenfalls auf den zweiten Blick“, erzählt Klassenleiter Lukas Pletzer.

    Die Offene Klasse ist das Ergebnis eines jahrelangen intensiven Engagements der Fritz-Felsenstein-Schule für inklusives Leben und Lernen. Diesen Einsatz würdigte nun auch das bayerische Kultusministerium und verlieh der Einrichtung kürzlich das Schulprofil „Inklusion“. „Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung, für unsere Schule ist sie eine besondere Anerkennung für gelebte Inklusion und gleichzeitig Ansporn, diesen Weg weiter zu beschreiten“, sagt Günter Mairock, Konrektor der Fritz-Felsenstein-Schule.

    Königsbrunner Fritz-Felsenstein-Schule hat unterschiedliche Modelle

    Inklusives Lernen wird an der Fritz-Felsenstein-Schule seit Jahren in vielerlei Hinsicht umgesetzt. Dazu gehört z. B. das vielfältige Bildungsangebot, das vom Qualifizierenden Mittelschulabschluss über ein Berufsvorbereitungsjahr bis hin zu Schulangeboten für schwerst-mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche reicht. Aufgrund der Förderung in kleinen Klassen und der interdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen des privaten Förderzentrums, wie der Therapieabteilung, der Heilpädagogischen Tagesstätte oder dem Heilpädagogischen Schülerwohnheim, wird eine ganzheitliche und individuelle Förderung der Schüler ermöglicht. Darüber hinaus erhalten ältere Schüler unterstützende Angebote für den Übergang von der Schule in eine berufliche Tätigkeit.

    Und auch außerhalb der Fritz-Felsenstein-Schule sind die Ideen und Impulse der Königsbrunner Sonderpädagogen gefragt. So unterhält die Schule über den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst für Nordschwaben ein spezielles Beratungsangebot für körperbehinderte Schüler sowie deren Eltern und Lehrer, die wohnortnah eine Regelschule besuchen wollen. Und als konkretes Erfolgsprojekt vor Ort sind vor acht Jahren zwei Partnerklassen an der Grundschule Königsbrunn-West ins Leben gerufen worden. Seither werden dort Felsenstein-Schüler der dritten und vierten Jahrgangsstufe zum Teil gemeinsam mit den dortigen Grundschülern unterrichtet und sind fest eingebunden in das gemeinsame Schulleben.

    Kleinere Klassen und mehr Personal als in Regelgrundschulen

    „Mit der neuen Offenen Klasse an der Fritz-Felsenstein-Schule setzen wir Inklusion beim Lernen sozusagen anders herum um. Schüler mit und ohne Behinderung können an unserer Schule je nach ihren individuellen Fähigkeiten leistungsorientiert lernen“, sagt Schulleiter Gerhard Schweiger. „Wir freuen uns sehr über die drei Erstklässler, die sich in der Klassengemeinschaft wohlfühlen, und deren Eltern, die offen sind für dieses inklusive Lernkonzept.“ Anders als in den meisten Regelgrundschulen lernen Karla, Janosch und Johannes in einer vergleichsweise kleinen Klasse, dem Lehrer steht meist noch eine weitere pädagogische Hilfskraft zur Seite, sodass mehr Zeit für eine individuelle und intensive Förderung bleibt. Und auch was die Medien- und Lehrmittelausstattung betrifft, verfügt die Felsenstein-Schule, die vieles privat finanziert, über eine vergleichsweise gute Ausstattung.

    Welche Beweggründe Eltern haben, ihr Kind ohne körperliche Einschränkungen an eine Schule für Kinder mit motorischem Förderbedarf zu schicken, formuliert Kathrin Ruf, die Mutter einer neuen Schülerin der Klasse 1/2a: „Als Familie sind wir begeistert von der Idee, den umgekehrten Weg der Inklusion zu beschreiten, und wollen das mit der Einschulung unseres Kindes unterstützen. Besonders positiv finden wir die Tatsache, dass jedes Kind individuell gesehen wird. Der Fokus liegt in der Felsenstein-Schule auf den jeweiligen Stärken und Möglichkeiten und weniger auf Schwächen und Defiziten.“ Kathrin Ruf ist überzeugt davon, dass alle Schüler der Offenen Klasse in ihrer sozialen Entwicklung profitieren werden. (AZ)

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