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Königsbrunn: Was macht ein Fanbeauftragter beim FCA ohne Fans beim Spiel?

Königsbrunn

Was macht ein Fanbeauftragter beim FCA ohne Fans beim Spiel?

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    Die normalerweise bestens gefüllten Stehplätze im Stadion des FC Augsburg sind an den Spieltagen der Hauptarbeitsplatz von FCA-Fanbetreuer Markus Wiesmeier. Während der Geisterspiele verbringt er die meiste Zeit vor der Arena.
    Die normalerweise bestens gefüllten Stehplätze im Stadion des FC Augsburg sind an den Spieltagen der Hauptarbeitsplatz von FCA-Fanbetreuer Markus Wiesmeier. Während der Geisterspiele verbringt er die meiste Zeit vor der Arena. Foto: Ulrich Wagner

    An den Wochenenden dreht sich für Markus Wiesmeier alles um Fußball: Der Königsbrunner ist hauptamtlicher Fanbetreuer beim Bundesligisten FC Augsburg und kümmert sich bei Heim- und Auswärtsspielen um die Belange der Anhänger des Klubs. Vor Ort ist er auch jetzt noch, wo die Spiele wegen der Corona-Pandemie nur noch vor leeren Rängen stattfinden. Das Virus hat seine Arbeit aber deutlich verändert.

    Zwei hauptamtliche Fanbetreuer beschäftigt der Verein für die Bundesligafußballer. Wiesmeier und sein Kollege sind Ansprechpartner für die Fans: Sie helfen bei Problemen bei den Einlasskontrollen, klären Unstimmigkeiten bei der Kontrolle der mitgebrachten Utensilien der Fangruppen und unterstützen Anhänger, die ihre Dauerkarte verloren haben. „Wir sind das Bindeglied zwischen den Fans und dem Verein“, sagt der 33-Jährige. An den Spieltagen bedeutet das viel Organisation und viele Gespräche. Unter der Woche beschäftigen sich auch die Fanbeauftragten mit dem nächsten Gegner: Sie besprechen mit den Kollegen Anreisewege und Sicherheitskonzepte. Dazu kommt die Organisation von Events für die Fans und viel Netzwerkarbeit.

    Bei Spielen des FC Augsburg hat Wiesmeier meist kein Auge für Fußball

    Bei den Spielen halten sich Wiesmeier und sein Kollege normalerweise im Bereich der Stehtribüne auf, umrunden aber auch mehrmals das Stadion. Vor dem Spiel gibt es ein gemeinsames Gespräch mit den Fanbetreuern des anderen Klubs, den Sicherheitskräften und dem Ordnungsdienst. Zeit, das Geschehen auf dem Platz zu verfolgen, bleibt ihnen normalerweise wenig: „Unsere Spieler laufen pro Spiel in 90 Minuten etwa zehn bis zwölf Kilometer. So viel ist es bei uns am ganzen Arbeitstag zum Glück nur in Ausnahmefällen.“

    Durch die Geisterspiele hat sich die Arbeit nun in den Außenbereich verlagert: Die Fanbeauftragten sollen dafür Sorge tragen, dass sich keine Fans vor dem Stadion versammeln und damit gegen die Corona-Regeln verstoßen. Bislang sei dies in Augsburg aber kein großes Problem gewesen, sagt Wiesmeier: „Während des ersten Spiels gegen Wolfsburg sind viele Radfahrer mit Trikots am Stadion vorbeigeradelt. Das war aber kein Problem. Tatsächlich wegschicken mussten wir nur zwei Leute, die sich auf dem Stadionvorplatz niedergelassen haben.“ Beim Heimspiel gegen Paderborn unter der Woche sei es sogar noch ruhiger gewesen. Die Augsburger Ultra-Fangruppen hätten auch schon frühzeitig dazu aufgerufen, sich an die Regeln zu halten und nicht zum Stadion zu kommen.

    Der Königsbrunner reiste auch als Fan mit zu fast allen FCA-Auswärtsspielen

    Zu diesem harten Kern der FCA-Anhänger, der sogenannten „aktiven Fanszene“, gehörte Markus Wiesmeier früher auch selbst. Mit 16 Jahren hatte ihn ein Freund erstmals zu einem Spiel ins Rosenaustadion mitgenommen. Einige Jahre lang verpasste er kaum ein Spiel, unterstützte die Mannschaft auch bei Auswärtspartien und arbeitete ehrenamtlich als Fanbetreuer bei den Spielen der zweiten Mannschaft. Als sein Vorgänger den Verein verließ, gab er seinen Job im Bereich Energieversorgung auf und übernahm die hauptamtliche Stelle: „Ich kannte die Themen, die die Fans beschäftigen, und konnte ohne große Einarbeitung einsteigen“, sagt Wiesmeier.

    Mit vielen Fans aus der aktiven Szene ist er weiter befreundet, auch wenn er als Vereinsvertreter nicht mehr Teil davon ist: „Es erleichtert natürlich den Austausch, wenn man sich kennt.“ Als Bindeglied zwischen Fans und Verein sitzt er auch mit am Tisch, wenn es mal Probleme gibt, beispielsweise wenn Pyrotechnik im Fanblock abgebrannt wurde. „Das zeichnet den FCA seit Jahren aus: Wenn es Schwierigkeiten gibt, klärt man es untereinander – redet mit den Fans und nicht öffentlich über sie“, sagt Wiesmeier.

    Markus Wiesmeier: "Das soziale Engagement der Ultras des FCA wird oft vergessen"

    Gerade bei den Ultras entstehe in manchen Medien oft das Bild, dass es ihnen nur um Randale und Gewalt gehe. Das Engagement der Fans für soziale Projekte und gegen Rassismus werde dabei oft vergessen: „Unsere Fanszene gehörte bundesweit zu den ersten Fanszenen in Augsburg, die in der Corona-Krise unter anderem Einkaufsdienste für andere Menschen organisiert haben.“ Das soziale Engagement der Ultras sei aber schon lange vor der Krise groß gewesen.

    Als Fanbeauftragter hält er auch jetzt noch Kontakt zu vielen Anhängern. Die Geisterspiele würden höchst unterschiedlich gesehen, sagt Wiesmeier: „Vor allem die Fanszene lehnt sie ab und hat mit der Saison abgeschlossen. Andere Fans freuen sich, dass es überhaupt wieder Fußball gibt, wenn auch nur im Fernsehen.“ Auch er selbst sieht die Kicks vor leeren Rängen zwiespältig: Als Vereinsmitarbeiter sehe er die Notwendigkeit des Neustarts. Für den Fußball-Romantiker, der normalerweise an freien Wochenenden als „Groundhopper“ durch Europa reist, um Fußballspiele anzuschauen, fühlen sich die Partien an wie Testkicks.

    Wiesmeier träumt von einem DFB-Pokalfinale mit dem FC Augsburg

    Wann die Spiele wieder vor Fans ausgetragen werden können, hängt von der Corona-Lage ab. Arbeit hat Markus Wiesmeier auch so genug, für ihn entfallen derzeit nur die Fahrten zu Auswärtspartien. Abgesehen von einem vollen Stadion teilt er die Träume der Fans: „Das Pokalfinale in Berlin mit dem FCA zu erleben, wäre noch ein großer Traum für mich. Die Teilnahme am Europapokal durfte ich ja schon erleben.“ Doch jetzt gehe es erst einmal darum, die Saison gut und mit dem Klassenerhalt zu Ende zu bringen.

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