Große Investitionen bei schrumpfenden Einnahmen bringen den Königsbrunner Stadtrat in Sparzwänge. So sucht man händeringend nach aufschiebbaren Projekten, um sich nicht zu stark zu verschulden. Der Bauausschuss hat in seiner aktuellen Sitzung ein Bauprojekt gestoppt, das schon in der Planungsphase steckte: Der Bau einer neuen Kindertagesstätte auf einem Grundstück an der Karwendelstraße wird zurückgestellt. Jetzt hofft man, dass man durch ein anderes Kita-Projekt die finanziellen Folgen dieser Entscheidung abfedern kann.
5,1 Millionen Euro hatte die Stadt für den Neubau an der Karwendelstraße eingeplant. Im Juli 2019 brachte der Stadtrat das Projekt auf den Weg, im März 2020 wurde ein Planungsbüro beauftragt und im April ein Träger bestimmt: Die Arbeiterwohlfahrt sollte die Trägerschaft übernehmen und hätte die neue Kita auch als Stützpunkt für den benachbarten Waldkindergarten nutzen können, der sich seit Jahren großer Beliebtheit erfreut. Durch ein Sonderinvestitionsprogramm des Freistaats hätte die Stadt zudem nur 20 Prozent der Kosten aus eigener Tasche bezahlen müssen.
Eingestelltes Förderprogramm bringt Königsbrunner Planung ins Wanken
Doch dieses Programm lief im August 2020 aus und wurde vom Freistaat nicht verlängert. Doch wegen verschiedener Änderungen in der Planung klappte es nicht mehr mit einer rechtzeitigen Beantragung der Fördermittel. Erst im September beschloss der Stadtrat endgültig, den Bau mit drei Kindergarten- und drei Krippengruppen. Ohne das Sonderprogramm hätte die Stadt aber nun 60 Prozent der Kosten selbst tragen müssen. Und weil gegen Jahresende klar wurde, dass schon ohne die Auswirkungen der Corona-Krise künftig weniger Steuereinnahmen fließen werden, zieht man nun die Notbremse.
Der Neubau an der Karwendelstraße soll auf unbestimmte Zeit zurückgestellt werden. Stattdessen soll nun eine neue Kita im neuen Baugebiet am östlichen Stadtrand angegangen werden. Ursprünglich sollte diese Tagesstätte nach dem Abschluss des Baus an der Karwendelstraße angegangen werden. Begänne man nun zeitnah mit den Vorbereitungen, könnte die neue Kita in fünf Jahren bezugsfertig sein und einen sozialen Anlaufpunkt für die Bewohner bilden, sagte Werner Lohmann, der Leiter der Stadtplanung. Die Abwicklung des Projekts in der Karwendelstraße werde etwa 120.000 Euro kosten.
Stadt Königsbrunn sieht sich bei den Kitas gut aufgestellt
Grundsätzlich sieht sich die Stadt bei den Kitas gut aufgestellt. Durch das kurzfristig übernommene und ertüchtigte Martin-Luther-Haus stehen zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung. Im vergangenen Herbst konnte letztlich allen Interessenten ein Platz angeboten werden, auch wenn es gerade bei den Kindergartenplätzen eng wurde. Eine weitere Erhöhung der Kapazitäten steht mit der Erweiterung des Kindergartens Zur Göttlichen Vorsehung an, wo an das bestehende Haus eine weitere Kindergarten- und zwei Krippengruppen angebaut werden. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen.
Bürgermeister Franz Feigl warf die Frage auf, ob man den Bau an der Karwendelstraße nicht fertig planen und die Ergebnisse später für die Umsetzung aus der Schublade holen sollte. Lohmann gab zu bedenken, dass dieser Weg einige weitere Hunderttausend Euro kosten werde. Es bestehe das Risiko, das man dann in zehn Jahren dastehe und die Pläne wegen geänderter Baurichtlinien nicht mehr nutzen könne. Auch die Mehrheit des Bauausschusses sah dieses Problem. Für eine Weiterführung der Planungen sprach sich keiner der Redner aus. Doris Lurz (Grüne) brachte die Idee auf, ob man die bisher geleisteten Planungen für die Karwendelstraße nicht einfach an den anderen Standort umlegen könnte, sodass man dort nicht komplett von Neuem anfangen müsste. Die Bauabteilung will diese Frage mit der Vergabestelle abklären. So wäre dann zumindest nicht die komplette sechsstellige Summe verloren.
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