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Königsbrunn: Tumult beim Amateurfußball: Drei Spieler verurteilt

Königsbrunn

Tumult beim Amateurfußball: Drei Spieler verurteilt

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    Es war eine normale Partie im Amateurfußball – doch nach dem Schlusspfiff gab es heftige Tumulte. Drei Spieler des Türk SV Bobingen stehen deshalb vor Gericht.
    Es war eine normale Partie im Amateurfußball – doch nach dem Schlusspfiff gab es heftige Tumulte. Drei Spieler des Türk SV Bobingen stehen deshalb vor Gericht. Foto: Matthias Becker (Symbolfoto)

    Alle Augen richten sich auf den am Richterpult aufgebauten Laptop. Denn die wichtigsten Zeugen bei diesem Verfahren vor dem Augsburger Amtsgericht sind keine Menschen, sondern zwei Handyvideos. Sie sollen zeigen, was nach dem Schlusspfiff eines eskalierten Amateur-Fußballspiels in Königsbrunn auf und neben dem Platz geschehen ist. Das Hauptaugenmerk in den nur wenige Sekunden dauernden Sequenzen gilt drei Spielern des Türk SV Bobingen: Sie sind wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt.

    Demnach soll der Bobinger Mehmet* nach der Partie am 8. Spieltag der A-Klasse im Oktober vor einem Jahr mit der Faust gegen den Hinterkopf eines Gegenspielers des FC Königsbrunn II geschlagen haben. Als dieser am Boden lag, soll der Bobinger noch mit dem Fuß gegen die Schulter des Königsbrunners getreten haben.

    Der Verletzte kann sich vor Gericht nur noch an wenige Details der handfesten Auseinandersetzung erinnern. Er wollte zwei andere Spieler voneinander trennen, als er einen Schmerz am Kopf spürte. Mehmets Verteidiger Johannes Siegmund räumt die Vorwürfe, die auf den Videos deutlich zu erkennen sind, vor

    Tumult bei A-Klassen-Partie: Angeklagter spricht von Notwehr

    Dem zweiten Angeklagten Burak* wird vorgeworfen, während des Tumults mit dem Fuß voraus gegen die Brust eines Zuschauers gesprungen zu sein. Die Folge: ein schmerzhafter Bluterguss. „Ich wollte meinem Mannschaftskollegen helfen“, rechtfertigt sich Burak vor Gericht. Er habe gesehen, wie der Mann – der Vater eines Königsbrunner Spielers – einen Bobinger Fußballer am Boden attackierte. Durch den Tritt wollte er seinen Mitspieler befreien. Da Burak selbst bei dem Getümmel wenige Augenblicke zuvor die Nase gebrochen wurde, habe er weitere schlimmere Verletzungen verhindern wollen.

    Sein Verteidiger Markus Gewert beantragte einen Freispruch, da sein Mandant aus Notwehr gehandelt habe. Der Königsbrunner Zuschauer bestreitet vor Richterin Rita Greser, dass er einen Spieler am Boden geschlagen habe. Was genau passiert ist, ist auf den Videos nicht zu erkennen. Ein Menschenknäuel mit rund 30 Personen ist neben einem Tor zu sehen: Es herrscht Aufregung, Spieler ziehen sich an den Trikots, Männer brüllen sich an. Dass Burak den Mann mit dem Fuß tritt, ist auch zu sehen. Was jedoch davor passierte, können die Bilder nicht eindeutig klären.

    Hassan*, der dritte angeklagte Spieler des Türk SV Bobingen, nimmt auf dem Film eine große Nebenrolle ein. Er habe ebenfalls einem Mitspieler helfen wollen. Deswegen sei er in die Menge gerannt, habe einen am Boden liegenden Gegenspieler getreten und sei dann wieder weggegangen. Aber den Kopf habe er nicht getroffen, vielmehr sei es die Schulter gewesen. Der Tritt ist zwar auf dem Video zu sehen, doch welches Körperteil er trifft, ist nicht zu erkennen. Sicher ist nur so viel: Das Opfer war nach dem Tumult im Krankenhaus – es hatte eine Platzwunde am Hinterkopf, die genäht werden musste.

    Sportgericht bestraft Spieler mit Sperren in bisher nicht erreichter Höhe

    Warum das Fußballspiel in der zweitniedrigsten Spielklasse – zu einem Saisonzeitpunkt, an dem es weder um Auf- oder Abstieg ging – eskalierte, wurde nicht zweifelsfrei beantwortet. Mehrere Zeugen gaben an, dass ein türkischstämmiger Königsbrunner Spieler die Bobinger massiv beleidigt habe. Die gegenseitigen Provokationen hätten sich so hochgeschaukelt, dass sie nach dem Spiel eskaliert sind. Richterin Greser verurteilte die drei Angeklagten jeweils zu Geldstrafen von 90 Tagessätzen. Während diese bei Burak je 30 Euro – insgesamt 2700 Euro – betragen, sind es bei Mehmet und Hassan 35 Euro, das sind 3150 Euro.

    Das kampfbetonte Spiel gewann der Türk SV Bobingen damals übrigens 2:1, doch Verlierer gibt es auch dort. Das Sportgericht des Fußballverbands in Augsburg bestrafte vier Bobinger und einen Königsbrunner mit Sperren in bisher nicht erreichter Höhe: Zwischen 3 und 24 Monate lang dürfen sie im Ligabetrieb nicht antreten, denn Szenen wie in Königsbrunn sollen sich nicht wiederholen. *Namen geändert

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