Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Königsbrunn: Wegen Heirat: Leiter des Königsbrunner AWO-Heims wird versetzt

Königsbrunn

Wegen Heirat: Leiter des Königsbrunner AWO-Heims wird versetzt

    • |
    Holger Repenning hat die Leitung des AWO-Seniorenheims in Königsbrunn abgegeben.
    Holger Repenning hat die Leitung des AWO-Seniorenheims in Königsbrunn abgegeben. Foto: Jens Noll (Archivbild)

    Holger Repenning hat in 17 Jahren als Leiter des Königsbrunner AWO-Seniorenheims viel erreicht. Die Einrichtung gilt als eines der Vorzeigehäuser in Schwaben und Musterbeispiel für die Zusammenarbeit von professionellem Pflegepersonal und einer ungewöhnlich hohen Zahl von ehrenamtlichen Helfern. Genau diese Freiwilligen sind nun stocksauer auf die Bezirksleitung der Arbeiterwohlfahrt: Denn diese hat entschieden, dass Repenning die Leitung des Hauses in der Königsbrunner Chiemseestraße abgeben soll, was dieser auch getan hat. Der Grund: Repennings Frau Silvia ist Pflegedienstleiterin des Heimes und diese Konstellation sollte aufgelöst werden.

    Holger Repenning leitet in Zukunft nur noch das AWO-Heim in Göggingen, nachdem er zuvor für beide Einrichtungen zuständig war. "Darüber freuen wir uns sehr, weil wir Herrn Repenning als kompetenten und zuverlässigen Mitarbeiter seit vielen Jahren sehr schätzen“, erklärt Brigitte Protschka, Vorsitzende des AWO-Schwaben Präsidiums und Verwaltungsrats, in einer Pressemitteilung.

    Das Haus in Königsbrunn bekommt mit Florian Heinbach einen jungen Leiter, der sich in den vergangenen drei Jahren als Nachwuchsführungskraft im Bezirksverband die ersten Sporen verdient hat. Man habe sich bemüht, "gute Lösungen für die vorliegende Situation zu finden und dies mit der aktuellen Entscheidung auch bestmöglich gelungen ist", schreibt Protschka.

    Ehrenamtliche Mitarbeiter sind sauer auf den AWO-Bezirksvorstand

    Das wiederum sehen die ehrenamtlichen Mitarbeiter anders: Sie wünschen sich einen Verbleib Repennings und ärgern sich über die Art und Weise des Führungswechsels. Lieselotte Kotrel, Eva-Gabriele Hengge und ihr Mann Erich Ostermöller wollen den Vorgang jedenfalls nicht ohne Widerspruch hinnehmen.

    Die beiden Frauen leiten das Ehrenamtsbüro, das die 90 ehrenamtlichen Mitarbeiter koordiniert, die besondere Aktionen wie Basare, Musiknachmittage und vieles mehr für die Bewohner gestalten. Sie haben mehr als 90 Unterschriften für den Verbleib Repennings unter den Ehrenamtlern gesammelt. Ostermöller hat einen offenen Brief formuliert, den er auch an den bayerischen und den Bundesvorsitzenden schicken will.

    Auch beim Königsbrunner AWO-Ortsverein haben Vorsitzender Otto Müller und Kindergartenleiterin Sylvana Cordt einen gemeinsamen Brief an die Bezirksleitung geschrieben und sich für den Verbleib Repennings eingesetzt. Verein, Seniorenheim und Kita haben als "AWO-Familie Königsbrunn" regelmäßig gemeinsame Aktionen und Feste organisiert. "Nun fehlt uns ein Drittel dieser Familie", sagt Otto Müller.

    Man habe deutlich gemacht, dass man mit dem Personalwechsel nicht einverstanden sei. Hintergründe der Entscheidung kenne er nicht. Holger Repenning habe auch für die Seniorenarbeit in der Stadt viel getan und sei immer ein hervorragender Repräsentant der AWO gewesen. Das unterstreicht auch Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl: Repenning sei immer ein hoch kompetenter Ansprechpartner gewesen, dessen Wort Gewicht hatte. Man hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Nachfolger, die Vertrauensbasis müsse aber erst wieder wachsen.

    Holger Repenning informiert in einem Brief über den Abschied aus Königsbrunn

    Vom Personalwechsel erfahren haben die Ehrenamtler am 19. Februar durch einen Brief von Repenning, in dem er von seinem Abschied zum Ende des Monats berichtet und sich für die Zusammenarbeit bedankt. "Das war ein Schock für uns. Herr Repenning ist das Herz dieses Heims und das wird herausgerissen", sagt Erich Ostermöller. Dass das Königsbrunner Heim solch ein überregionales Vorzeigeprojekt wurde, sei ganz zentral ein Leistung des Leiters. Diese Reaktion sei einhellig unter den Ehrenamtlern gewesen, sagt Lieselotte Kotrel: "Einige haben auch gesagt, dass sie ohne ihn nicht weitermachen wollen."

    Sie können auch nicht verstehen, dass die Beziehung zwischen Holger Repenning und seiner Frau plötzlich ein Problem sein soll. "Die beiden waren doch seit Jahren ein Paar. Sie haben sich am Arbeitsplatz sehr professionell verhalten, aber nie ein Geheimnis aus ihrer Beziehung gemacht", sagt Eva-Gabriele Hengge. Zudem fand die Hochzeit am 9. Mai 2020 statt und nun sei aus heiterem Himmel diese Entscheidung getroffen worden, sagt Erich Ostermöller.

    Von der AWO gibt es dazu öffentlich keine Auskunft, die Verantwortlichen berufen sich auf die Datenschutzrichtlinien und verweisen auf die Gesetzeslage. Tatsächlich dürfen Arbeitgeber darauf bestehen, dass verheiratete Mitarbeiter in leitenden Positionen nicht direkt zusammenarbeiten, wenn dies das Betriebsklima stören oder Abläufe gefährden könnte. Ob es entsprechende Beschwerden gab, dazu gibt es keinen Kommentar. Dass die ehrenamtlichen Helfer diese Entscheidung bedauern, verstehe man sehr gut. Schließlich sei der Heimleiter "stets für eine gute Zusammenarbeit aufgeschlossen und hat guten Kontakt zum Ehrenamt gehalten“, sagt Brigitte Protschka.

    Leiter des AWO-Seniorenheims Königsbrunn ist traurig über seinen Abschied

    Holger Repenning selbst sagt, er habe nie negative Rückmeldungen zu seiner Arbeit erhalten. Die Anregung, die Leitung in Königsbrunn abzugeben, sei erst vor wenigen Wochen an ihn herangetragen worden. Letztlich habe er sich dazu entschieden, weil so die Beschäftigung seiner Frau gesichert sei. Seinem Arbeitgeber stehe er nach wie vor loyal gegenüber und vertrete weiter die Ziele und Werte der AWO: "Aber emotional nimmt mich der Abschied sehr mit. Ich bin sehr traurig, enttäuscht und kann die Entscheidung nicht wirklich nachvollziehen. In dieser Einrichtung steckt auch ganz viel Lebensleistung."

    Der 26. Februar war sein letzter Arbeitstag in Königsbrunn. Er will zumindest dem Ortsverein verbunden bleiben und sich auf diesem Weg weiter in der Stadt engagieren.

    Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier: Wegen Heirat: Leiter des Königsbrunner AWO-Heims wird versetzt

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden